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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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dem Roten einen Arm unter die unverletzte Schulter und begann, seinen Freund die Treppe hinunter zu ziehen. Der Rote schaute nur einmal zurück. Ich hätte nicht geglaubt, dass er noch bleicher werden konnte, aber so war es; und sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Die linke Seite seines Hemdes war von Blut durchtränkt.
    »Komm schon, Roter«, sagte Ben. »Deine Mutter ist hier, und dein Bruder. Du brauchst nicht zu bleiben. Außerdem ist ein toter Held nichts nütze. Und was Euch angeht«, er warf einen Blick über die Schulter zurück auf meine Brüder, »so würde ich Euch raten, hier so schnell wie möglich zu verschwinden. Geht zum Haus. Dort solltet Ihr fürs Erste sicher sein. Ich würde Euch selbst hinbringen, aber wie Ihr seht …« Und dann waren sie weg.
    ***
    Cormack ging, das Schwert in der Hand, die Treppe hinunter, während Conor, der mich immer noch trug, ihm folgte, und die anderen hinterherkamen.
    »Wo ist Finbar?« flüsterte ich, aber niemand hörte mich. Der Lärm war ohrenbetäubend. Die Leute schrien, hier und da klirrten Schwerter, das gewaltige Feuer knisterte und toste, während es das Eschenholz und die Dielen und alles andere, was es erreichen konnte, verschlang. Die Flammen waren nun gewaltig, ragten hoch auf, mit Säumen von Grün und Orange. Der Sims, auf dem ich gestanden hatte, war längst verschwunden, der Pfahl durchgebrannt. Rings um uns her drängte sich die Menge vor, und es gab Männer mit Dolchen und Schwertern. Es war kein Durchkommen zur Sicherheit des Hauses. Meine Brüder bildeten einen festen Ring um mich, aber die Menge drängte näher, und die Stimmung schlug um. So viele waren gekommen, um eine Hexe brennen zu sehen, und fühlten sich nun betrogen. Andere sahen nur, dass sich plötzlich der Feind in ihrer Mitte befand, bewaffnet und gefährlich. Und da waren noch Richards Männer, die gewisse Befehle ausführen mussten.
    »Ich kann nicht glauben, dass wir nur gerettet wurden, um von diesem britischen Haufen getötet zu werden«, knurrte Cormack und versuchte mit wenig Erfolg, einen Pfad durch die schreiende, zornige Menge zu finden. Ein Mann verfluchte ihn, und Cormack hob das Schwert. Conor schlang die Arme fester um mich.
    »Das sieht nicht gut aus«, stimmte Liam ihm zu und schlug einen Mann zurück. Der Stürzende riss andere um. Eine Gruppe von Wachen in den Farben von Northwoods kam auf uns zu.
    »Menschen von Harrowfield!« Eine befehlsgewohnte Stimme erklang. »Ihr seid in dieser Nacht Zeugen eines großen Wunders geworden.« Langsam wurde die Menge stiller und drehte sich um. Vom Rücken eines großen, kräftigen Pferdes bedachte Vater Dominic von Whitehaven die Leute mit einem strengen Blick. Tödliche Stille breitete sich aus. Aus der sicheren Zuflucht von Conors Armen blickte ich auf. Was machte Vater Dominic hier? Wieso war er zurückgekehrt?
    »Dieses Mädchen war dem Tod sehr nahe. Aber ihr habt gesehen, wie diese jungen Männer hier durch ihren Glauben und ihre Hoffnung und die Arbeit ihrer Hände ihre menschliche Gestalt zurückerlangten. Zweifellos hat der Teufel diesen Bann auf sie gelegt, und durch Gottes Willen wurden sie gerettet.«
    Mehr Gemurmel. Einige schüttelten den Kopf, andere nickten. Ich war müde. Ich war so müde. Wo war Finbar? Wo war …?
    »Die Hand des Herrn liegt auf dieser jungen Frau«, fuhr Vater Dominic in gemessenem Ton, der über den ganzen Hof hallte, fort. »Ihr solltet froh sein, dass ihr damit gesegnet wurdet, dies sehen zu dürfen. Und seid dankbar, dass rechtzeitig Hilfe eintraf, denn beinahe wäre hier heute Abend großes Unrecht geschehen. Das Mädchen war nicht zum Tode verurteilt. Die Anklagen gegen sie waren nicht bewiesen; außerdem, wer könnte ein Kind verurteilen, das nicht sprechen kann, um seine Unschuld zu beweisen? Ich war der Ansicht, dass es im Interesse der Gerechtigkeit notwendig war, zu warten, bis ihr Mann zurückkehrte und für sie sprechen konnte. Dies habe ich auch Lord Richard gesagt, bevor man mich abrief. Wieso er sich entschlossen hat, ein anderes Urteil zu verkünden und die Strafe so schnell zu vollstrecken, werde ich bald herausfinden. Wäre Lady Anne nicht gewesen, die mir persönlich folgte, um mich zu fragen, was geschehen war, hätte ich nichts von dieser Verbrennung gewusst, bis es zu spät gewesen wäre. Und dann wäre Gottes Gnade diesen unglücklichen jungen Männern nicht gewährt worden.«
    Ich sah nun, dass Lady Anne neben ihm war, auf der kleinen Stute und in

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