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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Stück seiner Rüstung.
    »Lebe wohl, Simon«, sagte ich. Er hatte den kleinen Beutel wieder unters Hemd gesteckt, wo ihn niemand sehen konnte. Alle trugen wir unsere Erinnerungen dessen, was hätte sein können, bei uns.
    Als ich mich abwandte, sagte er: »Wie kann er das tun? Wärest du mein, dann würde ich kämpfen, um dich zu behalten. Ich würde sterben, ehe ich dich gehen ließe.« Dann rief Liam vom Wasser her: »Beeil dich, Sorcha! Wir sind beinahe fertig.« Der Augenblick war fast gekommen. Der Rote wartete, eine reglose Gestalt auf dem Felsen, den Blick dem entfernten Horizont zugewandt. Über uns schrien die Möwen. Das hier war eine andere Bucht, aber die Erinnerungen jenes Tages verweilten hier immer noch. Irgendwie stand ich dann vor ihm, und wir sahen einander an, und es hätte keine Welt geben müssen außer uns beiden. Ich fand keine Worte. Nicht ein einziges. Das Feenvolk hatte mir bereits erklärt, dass mein Weg schwer sein würde. Aber nichts hätte mich auf so etwas vorbereiten können. Auch der Rote schwieg. Es war uns leichter gefallen, einander zu verstehen, als ich noch nicht sprechen konnte. Als ich ihn ansah, konnte ich sehen, wie er als alter Mann aussehen würde. Ein Gesicht, gezeichnet von Furchen und Linien, wo seine Tränen geflossen wären, hätte er sich gestattet zu weinen. Sein Blick war leer.
    »Komm schon, Sorcha!« rief Diarmid.
    Ich kann nicht gehen. Ich muss gehen. Ich blinzelte die Tränen zurück, ich war nicht in der Lage, mich zu bewegen.
    »Ich hätte es beinahe vergessen«, sagte der Rote. Seine Stimme klang sehr seltsam, als käme sie aus sehr, sehr weiter Ferne. Er griff in seine Tasche. »Ich habe etwas für dich.«
    Er gab es mir in die Hand. Ein runder, glänzender, vollkommener Apfel, grün wie frisches Gras, mit einer schwachen Spur zarten Rosas. Und nun hatte sich sein Blick verändert, so dass ich sehen konnte, was in seinen Augen lag, tief verborgen, so dass nur die Mutigsten oder Waghalsigsten versuchen würden, es zu finden.
    Er hatte mich immer ohne Worte besser verstanden. Also legte ich die Hand auf mein Herz, ließ sie dort einen Augenblick, und dann legte ich die Handfläche auf seine Brust. Mein Herz. Dein Herz.
    »Komm, Sorcha, wir haben keine Zeit mehr!« rief Padraic.
    Ich wandte mich ab, keinen Augenblick zu früh, denn nun liefen mir die Tränen über die Wangen, und ich rannte zum Schiff und wurde hineingezogen. Sie schoben es vorwärts, und Wind und Wellen trugen uns nach Westen, nach Westen übers Meer und heim nach Sevenwaters. Ich saß da, mit dem Apfel in der Hand und dem Blick auf den Strand gerichtet, wo er wie eine Statue stand. Ich konnte vor Tränen nicht viel sehen, aber ich schaute immer noch zurück, bis alles, was ich von ihm noch entdecken konnte, die winzige Flamme seines Haares vor dem Grau und Grün und Weiß der Küstenlinie war. Und alles, was ihm von ihr geblieben war, war seine Erinnerung, in der er jeden einzelnen Augenblick, in dem sie ihm gehört hatte, bewahrte. Das war alles, was er hatte, um die Einsamkeit fern zu halten. Aber der Rote würde vergessen. Nun, da ich weg war, konnte er beginnen zu vergessen. Was mein eigenes Herz anging – ich glaubte nicht, dass selbst der beste Heiler der Welt es hätte heilen können.

KAPITEL 15
    Wir segelten durch den Tag und in die Nacht, und als wir landeten, war es an unserem heimatlichen Ufer und im Dunkeln. Auf See war bald klar geworden, dass Liam von nun an den Befehl übernehmen würde, und am Ende war er es, der den Bootsmann mit präzisen Gesten zu einem wilden Küstenstrich dirigierte, wo es nur vom Wind gepeitschte Sträucher und ein paar verstreute Steine gab. Cormack hob mich aus dem Boot, Conor nahm meinen Beutel, und nun standen wir sieben wieder auf irischem Boden. Das kleine Boot verschwand in der Dunkelheit.
    Meine Brüder waren nicht seekrank geworden. Sie hatten die Überfahrt beinahe genossen. Zwischen meinen Würgeanfällen hatte ich Zeit gehabt, die Erregung auf Padraics Gesicht zu sehen, als man ihm erlaubte, das Ruder zu bedienen. Nicht, dass meine Brüder unvertraut mit kleinen Schiffen gewesen wären; eine Familie von Jungen lebt nicht so lange nahe einem großen See, ohne dass sie ein paar Fähigkeiten auf dem Wasser erwerben. Aber das hier war etwas anderes; ich konnte Padraic ansehen, dass er viel größere Meere vor Augen hatte, eine Sehnsucht nach Abenteuer und geheimnisvollen Ländern, die auf keiner Karte verzeichnet waren. Ich sah es in seinem

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