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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kämpfen. Wir werden Kibitzstein verteidigen und Sieger bleiben, so wie wir es immer getan haben.«
    Es schien, als würden seine Worte bis zu Trudi durchdringen, denn ihre Atemzüge wurden auf einmal tiefer. Die Starre wich aus ihrem Gesicht, und es nahm einen so weichen, lieblichenAusdruck an, wie Peter ihn noch nie an ihr wahrgenommen hatte.
    »Ich werde für deine Familie kämpfen, das schwöre ich dir«, wiederholte er.
    In dem Augenblick fiel ein Schatten über ihn. Er erwartete Uta zu sehen, doch statt ihrer stand König Friedrich im Raum. »Euer Majestät!« Peter wollte aufstehen und sich verbeugen, doch Friedrich hielt ihn fest.
    »Lasst das! Oder wollt Ihr, dass Eure Wunden wieder aufbrechen?« Er trat neben ihn und sah auf Trudi hinab.
    »Der Arzt sagt, er könne nichts mehr für sie tun. Jetzt liegt alles in Gottes Hand. Ich habe gebetet, dass der Herr im Himmel diesem mutigen Kind die Kraft verleiht, wieder ins Leben zurückzukehren.«
    »Wenn Gebete helfen, unternehme ich jedwede Wallfahrt!«, brach es aus Peter heraus.
    Friedrich III. musterte ihn kurz und schüttelte den Kopf. »In Eurem Zustand, mein lieber Eichenloh, werdet Ihr weder wallfahren noch einen Kriegszug unternehmen.«
    Der König presste die Lippen zusammen und blickte in eine Ferne, in die Eichenloh ihm nicht folgen konnte. Als er weitersprach, wirkte er weitaus älter und müder, als es seinen knapp dreißig Jahren angemessen war.
    »Dieses Mädchen kam zu mir, um mich um Hilfe zu bitten. Sie dachte, als König des Reiches könnte ich ihr und ihrer Sippe Gerechtigkeit verschaffen. Doch wie sollte ich das tun, Eichenloh? Mir fehlt die Macht, mit der ich die wahren Herren des Reiches zwingen könnte, mir zu gehorchen. Ich trage eine Krone, die kaum mehr ist als Tand! Lange habe ich mich gegen diese Bürde gesträubt, eben weil ich wusste, dass mir die Möglichkeiten fehlen, die Hoffnungen all jener zu erfüllen, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen. Schließlich habe ich sie allein deswegen angenommen, um sie dem Hause Habsburg zu erhalten. Mirbleibt nur die Hoffnung, dass einer meiner Nachkommen einmal in der Lage sein wird, der König zu werden, der ich nie sein werde.«
    Es lag so viel Resignation in diesen Worten, dass Peter erschrocken aufsah. »Aber Ihr seid der König, Herr. Wer sollte im Reich bestimmen, wenn nicht Ihr?«
    »Kaiser Sigismund war König von Böhmen und Ungarn und nannte große Teile des Reiches sein Eigentum. Doch selbst er vermochte den Reichsfürsten nicht seinen Willen aufzuzwingen. Ich selbst besitze nur ein Viertel der Habsburger Besitzungen, und sogar die werden mir von meinen Verwandten geneidet, wie Ihr am eigenen Leib erfahren musstet.«
    »Ihr nehmt an, dass Euer Bruder hinter Gressingens Mordanschlag steckt?«
    Der König wiegte unschlüssig den Kopf. »Er hat sich sicher nicht gegen dieses Vorhaben gesträubt! Doch dürfte der Plan nicht in seinem Kopf entstanden sein. Wahrscheinlich steckt jener Mann dahinter, der sowohl Gressingen wie auch Henneberg zu ihm geschickt hat.«
    »Der Prälat Pratzendorfer?«
    »Darauf würde ich meine Krone verwetten.«
    »Aber warum?«
    »Macht. Einfluss. Die Protektion meines Bruders, die ihm in Rom nützlich sein kann.« Der König seufzte und zuckte mit den Achseln. »Meine Wachen werden in Zukunft noch aufmerksamer sein müssen. Übrigens habe ich Henneberg aus der Haft entlassen.«
    »Jetzt wird er auf schnellstem Weg zu seinem Bruder eilen und mit diesem zusammen Kibitzstein angreifen. Er ist ein weitaus besserer Anführer als Graf Magnus und könnte die Burg nehmen, bevor ich ihr zu Hilfe eilen kann.« Junker Peter stemmte sich erregt hoch und sah aus, als wolle er auf der Stelle aufbrechen.
    Der König hob jedoch begütigend die Hand. »Ich konnte auf Ehre nicht anders handeln. Was Kibitzstein angeht, so ist die Mutter dieses Mädchens ein härterer Brocken, als sich alle vorstellen können. So schnell fällt diese Burg nicht.«
    Friedrich lächelte einen Augenblick so versonnen, als wisse er mehr und sei mit der Situation recht zufrieden. Das war durchaus möglich, denn der König war immer erstaunlich gut informiert. Eichenloh hätte ihn am liebsten gefragt, doch Friedrich hob die Hand. »Nun muss ich gehen. Möge Gott Eure Wunden und auch die dieses Mädchens heilen.«
    Er nickte Peter kurz zu und verließ den Raum. An seiner Stelle kam Uta herein, die es angesichts der königlichen Wachen nicht gewagt hatte, das Zimmer zu betreten. In der Hand

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