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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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war beinahe vorüber.
    Als sie mich holen kamen, hatte ich keine Tränen mehr. Und so ging ich mit leerem Blick zwischen den Wachen auf den Hof hinaus, während jemand langsam eine Trommel schlug. Eine Menschenmenge hatte sich versammelt, und ich hörte einige ihrer Worte, als ich vorbeiging, … hält den Kopf hoch … eigentlich kein richtiger Mensch, das habe ich gehört … ich würde schreien … warte, bis sie anfängt zu brennen … dann wirst du sie schon singen hören.
    Einmal schaute ich zurück und sah einen Mann, der einen Korb trug, und einen anderen mit Spinnrocken, Spindel und Webrahmen und all den anderen Dingen, die mir gehört hatten. Offenbar wollten sie alles verbrennen. Es würde keine Spur von mir zurückbleiben, um den Haushalt von Harrowfield zu verseuchen. Bitte, flehte ich lautlos. Bitte, legt die Hemden dorthin, wo ich sie erreichen kann. Bitte, fesselt mir nicht die Hände. Die Wachen schauten grimmig drein. Ich spürte, dass ihnen ihre Pflicht keine Freude machte, aber sie mussten gehorchen. Ich nahm an, sie waren gute Männer; nach dem Feuer würden sie nach Hause zu ihren Frauen gehen und ihren Kindern einen Gute-Nacht-Kuss geben und vielleicht einen Augenblick oder zwei darüber nachdenken, was sie getan hatten. Es zeigte, wie viel Macht Richard hatte, dass alle seinen Befehlen ohne Frage folgten.
    Der Himmel veränderte die Farbe; das erste Lila der Dämmerung zog sich über das Spätnachmittagsblau. Wir erreichten den Scheiterhaufen und die Plattform mit ihren ordentlichen Stufen. Und dort war Richard in einem frischen Samtgewand mit Silberfaden an der Kehle. Die Trommel verstummte. Die Zuschauer schwiegen. Ich sah wenig vertraute Gesichter. Keine Lady Anne, kein Ben, auch Margery konnte ich nicht entdecken. Aber Megan war da, ihr rundes Gesicht bleich im Fackellicht, so dass die Sommersprossen sich deutlich abzeichneten. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    Sie führten mich zu der Plattform, wo Richard stand. Eine kleine Fackel brannte in einem Eisenkorb unten am Scheiterhaufen. Ich hatte keinen Zweifel, welchem Zweck sie diente. Mein Herz schlug seinen eigenen schnellen Rhythmus; ich brauchte die Trommelschläge nicht. Der Himmel wurde lavendelgrau; draußen im Westen verlieh die untergehende Sonne den Wolken die Farbe eines rosigen Apfels.
    »Ihr seid hier alle versammelt, um Zeugen einer gesetzmäßigen Bestrafung zu werden«, verkündete Richard großartig. »Der Prozess gegen dieses Mädchen, bekannt als Jenny, wurde gestern gehalten. Zeugen wurden aufgerufen und Aussagen wurden gemacht, die ihre Schuld unwiderlegbar bewiesen. Ihr kennt bereits das Urteil. Dieses Mädchen ist schuldig, einen Gesetzlosen beherbergt zu haben, spioniert zu haben und die teuflischen Künste ausgeübt zu haben, zusätzlich zu ihrem Ehebruch. Die Strafe für diese Verbrechen ist der Tod. Darin waren Vater Dominic und ich vollkommen einig. Die Weigerung des Mädchens, sich zu verteidigen, war ein klares Eingeständnis von Schuld. Mit dieser Verbrennung entfernen wir den bösen Abszess, der sich ins Herz von Harrowfield gefressen hat. Mit dem Tod dieses Mädchens werden Frieden und Wohlstand in diesen Haushalt und ins Tal zurückkehren. Ich rufe euch als Zeugen auf.« Ein paar Leute applaudierten, und jemand rief: »Dann macht schon!«
    Aber die Menge schien unruhig. Es gab Gemurmel, als wären sie nun, nachdem sie endlich bekommen sollten, was sie die ganze Zeit gefordert hatten, nicht mehr so sicher. Und eine vertraute Stimme rief: »Schande! Schande! Jenny hat mein Leben und das meines Kindes gerettet! Ihr dürft das nicht tun!« Margery war dort irgendwo, und zumindest sie hatte keine Angst, für mich zu sprechen. Dann rief ein anderer: »Was ist mit Lord Hugh? Was hält er davon?« Richard machte eine kleine Geste, und plötzlich war dort eine Reihe seiner Männer, direkt vor der Zuschauermenge, und hielt sie zurück. Und die Stimmen der anderen wurden übertönt von Rufen wie »Verbrennt die Hexe!«, »Tod der dreckigen Spionin!«, »Sehen wir, wie sie brennt!«
    Der Lärm wurde lauter, als man mich über die Plattform und auf den schmalen Sims am Pfahl in der Mitte zerrte. Hier und da konnte ich die kleinen Scheite sehen, die Richard mit eigenen Händen so sorgfältig platziert hatte. Sie hatten einen öligen Schimmer. Ein Mann band mich mit einem Seil fest an den Pfahl. Einmal, zweimal, dreimal um die Taille und hinten festgebunden, wo ich die Knoten nicht erreichen konnte. Aber sie

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