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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Reise angetreten zu haben, und sie sah den Tod als einzigen Ausweg für sich und ihre Begleiter.
    Wäre es ihr möglich gewesen, an einen scharfen Gegenstand zu kommen, hätte sie sich längst die Pulsadern aufgeschnitten. Auch hatte sie die Kammer mehrmals gründlich abgetastet, um eine Stelle zu finden, an der sie sich mit ihrem zu einem Strick gedrehten Unterhemd aufhängen konnte. Doch es gab weder einen Balken noch eine Fackelhalterung oder sonst eine Möglichkeit,eine Schlinge zu befestigen. Sie hatte sogar schon versucht, sich mit einem Streifen, den sie vom Saum ihres Unterhemds gerissen hatte, selbst zu erdrosseln, war aber nur bewusstlos geworden und mit schmerzendem Hals aufgewacht.
    Der Tod, das war ihr danach klargeworden, wäre nur ein Fliehen aus der Verantwortung, zumindest so lange, wie Uta und Lampert noch lebten. Daher grübelte sie nun ständig, um doch noch eine Möglichkeit zur Flucht zu finden. Aber ihr war nicht einmal der Hauch einer Idee gekommen.
    Wie so oft drang Stammbergs höhnisches Auflachen so laut durch die Tür, als stände er mitten in der Zelle. Trudi wurde aus ihren Gedanken gerissen und spürte, wie sich ihr die Nackenhaare aufstellten. Wenn der Mann so betrunken war, führte er sich derart abscheulich auf, dass sie im Tierreich keinen Vertreter finden konnte, mit dem sie ihn hätte vergleichen können.
    Nun brüllte er, dass das Holz der Tür vibrierte. »Willst du wohl gehorchen? Du wirst es mir so machen, wie ich es dir befohlen habe, sonst schlage ich dir die Rippen ein!«
    »Bei Gott, nein! Dafür kommt man in die Hölle!«, rief Uta und kreischte noch im selben Augenblick auf. Ein heftiges Klatschen verriet Trudi, dass jemand mit dem Stock auf ihre Magd einhieb.
    »Ihr widerwärtigen Schufte! Euch sollte man wie tolle Hunde erschlagen!« Lamperts Stimme klang matt, als sei er am Ende seiner Kraft. Dennoch versuchte er, die beiden Raubritter von Uta abzulenken. Seinen Worten folgte das Geräusch eines harten Schlags und eines dumpfen Aufpralls.
    »Jetzt haben sie ihn umgebracht«, flüsterte Trudi. Sie konnte nur noch Stammberg hören, der Uta mit üblen Worten verwünschte und hemmungslos auf sie einzuprügeln schien. Die Magd schrie und kreischte, als stecke sie am Spieß, und Trudi begriff, dass es dem Mann nicht nur darum ging, sich ihrer zu bedienen. Er genoss es, sie zu quälen.
    »Verdammt, mach jetzt endlich! Nimm das dumme Ding. Ich habe keine Lust, ewig zu warten.« Im Gegensatz zu seinem Kumpan dachte Hohenwiesen mehr wie ein Bulle. Ihm ging es darum, auf einem Weib zu liegen und es zu stoßen, bis er vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Stammbergs Gemeinheiten vermochte er nicht viel abzugewinnen. Deswegen hatten sich die beiden schon mehrfach heftig gestritten.
    »Du wirst warten können, bis ich mit diesem Miststück fertig bin«, bellte Stammberg und begleitete seine Worte mit einem besonders starken Hieb.
    »Wenn du das Weib zuschanden schlägst, können wir beide nichts mehr mit ihr anfangen!« Hohenwiesen wollte seinen Kumpan von Uta wegziehen, doch der stieß ihn zurück und bedrohte nun ihn mit dem Stock.
    »Störe mich nicht! Wenn es dir nur ums Rammeln geht, kannst du auch das Miststück in der Kammer nehmen. Oder glaubst du, ihre Mutter erwartet, es unbeschädigt zurückzubekommen?«
    Hohenwiesen leckte sich über die Lippen. »Die Kleine ist uns ohnehin noch etwas schuldig. Der Bettel, den sie bei sich hatte, war den ganzen Aufwand nicht wert. Dabei wollten wir mit ihrem Geld eine wackere Mannschaft um uns sammeln.«
    »Keine Sorge! Das Geld kriegen wir schon noch, und zwar von der Alten. Sobald die Wege wieder passierbar sind, hole ich ein paar meiner früheren Kameraden, damit sie dir helfen, die Gefangenen zu bewachen. Ich mache mich auf den Weg zu der Mutter der Kleinen. Die wird für ihr Schätzchen bis zum Weißbluten zahlen, das kannst du mir glauben.«
    »Das denkst auch nur du«, stieß Trudi aus, aber so leise, dass man es draußen nicht hören konnte. Dabei wusste sie genau, dass ihre Mutter eher ihr letztes Hemd verkaufen würde, als sie im Stich zu lassen. In dem Augenblick näherten sich Schritte. Ihr Herz klopfte bis in den Hals. Nun war der Augenblick gekommen, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hatte. WährendHohenwiesen an der Tür rüttelte, um die rostigen Riegel zu lösen, wich Trudi bis in den hintersten Winkel der Kammer zurück und tastete unwillkürlich nach etwas, das sie als Waffe verwenden konnte. Doch außer dem

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