Die Tochter der Wälder
auf dem Weg stehen, und Conor erklärte ihm, was mit uns geschehen war.
»Hmm«, meinte der alte Krieger, als die seltsame Geschichte zu einem Ende gekommen war. »Es gab viele Gerüchte, selbstverständlich, und die Leute wussten, dass sie damit zu tun hatte. Ein Blick, und man wusste, dass sie nichts Gutes im Sinn hatte. Einige sagten, ihr wäret verschwunden und würdet nie wieder kommen, aber ich wusste, dass ihr Sieben auf euch aufpassen könnt. Es war nur eine Frage des Wartens.« Er sah Finbar an und schüttelte den Kopf. »Aber ich sehe euren Bruder traurig verändert.«
Niemand sagte etwas dazu, und Finbar hatte es vielleicht nicht einmal gehört, so wenig verriet seine Miene. Donal schüttelte erneut den Kopf.
»Ihr werdet hier vieles verändert finden«, warnte er. »Sehr verändert. Es hat mich entsetzt, das kann ich euch sagen. Ich bin selbst erst vor kurzem zurückgekehrt, weil ich dachte, die Vergangenheit wäre vielleicht vergessen und er hätte einen Platz für mich. Ich bin zu alt, um mein Schwert an den Meistbietenden zu verkaufen. Drei Jahre waren mehr als genug. Und ich hatte gegen Mittsommer gehört, dass Colum Ärger hatte. Diese Geschichten haben mich zurückgebracht, und ich bin geblieben. Irgendjemand muss schließlich Wache halten.«
»Ärger? Welchen Ärger?« wollte Liam wissen.
»Es hieß, die Festung entglitte ihm. Männer desertierten truppweise, Posten blieben unbemannt, Besprechungen mit Verbündeten fanden nicht statt. Die Herden wurden nicht entsprechend ausgedünnt, und der größte Teil ist letzten Winter verhungert. Land wurde sinnlos gerodet. Es ist ihm alles gleich. Sie hat ihre Hand über ihm, und er kann sie nicht abschütteln.«
Diarmid ging unruhig auf und ab, die Stirn gerunzelt, die Hand am Schwertgriff.
»Wo ist sie?« fragte er ungeduldig. »Wo werden wir Lady Oonagh finden?«
»Sie ist weg«, sagte Donal.
»Wie bitte?« Die Luft schien vor Diarmids Zorn zu knistern. »Weg? Wie kann sie weg sein?«
»Sie hat gepackt und ist in aller Eile verschwunden, vor sieben oder acht Tagen, in der Morgendämmerung. Als hätte sie plötzlich etwas erschreckt. Sie hat den Jungen und ihre eigenen Männer mitgenommen und ist in die Nacht verschwunden. Und wenn ihr mich fragt – ich bin froh darüber.«
»Sie hat unseren Bruder mitgenommen?« Das war Conor.
»Das war der letzte Schlag gegen euren Vater«, erklärte Donal nüchtern. »Ihr werdet ihn sehr verändert finden.«
»Was ist aus ihm geworden, nachdem sie nun weg ist?« fragte Conor besorgt.
»Colum war immer stark«, sagte Donal, »aber euch zu verlieren, hat ihn tief getroffen. Ein paar vom alten Haushalt sind hier geblieben, und ich habe von ihnen gehört, wie es war. Er hat sich selbst die Schuld an eurem Verschwinden gegeben, und vielleicht war das auch richtig so. Im Lauf der Zeit hat diese Schuld immer weiter an ihm genagt. Er hätte mehr getan, um nach euch zu suchen, aber er konnte sich nicht von ihr losreißen. Er hat seine Willenskraft verloren. Seine Anstrengungen, euch zu finden, waren alle zum Scheitern verurteilt. Nun seid ihr endlich hier. Ich kann euch nicht sagen, ob er euch mit Freude oder einfach mit Verwirrung begrüßen wird.«
»Du sagst, er hätte versucht, uns zu finden«, sagte ich. »Man hat mir erzählt – man hat mir erzählt, man habe ihm meine sichere Rückkehr im Austausch für Gold oder Land angeboten. Und dass er sich geweigert hat.«
»Was?« Diarmid war aufgebracht. Cormack fluchte.
»Fragt ihn selbst«, sagte Donal grimmig. »Ich würde denken, das war unmöglich. Er wünschte sich nichts mehr als deine sichere Rückkehr. Ich denke, er hätte alles gegeben, um dafür zu sorgen. Wer immer dir diese Geschichte erzählt hat, muss gelogen haben.«
»Wir werden sehen«, meinte Liam mit eisiger Miene.
Wäre nicht ich es, die diese Geschichte erzählte, und wäre sie nicht meine eigene, würde ich ihr ein ordentliches, zufrieden stellendes Ende verschaffen. Die Kinder würden nach Hause kommen, und ihr Vater würde sie mit offenen Armen und voller Freude begrüßen. Die böse Stiefmutter würde bestraft und aus ihrem Heim vertrieben. Vater und Söhne würden alles wieder in Ordnung bringen, und alle könnten glücklich bis an ihr Ende leben. In solchen Geschichten gibt es keine losen Enden. Es gibt keine ausgefransten Ränder und verzogene Fäden. Töchter schenken ihr Herz nicht dem Feind. Die Bösen verschwinden nicht einfach und nehmen die Möglichkeit einer Rache mit
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