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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Prälat schüttelte den Kopf. »Nein, du kannst gehen.«
    Nach einer stummen Verbeugung drehte sich der Diener um und schloss die Tür hinter sich. Pratzendorfer schien auf die Schritte des Mannes zu lauschen, die draußen verhallten, und musterte Albach währenddessen mit sichtlichem Ärger. »Mein werter Ritter Maximilian, Ihr habt an dem Treffen auf Fuchsheim teilgenommen und Euch dabei mit dem Gastgeber und dessen Freunden zerstritten. Dabei hatte ich gehofft, Ihr würdet Euch klüger verhalten.«
    »Aber ich …«, versuchte Albach sich zu verteidigen, doch der Prälat schnitt ihm das Wort ab.
    »Beim Herrgott im Himmel! Warum seid Ihr den Leuten dort sofort in die Parade gefahren, anstatt so zu tun, als würdet Ihr diesen Schreiern zustimmen? Ihr hättet ihr Vertrauen gewinnen müssen! Ich hatte gehofft, Ihr wäret das Ohr an ihren Tischen, das wir dringend benötigen.«
    Nun begann Albach zu begreifen. »Ihr meint, ich hätte die Feinde des Bischofs bespitzeln sollen? Das wäre eines Ritters unwürdig.«
    »Auf diese Weise hättet Ihr Eure Treue zu Herrn Gottfried beweisen können! Doch diese Gelegenheit habt Ihr leichtfertig aus der Hand gegeben. Betet zu Gott, dass Euer Neffe es geschickter anfängt als Ihr.«
    Der Blick des Prälaten wanderte zu Georg von Gressingen, der bestürzt zugehört hatte und nun versuchte, sich möglichst keine Regung anmerken zu lassen.
    »Ihr, Gressingen, werdet die Freundschaft der Feinde Seiner fürstbischöflichen Exzellenz suchen und dafür sorgen, dass deren verbrecherische Pläne scheitern. Macht Ihr Eure Sache gut, werde ich Euch einem anderen hohen Herrn im Reich empfehlen, in dessen Diensten Ihr Reichtum und Ruhm erringen könnt.«
    Albach ärgerte sich, weil sein Neffe ihn zu übertrumpfen schien. »Hochwürdigster Herr, ich kann immer noch nach Fuchsheim reiten und so tun, als stünde ich auf Ritter Ludolfs Seite!«
    Statt verlorenen Boden gutzumachen, erntete er ein Kopfschütteln des Prälaten. »Dafür ist es zu spät. Weder Ritter Ludolf noch dieser emporgekommene Bierbrauer auf Kibitzstein würden Euch Euren Gesinnungswechsel abnehmen.«
    Damit hat der Prälat vollkommen recht, sagte sich Junker Georg und musste ein spöttisches Lächeln verbergen. Sein Onkel war ein allzu geradliniger Mensch und zu keiner Verstellung fähig. Er aber würde dem Fürstbischof jenen Dienst leisten, den Pratzendorfer in Herrn Gottfrieds Namen von ihm verlangte. Dann aber fiel ihm ein, dass er es bei diesem Auftrag nicht vermeiden konnte, Michel Adler und dessen Tochter zu begegnen. Das Mädchen würde auf einer Heirat oder wenigstens einem offiziellen Eheversprechen bestehen, und wenn er Pratzendorfers Auftrag ausführen wollte, konnte er sich nicht gegen eine Verlobung mit Trudi sträuben, sonst würde er ebenso wie sein Onkel jedes Vertrauen bei Michel Adler und dessen Freunden verlieren. Aber er wollte nicht an eine Frau gefesselt sein, deren Familie den Zorn des Fürstbischofs auf sich geladen hatte.
    Kurzentschlossen trat er vor und sprach den Prälaten an. »Ich bin bereit, Euch und Unserem erhabenen Bischof zu dienen. Doch bitte ich Euch, mir für den Fall, dass ich zu Lügen gezwungen werde, die meine Ehre beschmutzen, mir bereits jetzt die Absolution zu erteilen.«
    Pratzendorfer zog die Augenbrauen hoch und blickte Gressingen fragend an. Diese Bitte hatte der Junker sicher nicht ohne Grund vorgebracht. Gressingen ging es offensichtlich nicht nur um zukünftige Sünden, sondern auch um solche aus der Vergangenheit. Das musste mit Michel Adlers Tochter zusammenhängen. Der Prälat erinnert sich an Berichte, dass Georg von Gressingen in der letzten Zeit mehrfach Gast auf Kibitzstein gewesen war. Dader Junker in eher bescheidenen Verhältnissen lebte, hatte wohl die üppige Mitgift, mit der Michel Adler seine Lieblingstochter ausstatten wollte, ihn angezogen.
    Von dem Schweigen des Prälaten beunruhigt, scharrte Gressingen unruhig mit den Füßen. Pratzendorfer ließ ihn eine Weile schmoren, und als er der Miene des Junkers zu entnehmen glaubte, dass dieser bereit war, sich völlig in seine Hände zu begeben, nickte er. »Kommt heute Abend mit mir in die Kapelle. Dort werde ich Euch von allen Sünden freisprechen, die Ihr im Namen Seiner Hoheit, des Fürstbischofs, begehen müsst.« Gressingens heftiges Nicken zauberte ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen des Prälaten. Dieser junge Mann würde ein gutes Werkzeug werden, denn er war offensichtlich bereit, für Gold und einen

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