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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Gefühl, es tragen zu müssen, und der Ehering an meinem Finger war ein Zeichen des Stolzes. Meine Brüder bemerkten beides, sagten aber nichts – vielleicht, weil mein Gesicht die Spuren langen Weinens zeigte.
    Die Suppe war gut, und es dauerte nicht lange, bis Janis' großer Kessel leer war. Dann saßen wir da, mit unseren Weinbechern in den Händen und dem Schimmern des Feuers auf den müden Gesichtern, und Liam fragte: »Wer will uns heute Abend eine Geschichte erzählen?« Aber es war still im Haus, und niemand meldete sich. An diesem Mittwinter hatte es keine Stechpalmenbüsche über der Tür gegeben, keine Kräuter über den Fenstern, um die umherwandernden Geister willkommen zu heißen. Es gab kein trockenes Holz, das wir für Feuer übrig gehabt hätten, und niemanden, der genug Energie aufgebracht hatte, die Veränderung der Jahreszeiten zu feiern. Dennoch, es herrschte Freundschaft zwischen uns, ein Gefühl, dass wir dasselbe Ziel verfolgten. Ich glaubte, dass selbst mein Vater das spürte, als er neben Liam saß und seinen ältesten Sohn lange ansah, der bereits ein Anführer der Menschen geworden war. Und Conor, dessen ernster Blick ins Leere ging, als richteten sich seine Gedanken tief nach innen. Dieser Sohn war weise, weit über seine Jahre hinaus; bald würde es für ihn Zeit sein, weiterzuziehen, und im Blick meines Vaters stand die Vorwegnahme dieses Verlusts. Dann war da Finbar, der hinter dem Stuhl seines Vaters stand, viel sah und nichts sprach. Dies war der Sohn, der seinen Vater einmal mit seinem standfesten Blick und seinen offenen Worten so erzürnt hatte, mit seiner störrischen Weigerung, Lord Colums Spiel zu spielen. Es war nun dieser Sohn, der den wunden Geist seines Vaters heilte. Und Padraic – Padraic, der kein Kind mehr war. Er schäkerte mit den Dienerinnen, grinste seinen Vater an, und Colum hatte die Spur eines Lächelns auf den Lippen.
    Wir saßen noch eine Weile da und sprachen über dieses und jenes, unwillig, die warme Küche zu verlassen und uns in unsere kalten Schlafquartiere zu begeben. Das Feuer brannte nieder, und Donal warf ein weiteres kostbares Holzscheit darauf. Sie hatten mehr Holz geschnitten und gestapelt, aber es würde noch lange dauern, bis es trocken war, und es gab viele Feuerstellen zu wärmen. Die Dorfleute erhielten die ersten Vorräte, und wir nahmen, was übrig war. Draußen gab es Lärm, und plötzlich waren wir alle wach. Die Tür wurde aufgestoßen, und Liam war auf den Beinen, griff nach dem Schwert, schob mich hinter sich. Auf meiner anderen Seite stand plötzlich Donal mit gezücktem Dolch. Conor bewegte sich, um seinen Vater abzuschirmen. Zwei von Liams Männern zerrten einen Gefangenen herein, dem man die Augen verbunden und die Hände auf den Rücken gefesselt hatte. Mir fiel blitzartig Simon ein, wie man ihn am Abend vor Liams Verlobung mit Eilis in die große Halle gezerrt hatte, ein wilder, um sich schlagender Gefangener. Auch dieser Gefangene war hochgewachsen und kräftig, aber er wehrte sich nicht, sondern stand reglos zwischen den Männern, als wäre es ohnehin seine Absicht gewesen, hierhin gebracht zu werden. Dieser Gefangene hatte kurz geschnittenes Haar von der Farbe der Herbstsonne auf Buchenblättern, eine leuchtende Flamme in der Winternacht.
    Ich riss den Mund auf, und Liam streckte die Hand aus und legte sie mir auf die Lippen. Donal packte mich am Arm. Auf diese Weise konnte ich weder sprechen noch mich bewegen, sondern nur zusehen, wie sie den Roten vor die Männer meiner Familie schleppten. Die Wachen ließen seine Arme los und traten zurück. Es war still. Dies, so spürten alle, versprach viel bessere Unterhaltung als jede Geschichte.
    »Ich kenne diesen Mann«, sagte Liam und nahm die Hand weg, bedeutete mir aber mit einer Geste, ich solle weiter schweigen. Er wies mich an, mich hinzusetzen, und im Augenblick gehorchte ich ihm. »Ich dachte, unsere Grenzen wären gut bewacht. Wie ist es möglich, dass er unentdeckt so weit gekommen ist?«
    »Das ist seltsam, Herr«, sagte einer der Männer, der ein wenig außer Atem war. »Er muss sich gut auskennen, denn er kam direkt im Norden den Hügel hinauf und dann durch den Eschenwald, beinahe bis zur äußeren Hecke, ohne dass die Männer ihn hörten. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Dann kommt er direkt dort hin, wo wir ihn sehen können, und lässt sich gefangen nehmen. Er bewegt sich leise für einen so großen Burschen.«
    »Ich denke, er ist nicht ganz bei

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