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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kurz und klein schlagen, tat aber dann sein Bestes, ein gutes Mahl auf den Tisch zu bringen. Auch die übrigen Gäste, die erschrocken zusammengerückt waren, entspannten sich, als sie sahen, dass die Bewaffneten sich manierlich benahmen, und wandten sich wieder ihren Gesprächspartnern zu.
    Trudi wurde zwischen Peter und Hardwin eingezwängt, beschwerte sich aber nicht, sondern ließ sich den Wein schmecken, der sie an ihre Heimat erinnerte. In Österreich waren ihr die Weine zu süß und zu schwer gewesen. Während sie den Eintopf aß, den die Wirtsmagd ihr hingestellt hatte, lauschte sie einer Diskussion am Nachbartisch.
    »Ich sage euch, es wird Krieg geben«, erklärte eben ein Mann, der seiner Kleidung nach der Schneiderzunft angehörte.
    »Pah, das glaubst auch nur du!«, winkte sein Tischnachbar, ein Metzger, ab.
    »Täusche dich nicht! Der Markgraf ist voller Ehrgeiz und wird seine Macht vergrößern wollen. Wo könnte er das besser als im Krieg mit dem Würzburger«, beharrte der Schneider.
    »Es tut nicht gut, geistig Land anzugreifen.« Ein Mönch, der bisher still in einer Ecke gesessen und seinen Eintopf gelöffelt hatte, trat nun an den Tisch der beiden Zunftmeister. »Der Markgrafmuss sich gut überlegen, ob er Hand an das Besitztum Seiner hochwürdigsten Exzellenz, des Fürstbischofs von Würzburg, legen will. Dafür wäre ihm der Kirchenbann sicher, und vielleicht sogar mehr!«
    Was er damit meinte, erklärte der Mönch nicht, doch die anwesenden Bürger zogen die Köpfe ein. Sie konnten sich vorstellen, zu welchen Mitteln die Kirche greifen würde, wenn ein Landesherr sich an ihrem Eigentum vergriff. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Papst einen Bann über einen Landstrich warf, der alle geistlichen Handlungen verbot. In der Markgrafschaft würde kein Kind mehr getauft, kein Paar getraut und kein Verstorbener mit dem Segen der Kirche begraben werden dürfen. Selbst die Beichte würde den Bürgern nicht mehr abgenommen werden, so dass sie als beladene Sünder vor den himmlischen Richter treten, lange Jahre im Fegefeuer ausharren oder gar zur Hölle fahren mussten.
    Trudi ärgerte sich, weil ein einziger Satz des Mönches genügt hatte, die Stimmung in der Gaststube zu verdüstern, und sah ihn herausfordernd an. »Ihr sprecht sehr beredt, frommer Bruder, doch sagt mir, ob ein hoher Herr der heiligen Kirche wie der Bischof von Würzburg die Witwe eines freien Reichsritters bedrängen darf, um ihr das vom Kaiser verliehene Lehen zu entreißen?«
    Der Mönch warf ihr einen überheblichen Blick zu und lachte. »Ihr meint damit wohl die Herrin auf Kibitzstein? Kaiser Sigismund hatte nicht das Recht, dieses Lehen an ihren Ehemann zu vergeben, da es an das Hochstift Würzburg verpfändet war. Wäre dieses Weib weniger halsstarrig gewesen und hätte ihr Knie vor dem Bischof gebeugt, so wäre ihm nichts geschehen. So aber erleidet sie nur die gerechte Strafe für ihren Trutz!«
    Wenn der Mönch erwartet hatte, Trudi mit seinen Worten zu beeindrucken, so täuschte er sich. »Ihr reist wohl im Auftrag des Würzburgers durch die Lande, um den Leuten in seinem AuftragLügen ins Ohr zu blasen. Ich weiß nämlich genau, dass Kibitzstein vom Kaiser frei aller Lasten und Pflichten vergeben worden ist. Der hochehrwürdige Herr Johann von Brunn, Fürstbischof zu Würzburg und einer der Vorgänger des jetzigen Titelträgers, hat dies selbst beurkundet! Sagt also, auf welcher Seite liegt nun das Recht?«
    Der Mönch lief vor Wut rot an, beherrschte sich jedoch und winkte verächtlich ab. »Woher willst du wissen, Weib, ob Johann von Brunn so eine Urkunde gesiegelt hat oder nicht?«
    »Weil ich zufällig dabei war«, antwortete Trudi mit einer Freundlichkeit, die jeden, der sie kannte, zur Flucht veranlasst hätte.
    Ein Lachen war die Antwort. »Du willst dabei gewesen sein, wie Michel Adler das Lehen erhielt? Damals warst du doch noch ein Kind.«
    »Das war ich, und zwar Michel Adlers Tochter!«
    Es klang wie ein Peitschenhieb und traf den Mönch auch wie einer. Er öffnete den Mund, brachte aber nichts heraus, sondern schnappte wie ein Karpfen nach Luft.
    Peter von Eichenloh nickte Trudi anerkennend zu und stand ebenfalls auf. »Es wäre besser, Ihr würdet Euch für diese Nacht ein anderes Quartier suchen, frommer Bruder. Hier geht es doch arg eng zu, und da mag es leicht sein, dass Ihr am nächsten Morgen mit blauen Flecken und lahmen Gliedern aufwacht.«
    »Wollt Ihr mir etwa drohen?«, würgte der Mönch

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