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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Haares. Die Locke, die Simon an jenem Tag vor langer Zeit von meinem Kopf geschnitten hatte, mit seinem scharfen, kleinen Messer. Lass mich nicht allein. Was für ein grausames Spiel hatten sie mit uns gespielt? Welchem gewundenen Weg waren wir gefolgt, wie in einem wilden Tanz mit verbundenen Augen? Wie Marionetten? Hatten wir denn keinen Willen? Hatten wir keine Wahl?
    »Also hat das Feenvolk dich geholt«, hauchte ich. »Sie haben dich aus dem Wald geholt …«
    »Du weißt, wie sie sind«, sagte er. »Wie sie einen locken und bezaubern und entzücken. Wie sie einen drängen, einem Streiche spielen und einen erschrecken. Ohne diesen Talisman hätte ich tatsächlich den Verstand verloren. Ich hätte mich selbst viele, viele Male verloren. Ich hätte alles vergessen. Aber ich habe nicht erlaubt, dass sie mir den abnehmen; und schließlich gaben sie auf und haben mich gehen lassen. Du hättest warten sollen, Sorcha. Nur ein wenig länger.«
    Was konnte ich sagen? Er nahm die Locke aus meinen zitternden Fingern, steckte sie wieder weg und zog sich die Schnur um den Hals, so dass der Beutel auf seinem Herzen lag.
    »Ich habe dir einmal eine Geschichte erzählt«, sagte er. »Erinnerst du dich?«
    Ich nickte. »Ich erinnere mich daran. Eine Geschichte von zwei Brüdern.«
    »Du sagtest, ich könnte sie enden lassen, wie ich wollte. Ich könnte diesen oder jenen Weg gehen. Ich habe dir geglaubt. Aber du hast dich geirrt. Ich habe gewartet und gewartet, um dich wieder zu finden. Aber du hast meinen Bruder geheiratet. Auch das hat er mir genommen.«
    Es gab nichts mehr, was ich sagen konnte. Dennoch stolperten meine Worte weiter. »Ich wusste nicht … wie hätte ich wissen sollen … erinnerst du dich an alles? Warum …«
    »Wer würde mir die Wahrheit denn glauben?« fragte er, und sein Blick war einen Augenblick lang so tief und einsam wie der seines Bruders. »So ist es leichter. Wer würde es außer dir schon glauben?«
    Wir ritten schweigend weiter. Vor uns konnte ich den Roten sehen, der allein die Truppe anführte, und hinter ihm vier meiner Brüder, Liam und Diarmid, Cormack und Conor, deren Pferde seinem Weg folgten, der schmaler geworden war, als das Gelände steiler wurde. Wir ritten durch die Wälder, bis wir die Stelle erreichten, wo man das Meer vor sich sah. Auf der anderen Seite des schimmernden Wassers, im Westen, war mein Zuhause. Und der Wald. Mein Wald.
    »Wir sind vor langer Zeit oft hierher gekommen«, sagte Simon. »Es gibt hier manchmal Seehunde.«
    »Das weiß ich«, sagte ich.
    Er warf mir einen überraschten Blick zu. »Er hat dich hierher gebracht?«
    »Ich habe die Bucht gesehen«, sagte ich und dachte: Ich kann nicht dorthin zurückkehren. Zwingt mich nicht, dort Lebewohl zu sagen. Ich mag stark sein, aber dazu bin ich nicht stark genug.
    »Niemand sonst wusste davon«, sagte Simon sehr leise. »Wir haben niemanden von diesem Ort erzählt. Nicht einmal Elaine.«
    Ich sah ein entzücktes Grinsen auf Padraics Gesicht, als er den ersten Blick auf das glitzernde Wasser warf, das mich so verblüfft hatte, als ich es zum ersten Mal sah. Als wir dort saßen und nach Westen schauten, schloss auch Finbar langsam auf. Seine Miene, sein Blick waren ausdruckslos.
    »Es ist ein wenig nördlich von hier«, sagte der Rote. »Wir haben ein Boot in der nächsten Bucht, nicht weit von hier. Unser Mann sollte bereit sein. Ihr habt einen guten Tag Zeit, und der Wind ist günstig.«
    »Aber denkt an den Magen Eurer Schwester«, warf Ben ein. »Sie ist nicht allzu begeistert von Seereisen.«
    Nur zu bald waren wir am Strand, und der säuerliche Bootsmann, den ich bereits einmal zuvor gesehen hatte, bereitete sein kleines Fahrzeug vor. Padraic, dessen Unternehmungen bisher auf das ruhigere Wasser des Sees beschränkt gewesen waren, beeilte sich, ihm zu helfen, und war schnell mit Seilen und Rudern beschäftigt. Die Pferde grasten weiter hügelaufwärts, zu gut geschult oder zu müde, sich davonzumachen. Der Rote stand allein auf den Felsen und spähte aufs Meer hinaus.
    Ich verabschiedete mich von Ben, und Liam nahm mein jämmerlich kleines Bündel mit hinunter ins Boot, und die anderen streckten ihre verkrampften Beine und versuchten, einen Blick auf das Land zu erhaschen, das auf der anderen Seite des Meeres lag. Ben umarmte mich und sagte: »Vergiss uns nicht«, und ich erwiderte, ich würde all seine Witze meinen Brüdern weitererzählen. Er wandte sich ab und war plötzlich sehr beschäftigt mit einem

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