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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Blick, die Reflexion dessen, was ich vor langer Zeit gesehen hatte, als er die Eule in die Luft warf und sie sich in den endlosen Himmel erhob. Und ich hörte Finbars innere Stimme. Schon bald wird auch er davonfliegen. Mein Bruder saß schweigend im Boot, sein dunkler Umhang verbarg nicht ganz die weißen Federn. Sei froh über Padraics Freude. Denn diese Heimkehr kann kein Triumph sein.
    Wir waren in Harrowfield gut versorgt worden, und sobald wir die Zuflucht eines kleinen Gehölzes erreichten, schlugen meine Brüder ein Lager auf. Eine Laterne wurde entzündet und so geschützt, dass ihr Licht sich nicht weit ausbreitete.
    »Kein Feuer«, sagte Liam. »Nicht heute Nacht. Und wir werden auch nicht versuchen, Pferde zu finden, obwohl ich begierig darauf bin, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Es ist das Beste, wenn wir unangekündigt und zu Fuß eintreffen.«
    »Sorcha ist sicher müde.« Conor hielt ein Auge auf mich und achtete darauf, dass ich jeden Bissen des Gerstenbrotes aß, das sie uns gegeben hatten. »Es wird noch lange dauern; vier oder fünf Tage, selbst für uns.«
    Liam runzelte die Stirn. »Diese Briten werden dafür zahlen, was sie unserer Schwester angetan haben. Aber das muss warten. Wir haben Dringenderes zu tun.«
    »Es juckt mir in den Fingern, dieser Zauberin das Genick zu brechen.« Diarmid ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. »Können wir nicht ganz offen hinreiten und dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird? Ich werde unsere Geschichte allen erzählen und dafür sorgen, dass Lady Oonagh ihre Strafe erhält, wenn wir alle zusehen können.«
    »Du bist zu hastig«, sagte Cormack, brach ein Stück von seinem Brot ab und kaute nachdenklich. »Wir wissen immer noch nicht, was inzwischen in Sevenwaters geschehen ist. Liam hat Recht. Wir können nicht einfach mit erhobenen Schwertern hinstürzen. Das könnte zu einem Gemetzel führen, und dann würden nicht nur unsere Feinde darunter leiden.«
    Conor bedachte seinen Zwilling mit einem forschenden Blick. »Du hast in dieser langen Zeit anscheinend etwas gelernt«, bemerkte er lächelnd. Cormack warf ein Stück Brot nach ihm, traf aber nicht.
    Padraic nickte zustimmend. »Es könnte uns helfen, sie zu überraschen«, sagte er. »Es wäre besser, wenn Lady Oonagh keine Vorwarnung erhält.«
    Schweigend saßen wir eine Weile da. Die Erinnerungen schmerzten, und die Angst war noch nicht verschwunden.
    »Dennoch«, meinte Diarmid. »Es kommt mir einfach zu lang vor.«
    Wie lange es auch sein mag, es kann nie lange genug sein. Lange genug, um durch den Wald zu gehen und nach Hause zu kommen, lange genug, um wieder wir selbst zu sein.
    Ich hatte Finbars Stimme gehört, aber die anderen nicht. »Wir müssen tun, was Liam sagt«, sagte ich leise. »Nach einer solchen Reise müssen wir auf dem richtigen Weg nach Hause zurückkehren. Ich kann es schaffen. Ich bin wirklich stark.«
    »Hmm.« Conor betrachtete mich von oben bis unten. »Vielleicht sollten wir dir ein Versprechen abnehmen, dass du jeden Tag fünf gute Mahlzeiten zu dir nimmst, bis wir dorthin gelangen. Aber sie hat Recht, Diarmid. Es ist der einzige Weg.«
    Also zogen wir zu Fuß weiter, und meine Brüder richteten sich nach meinem Tempo. Das war ein anderer Weg als der, den ich genommen hatte, als ich den Wald verließ, als der Fluss mich so rasch von daheim weggetragen und mich einem Briten ausgeliefert hatte. Dieser Weg brachte uns über offenes Land, von einem felsigen Hügel zum nächsten, wo wir in isolierten Hainen sturmgepeitschter Bäume so gut wie möglich Schutz suchten, nachts das Lager aufschlugen und kurz nach Einbruch der Dämmerung weiterzogen. Wir mieden die beliebteren Wege, zogen weiter wie sieben lautlose Schatten, bemerkt nur von Klippe und Felsen und Baum. Und am dritten Tag kamen wir zum Rand des Waldes.
    Wir rasteten auf einem Hügelkamm, als die Sonne durch die Wolken brach, und beobachteten einen vereinzelten Falken, der in der Luft schwebte, hoch über der Aussicht aus Grau und Grün und Herbstgold, die sich so weit das Auge reichte vor uns erstreckte.
    »Wir sind zu Hause«, sagte Conor. Ich holte tief Luft und spürte, wie ein Mantel von Stille sich über meinen Geist legte. Dann gingen wir weiter, hinunter zwischen moosbedeckten Steinen und unter die Decke der Bäume, und setzten unseren Weg nach Hause auf Pfaden fort, die wir ohne Landkarte oder Führer fanden, obwohl kein Fremder ihnen hätte folgen können. Die Bäume bebten in

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