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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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er musste versuchen, mit unserem Vater und der Frau unseres Vaters zurechtzukommen und die Risse der einstmals starken Festung wieder zu kitten. Diarmid schien von Bitterkeit zerfressen, und Cormack stand offenbar andauernd kurz vor einer Explosion. Was Conor anging, den weisen, geheimnisvollen Conor – selbst er hatte mir heute gezeigt, wie sehr ihn seine eigenen Überzeugungen blenden konnten. Denn er hatte nicht erkannt, was der Rote wirklich war. Und Finbar, der nun wie in einem Traum daherritt, schien sich dessen, was um ihn herum geschah, kaum bewusst zu sein. Finbar würde sein Leben fern von allem führen, was hätte sein können. Ich hatte sie zurückgebracht; aber jeder hatte in der langen Zeit bis dahin einen Teil von sich verloren.
    Wir kamen gut voran und waren nun unter hohen Bäumen, wo wir in einer lang gezogenen Reihe ritten. Simon und ich waren ein Stück von den anderen entfernt.
    »Du gehst nach Hause«, sagte er, »aber du hast immer noch den Ring meines Bruders.«
    Ich war verblüfft und wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Dann meinte er: »Warum hast du nicht auf mich gewartet, Sorcha?«
    Ich starrte ihn an. Dann sagte ich: »Ich konnte nicht bleiben. Das habe ich dir gesagt. Ich wollte dich nicht verlassen, aber meine Brüder haben mich gezwungen zu gehen. Ich war damals nur ein Kind.«
    »Ich erinnere mich an eine Geschichte, die du mir erzählt hast«, sagte er. »Über einen magischen Becher, aus dem nur die trinken können, die reinen Herzens sind. Es gab einen Mann, der wartete und wartete, bis er alt war, und seine Geduld wurde schließlich belohnt. Ich habe viel länger gewartet. Ich war sehr lange weg, Sorcha. Viel länger, als Sterbliche es können. Neun mal neun Jahre an diesem Ort, von dem du mir in deinen Geschichten erzählt hast. Länger, als mein Bruder sich jemals vorstellen könnte.«
    Ich starrte ihn immer noch an, als wir über den Hügel ritten und unsere Pferde zusammen über eine Lichtung und wieder in die Wälder trabten. Ihre Schritte wurden von dem Teppich feinen Laubs gedämpft. Ich wollte nicht glauben, was er mir da erzählte, und dennoch wusste ich, wie eine Geschichtenerzählerin es wissen muss, dass er die Wahrheit sprach.
    »In der Geschichte hat seine Liebste auf ihn gewartet«, sagte Simon und richtete seine hellblauen Augen mit erschreckender Intensität auf mich. »Sie wartete, bis sie beide alt waren. Jahre und Jahre. Für dich waren es nur drei. Warum hast du meinen Bruder geheiratet? Warum hast du nicht auf mich gewartet?«
    »Ich … ich … wie hätte ich es wissen können?« flüsterte ich entsetzt. »Ich habe es nicht gewusst. Ich hätte nie auch nur gedacht …«
    Er schwieg.
    »Du warst verletzt«, sagte ich. »Du hattest Brandnarben. Was ist …«
    »Es gibt jene, die solche Narben zum Verschwinden bringen können, als hätten sie nie existiert. Es gibt jene, die einem solche wunderbaren Dinge zeigen können, dass man die Welt für immer vergessen mag, und wenn man dann zurückgeschickt wird, wenn sie einen nicht mehr brauchen können, ist man vollkommen zerstört von seiner Sehnsucht nach dem, was man im Land unter den Hügeln zurückgelassen hat. Sie haben mich lange behalten. Ich habe keine Narben, keine äußerlichen. Was immer dein Volk mir angetan hat, gehört zu einem anderen Leben. Es geschah vor langer, langer Zeit. Aber ich habe meinen Verstand nicht verloren, Sorcha. Ich war immer klar und auf mein Ziel konzentriert, all diese langen Jahre. All diese lange Zeit des Wartens dachte ich nur daran, zurückzukehren und dich wieder zu finden. Ich betete nur darum, dass die Zeit in dieser Welt langsamer vergehen möge. Als sie mich schließlich wegschickten, hatte ich wenig Erinnerungen an das alte Leben; es waren mir nur Phantome, unklare, flüchtige Fetzen, geblieben. Aber eine Erinnerung blieb deutlich und strahlend.« Er griff nach oben und zog eine Schnur von seinem eigenen Hals, er reichte mir einen kleinen Beutel aus weichem Leder. »Mach ihn auf und sieh hinein.«
    Ich löste die Schnur und tastete in den Beutel. Etwas Feines, Weiches wie Seide. Die kleine Stute ging stetig weiter und brauchte keine Führung. Vor mir ritten Cormack und Conor nebeneinander, hinter mir hatte Padraic Ben in ein lebhaftes Gespräch über die Prinzipien des Vogelflugs verstrickt. Finbar war irgendwo dort hinter ihnen. Ich konnte den Roten, Liam oder Diarmid nicht sehen. Ich holte den Inhalt des Beutels heraus. In meiner Hand lag eine Locke dunklen

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