Die Tochter der Wanderhure
doch Trudi ging mit einer wegwerfenden Geste darüber hinweg. Friedrich III. hatte ihr bereits gezeigt, dass er weder willens noch in der Lage war, ihr beizustehen. Auch aus diesem Grund wollte sie mit Gressingen reiten, denn sie hoffte, bei Herzog Albrecht eher ein geneigtes Ohr zu finden.
»Obwohl ich mich hier wie ein Vogel im Käfig fühle, muss ich Eure Entscheidung akzeptieren.« Gressingen klang missmutig, aber er zwinkerte Trudi zu, um sie zu beruhigen. Sie würde Zeit brauchen, um die Flucht vorzubereiten, und er hoffte, dass sie umsichtig vorging und keinen Verdacht erregte.
»Gebt auf Eichenloh acht! Der Kerl könnte uns gefährlich werden«, flüsterte er Trudi noch zu, dann verbeugte er sich vor ihrund trat zum Fenster. Mit einem zufriedenen Schnauben stieß er die Läden auf und blickte auf die Stadt hinunter, die zu Füßen der Burg lag. Er hatte den Weg in die Freiheit in Gedanken schon oft zurückgelegt. Wenn er die Burg verlassen konnte, bevor Friedrichs Tod bemerkt wurde, brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen. Er hielt sich für einen ausgezeichneten Reiter und hatte während der Gespräche bei Tisch und in seinen Unterhaltungen mit Trudi genug erfahren, um zu wissen, wie er jeden Verfolger täuschen konnte.
4.
E s fiel Trudi nicht leicht, ihre Vorbereitungen unbemerkt zu treffen, denn Eichenloh schien die Gabe zu besitzen, in ihrem Gesicht zu lesen. Als sie bei der Abendmahlzeit durch einen eifrigen Zeremonienmeister das erste Mal seit langem wieder an seine Seite geführt wurde, zog er die Stirn in Falten.
»Ihr seht aus, als würdet Ihr irgendeine Teufelei aushecken!«
»Welch freundliche Begrüßung für eine schutzlose Waise! So spricht wohl nur ein großer Held!« Trudi flüchtete sich in Spott, obwohl sich sofort ihr Gewissen meldete und sie daran erinnerte, dass Eichenloh sie gerettet und zum König gebracht hatte. Schnell wappnete sie sich mit Trotz. Wenn ihre Flucht mit Gressingen gelingen sollte, durfte sie sich durch nichts beirren lassen.
Nun ärgerte Eichenloh sich, dass er seinen Einfluss geltend gemacht hatte, um Trudi wieder in die Nähe des Königs zu plazieren. An dieser Stelle war es ihr möglich, Friedrich noch einmal auf die schwierige Lage ihrer Mutter anzusprechen. Doch wie es aussah, schien das Mädchen nicht einmal zu begreifen, welche Gelegenheit sich ihr bot. Seine Laune sank noch mehr, als der König erschien und seine Gäste leutselig grüßte. Trudis Knickswar gerade noch höflich zu nennen, und sie blieb, als der König sie kurz ansprach, so stumm wie ein Fisch.
Daher wandte Friedrich sich Eichenloh zu. »Ich habe Nachricht aus Franken erhalten. Graf Magnus von Henneberg bittet mich, seinen Bruder freizugeben, und ist bereit, zu schwören, dass weder er noch Graf Otto jemals wieder das Schwert gegen mich erheben werden.«
»Dabei hat der junge Henneberger sein Schwert nicht einmal gegen Euch erheben können, da er gemeinsam mit Gressingen im Schlaf überrascht worden ist.« Eichenlohs Stimme klang für Spott etwas zu kratzig, doch der König schien es nicht zu bemerken.
»Ich werde ihn wohl freigeben. Die Henneberger sind in Franken begütert, und Graf Magnus schrieb, sein Bruder habe die Aussicht auf neuen Besitz.«
Bei diesen Worten ruckte Trudis Kopf herum. Sie wusste nicht zu sagen, weshalb, doch sie war sicher, dass es sich dabei um Kibitzstein handelte. Bei dem Gedanken spürte sie bittere Galle im Mund. Da etwas in ihr nicht mehr glauben mochte, dass Eichenloh ihren Vater umgebracht hatte, sah sie in Otto von Henneberg nun den möglichen Mörder. Aus diesem Grund hatte sie seine Gegenwart gemieden und war auch nicht auf seine Versuche eingegangen, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Wütend wollte sie ihn ungeachtet der Anwesenheit des Königs zur Rede stellen, doch bevor sie ein Wort sagen konnte, setzte Friedrich seine Rede fort.
»Henneberg werde ich freilassen, aber bei Herrn von Gressingen habe ich meine Zweifel. Er ist ein landloser Ritter, der sein Schwert an den verkauft, der ihm am meisten dafür bietet.«
»Wenn dies ein Stich gegen mich sein sollte, so habt Ihr getroffen!« Es war nicht gerade höflich von Eichenloh, dem König ins Wort zu fallen, denn das konnte ihn Friedrichs Gunst kosten.
Der König lachte jedoch nur leise auf. »Ihr pflegt das Bild einesrauhen Söldners mit großer Sorgfalt, dabei weiß ich, dass Ihr Euch mindestens zweimal geweigert habt, für Männer zu streiten, die einen anderen gegen jedes Recht und
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