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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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ihre Pferde ausbildeten. Er blieb den ganzen Nachmittag dort, und was sie miteinander besprachen, fragte ich nicht. Aber an jenem Abend stand neue Wärme im Blick meines Vaters.
    Langsam begann er wieder zu sprechen und zu reagieren, als würde er uns kennen. Die Dinge waren allerdings nicht so, wie sie einmal gewesen waren. Unser Vater schien jetzt viel älter zu sein. Die Last dessen, was er über sich selbst und uns gebracht hatte, war immer noch kaum zu ertragen, und ich dachte manchmal, dass seine geistige Gesundheit an einem sehr dünnen Faden hing. Nun wachte Finbar über ihn, schweigend im Schatten an seiner Seite, als hielte sein Geist den unseres Vaters in Schach, als webte er ein schützendes Netz darum. So begannen Vater und Sohn einander zu verstehen, und eine weitere Wunde heilte. Aber der Sieg war schwer errungen. Finbar wurde dünner und dünner, aß weniger und weniger und sprach fast überhaupt nicht mehr. Niemand konnte so viel von sich geben, ohne einen schrecklich hohen Preis dafür zu zahlen.
    Vater sprach nicht viel mit mir. Ich sagte mir, dass das nichts Neues war. Zuvor schien er nicht gewusst zu haben, was er mit seiner kleinen Tochter anfangen sollte, die ihrer Mutter so ähnlich sah. Nun war ich Niamh noch ähnlicher, so ähnlich, dass er mich zunächst für jene gehalten hatte, die er geliebt und verloren hatte. Meine Brüder hatten ihm meine Geschichte erzählt. Er wusste, dass ich mit einem Briten verheiratet war, einem von jenem Volk, das die Inseln eingenommen hatte, auf denen sich die geheimsten und heiligsten Orte unseres Volkes befanden, und das nur, um einen Außenposten zu haben, von dem aus sie in Zorn und Gier weiter vorstoßen konnten, um unser Land zu verwüsten. Sie erzählten ihm das. Aber wie Liam ihm rasch versicherte, es war keine richtige Ehe gewesen. Die Ehe konnte annulliert werden, sagte Conor, und in einiger Zeit würde man mir einen passenden Mann suchen. Es bestand keine Eile. Mein Vater hörte zu und schwieg.

KAPITEL 16
    Mittwinter kam und ging, und damit mein sechzehnter Geburtstag. Das Wetter blieb schneidend kalt. Ich ging früh ins Dorf und nahm Roggenbrot mit, das Janis und ich gebacken hatten, und einen Kräutertrank für Toms Enkelin, die das schlimmste Fieber hinter sich gebracht hatte. Reif knirschte unter meinen Stiefeln. Ich ging von einem Haus zum anderen und beendete, was ich zu tun hatte, während die Sonne immer noch hinter dem winterlichen Filigran der Birken den Himmel hinauf kroch. Ich hörte das Klagen einer Eule tief im Wald und die Antwort einer anderen. Statt direkt nach Hause zu gehen, kletterte ich den Hügelpfad hinauf, mein Atem eine Wolke in der kalten Luft. Oben auf der kleinen Anhöhe setzte ich mich auf einen flachen Stein und schaute über die kahlen Zweige hinweg auf das stille Wasser des Sees hinab. Ich hatte einen Stein im Stiefel. Ich zog meine Handschuhe aus und griff nach unten, um ihn aufzuschnallen. In diesem Augenblick erst bemerkte ich, dass die Schwellung meiner Hände fast völlig verschwunden war, die Finger wieder schlank und fein, wie sie einmal gewesen waren, die Haut hell und weich. Fast, als hätten sie niemals Spindel oder Nadel gehalten, fast, als hätten sie nie von Mieren gehört. Sie hatten die Kratzer und Flecke meiner Küchenarbeit, aber das war nichts. Vielleicht war hier Magie am Werk gewesen, denn in all meiner Zeit als Heilerin hatte ich nie gesehen, dass etwas so schnell geheilt war.
    Ohne nachzudenken, nahm ich die Schnur von meinem Hals und schnitt sie mit dem kleinen, scharfen Messer durch, das ich zusammen mit meinen Salben und Kräutern in der Tasche trug. Der kleine Eichenring fiel mir auf die Handfläche, warm und glatt, weil er an meinem Herzen geruht hatte. Ich zog den Ring über den dritten Finger meiner linken Hand. Er saß, als wäre er dafür gemacht, wie es ja tatsächlich der Fall gewesen war. Ich wurde von Tränen überwältigt, die mir in einer unaufhaltsamen Flut über die Wangen liefen. Ich schlug die Hände vors Gesicht und glaubte, diesen Kummer nicht mehr länger ertragen zu können. Ich war erst sechzehn. Was, wenn ich den Rest meines Lebens so weiterleben musste, halb wach, halb am Leben, nie ganz vollständig? Was hatte ich falsch gemacht, um so verflucht zu werden?
    »Nichts«, sagte eine Stimme in der Nähe. Ich blickte zwischen tränennassen Fingern auf. Sie stand da, betrachtete mich ernst, ihr Mantel aus Mitternachtsblau der einzige Farbfleck unter den Winterbäumen. »Du

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