Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Schlüssel, der mehr einem verbogenen Haken glich, aus seiner Satteltasche, steckte ihn ins Schlüsselloch und versuchte zu öffnen. Das Schloss war jedoch eingefroren, und er musste eine ganze Weile hantieren, bis er den Verschlussbolzen gelöst hatte und eintreten konnte.
    »Siehst du, ich hatte recht!«, sagte er zu seinem Kameraden.
    »Seitdem ich weggegangen bin, ist keiner mehr hier gewesen!«
    Zufrieden nahm er eine Fackel aus einer Mauernische und setzte sie mit Hilfe von Feuerstein, Stahl und Zunder, die ebenfalls dort lagen, in Brand.
    Das nächste Tor führte in einen Stall, der zwei Dutzend Pferde aufnehmen konnte. In einem abgetrennten Teil gab es sogar noch Stroh und Heu. Als Stammberg die Futterkiste öffnete, konnte man jedoch sehen, dass der Hafer den Mäusen zum Opfer gefallen war, denn es lagen nur noch Schalenreste darin und massenhaft Kötel.
    »Im Keller muss sich noch ein Fass mit Hafer befinden. Du, Bursche, wirst morgen die Kiste saubermachen und dann frischen Hafer von unten holen. Jetzt aber schürst du erst einmal das Feuer in der Küche, damit die Magd das Abendessen kochen kann. Sie soll dafür die Vorräte nehmen, die wir unterwegs erstanden haben.«
    Damit meinte er das Fleisch und das Brot, welches sein Freund und er bei ihrem letzten Gastgeber aus der Speisekammer gestohlen hatten. Die Menge reichte aus, um fünf Leute einige Tage lang zu verköstigen.
    Dann ordnete Stammberg an, dass sie vorerst nur die Küche bewohnen sollten, weil es neben ihr einen Raum gab, der von außen zugeschlossen werden konnte. Lampert musste unter scharfer Bewachung zuerst die Pferde versorgen und dann etwas Stroh in die Kammer bringen, in die die Raubritter Trudi sperren wollten. Vorerst erlaubten die Entführer ihr, in der Küche zu bleiben und sich am Feuer zu wärmen.
    Kaum hatte Lampert die Befehle ausgeführt, zwangen die beiden Männer ihn, sich flach auf den Boden zu legen. Während Stammberg ihn mit gezückter Klinge in Schach hielt, legte sein Kumpan ihm eine Eisenschelle um den rechten Fußknöchel und schloss diese mit zwei Nieten. Danach befestigte Hohenwiesen eine kurze Kette mit einer schweren Eisenkugel an der Schelle. Als Lampert wieder aufstehen durfte, musste er, wenn er gehen wollte, diese Kugel entweder in der Hand tragen oder mühsam hinter sich herziehen.
    »Der wäre versorgt!«, spottete Stammberg und machte sich einenSpaß daraus, den Knecht mit der flachen Klinge anzutreiben. Lange aber hielt er sich damit nicht auf, sondern trat auf Uta zu, die den über der Feuerstelle hängenden Kessel blank geputzt hatte und nun einen Eintopf aus Wasser, Mehl, kleingeschnittenem Fleisch und Steckrübenscheiben kochte.
    »Das kann deine Herrin tun. Du wirst für etwas anderes gebraucht!«
    »Nein!«, schrie Uta erschrocken, doch angesichts der Schwertspitze, mit der er auf ihren Busen zielte, begann sie langsam, ihre Kleider abzulegen.
    Lampert stieß einen Schrei aus und riss die Eisenkugel hoch, um Stammberg damit niederzuschlagen, doch da hielt Hohenwiesen ihm grinsend das Schwert vor den Bauch. »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Sonst müssten wir überlegen, ob wir dich am Leben lassen wollen. Die beiden Weibsstücke können die Arbeit auch allein tun.«
    Vor Wut zitternd, setzte Lampert die Kugel wieder ab und stand mit geballten Fäusten da. Trudi konnte ebenfalls nur hilflos mit ansehen, wie Stammberg ihre Magd zu dem Strohhaufen schleifte, der als Bett für die Ritter dienen sollte, und sie dort mit einem harten Griff zwang, sich hinzulegen. Als der Ritter seine Hose öffnete und sich auf Uta warf, kehrte Trudi ihnen den Rücken zu und schnipselte mit Tränen in den Augen die letzten Steckrüben. Dabei stellte sie sich vor, das Messer in Stammbergs Wanst zu rammen. Hohenwiesen stand jedoch mit gezogenem Schwert zwischen ihr und seinem Kumpan und ließ die Augen zwischen Stammberg und den Gefangenen hin- und herwandern.
    Schließlich befahl er Lampert, Trudis Satteltaschen zu holen und auszuleeren. Als er sah, dass nur ein wenig Ersatzkleidung in ihnen zu finden war, trat Hohenwiesen fluchend auf Trudi zu und zerrte sie an den Haaren herum.
    »Wo hast du dein Geld versteckt?«
    Sie riss das Messer hoch und stach zu, traf aber nur Hohenwiesens Gürtel. An dem zähen Leder glitt die stumpfe Klinge ab, und zu einem zweiten Stich kam Trudi nicht mehr. Der Ritter prellte ihr mit der Linken die Waffe aus der Hand und versetzte ihr mit der anderen Hand eine Ohrfeige, die sie

Weitere Kostenlose Bücher