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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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stehen. Dann nahm er die Hand weg, und ich trat einen Schritt zurück. Unausgesprochene Worte hingen schwer zwischen uns. Unausgesprochene Worte und Gesten, die keiner gemacht hatte. Von jedem anderen hätte ich mich mit einer Umarmung, einem Kuss, der Berührung der Wangen, einem Handschlag verabschiedet. Ihm gegenüber konnte ich das nicht.
    »Du hast einen Kreis«, sagte er, »den du fest um dich schließen kannst; John, Ben, deine Brüder. Simon ist so darauf versessen, dich zu schützen, wie alle anderen, obwohl er wirklich wenig Grund hat, dein Volk zu lieben. Aber sobald du uns berührst, gehören unsere Herzen uns nicht mehr selbst.« Meine Lippe zitterte; ich biss mir darauf und zuckte vor Schmerz zusammen. Ich werde nicht weinen. Ich habe schon genug geweint. Ich kann auch stark sein. Ich hob die Hand und zog die Schnur über meinen Kopf.
    »Du willst das wahrscheinlich zurückhaben«, sagte ich und blinzelte ziemlich heftig. Der Ring lag auf meiner offenen Handfläche, leicht und warm. Ich brauchte meine ganze Willenskraft, um die Finger nicht wieder darum zu schließen. Ich sah, wie der Rote die Hand zu einer Faust ballte.
    »Wenn er dir so wenig bedeutet«, sagte er einen Augenblick später, »wirf ihn ins Feuer oder auf den Misthaufen. Ich kann ihn nicht brauchen.« Dann drehte er sich um und ging davon, und ich musste an die Nacht des Steinschlags denken, wo er davongegangen war wie blind, obwohl er die Augen weit offen hatte.
    ***
    Die kleine Stute trug mich so freundlich wie an dem Tag, an dem wir zur Bucht mit den Seehunden geritten waren. Meine Brüder schwiegen, als ob das Wunder, die Welt des Tageslichts wieder durch ihre eigenen Augen sehen zu können, beinahe zu viel für sie war. Der Rote ritt am Kopf der Truppe, sein Haar schimmerte in der Herbstsonne. Ben bildete eine wachsame Nachhut.
    Es war schwer, nicht an das letzte Mal zu denken, als wir hier entlanggekommen waren, über den verborgenen Pfad unter den Bäumen entlang, über die Hügel und weg vom Tal. Ich hatte nicht erwartet, dass Simon mit uns kommen würde, aber er hatte sich offenbar dafür eingesetzt und seinen Bruder überzeugt. Er ritt neben mir, und ich sagte ihm, was Richard mir über Eamonn von den Marschen erzählt hatte, über seine Allianz mit ihm und was in jener Nacht geschehen war, als Simon aus dem Lager verschwand. Er lauschte und nickte und ließ mich reden. Ich erzählte nicht alles. Einiges davon kam unserer eigenen Geschichte zu nah, zu nah dem Teil, auf den der Rote so lange gewartet und den er dann am Ende nicht hatte hören wollen.
    »Mein Onkel ist ein großes Risiko eingegangen, als er dir das sagte«, meinte Simon nachdenklich. »Ein großes Risiko. Sobald alles bekannt wird, wird er jeden Einfluss verlieren, den er je hatte, und von seiner Familie und seinen Verbündeten verstoßen werden; ich kann mir nicht vorstellen, was für eine Zukunft vor ihm liegt. Ich mache mir Sorgen um Elaine. Er hat sie durch das, was er getan hat, in eine sehr verwundbare Position gebracht. Und er hat keine Söhne. Es werden viele Verwandte versuchen, seinen Platz in Northwoods einzunehmen.«
    Elaine war dem Roten eine gute Freundin gewesen, dachte ich. Vielleicht würde sie nun bekommen, was sie verdient hatte. Vielleicht konnte sie nun ihrem Herzen entsprechend wählen und nicht, wie ihr Vater ihr befahl. Simon war ein guter junger Mann, und ich wünschte ihnen Freude aneinander.
    »Richard dachte, ich würde sterben«, sagte ich. »Er glaubte nicht, dass ich jemals wieder sprechen könnte. Ein Mann wie er liebt es zu prahlen und kann der Versuchung nicht widerstehen, anderen seinen Triumph mitzuteilen. Wäre der Rote – wäre dein Bruder nicht rechtzeitig zurückgekehrt, wäre alles geschehen, wie Richard es geplant hatte.«
    »Mein Bruder hat dafür gesorgt, dass er rechtzeitig hier war«, meinte Simon. »Ich habe noch nie einen Mann so reiten sehen – es war, als würde er von Dämonen angetrieben. Der gute alte verlässliche Hugh. So ruhig, so fähig. So vollkommen berechenbar. Aber du hast ihn verändert.«
    Der Geruch von Salz hing in der Luft, und ich glaubte eine Möwe gehört zu haben. Auf Padraics Gesicht zeigte sich der Hauch eines Lächelns. Er war jung, und von all meinen Brüdern schien er am wenigsten verwundet. Ich dachte, er würde imstande sein, sein Leben wieder zu finden, und ein gutes Leben. Was uns andere anging, war ich nicht so sicher. Liam musste sich dem stellen, was in Sevenwaters vor uns lag;

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