Die Tochter der Wanderhure
hervor.
Wie einige andere Mitbrüder war er tatsächlich von dem Prälaten Pratzendorfer ausgesandt worden, um in Brandenburg-Ansbach die Stimmung gegen den Markgrafen zu schüren und die Handlungen des Würzburger Bischofs als gerecht hinzustellen. Bis jetzt hatte er damit Erfolg gehabt, doch nun haderte er mit Gott, ausgerechnet auf Hiltrud Adler getroffen zu sein. Doch war sie es überhaupt, die Jungfer?, fragte er sich. Schließlich sollte Michel Adlers Tochter doch gegen Ende des letzten Jahres spurlos verschwunden sein.
Ein Blick auf die Gruppe, in der sie saß, hielt ihn davon ab, weiter nachzufragen. Grummelnd packte er seinen Wanderstock und verließ die Herberge unter dem heimlichen Gelächter der Anwesenden. Da es sich um das einzige Gasthaus in dem Dorf handelte, würde er entweder in einem der Bauernhäuser um Unterkunft bitten oder unter freiem Himmel nächtigen müssen.
Trudi sah dem Mönch nach, bis die Tür hinter ihm geschlossen worden war, und wandte sich dann Eichenloh zu. »Ich hasse diese Kerle, die vor aufgeblasener Wichtigkeit beinahe platzen und nur sich und niemandem sonst die Luft zum Atmen gönnen.«
Ganz so schlimm sah Peter die Vertreter der Kirche nicht, denn er kannte etliche Priester und Mönche, mit denen es sich gut reden ließ. Der Mönch, den sie eben vertrieben hatten, war ihm jedoch ebenso unsympathisch gewesen wie Cyprian Pratzendorfer. Der Prälat aber war überdies sein Feind, denn er steckte hinter dem Mordanschlag auf König Friedrich. Zwar schützte ihn das hohe geistliche Amt vor weltlicher Verfolgung, doch Peter war klar, dass er Pratzendorfers Umtriebe auf die eine oder andere Weise unterbinden musste. Ein Meuchelmord an einem Kirchenmann war seiner eigentlich unwürdig, doch wenn dies die einzige Lösung des Problems war, würde er die Buße tragen, die man ihm dafür auferlegte. Wichtig war nur, dass er den König von einem heimtückischen Feind befreite.
12.
A ls ein dröhnender Knall die Luft erfüllte, bäumte Trudis Stute sich auf und wollte ausbrechen, und auch die Reiterin sah sich erschrocken um.
»Das war ein Belagerungsgeschütz! Und ein zweites!«, rief Quirin und zuckte zusammen, als eine weitere Detonation über das Land hallte. »Es sind drei Kanonen! Ziemlich schwere Kaliber,muss ich sagen. Denen kann keine Mauer der Welt lange standhalten.«
Als er sah, dass er Trudi damit erschreckte, versuchte er, sie zu beruhigen. »Immerhin wissen wir jetzt, dass Eure Leute sich noch verteidigen. Und jetzt kommen wir, um mit den Feinden aufzuräumen!« Es klang so selbstgefällig, als wären er und die anderen Reiter Eichenlohs in der Lage, jeden Gegner zu werfen. Im Gegensatz zu ihm wirkte Peter mit einem Mal besorgt. »In wenigen Stunden sind wir vor Kibitzstein. Mir wäre es lieb, Jungfer Trudi, wenn wir Euch vorher bei einem Eurer Nachbarn in Sicherheit bringen könnten.«
»Die meisten Nachbarn stehen nach dem, was wir in Prichsenstadt gehört haben, zusammen mit dem Heer des Bischofs vor unserer Burg, und die, die nicht dabei sind, würden mich dem Bischof ausliefern, um bei ihm gut Wetter zu machen. Da fühle ich mich bei Euch und Euren Männern weitaus sicherer.«
»Meine Mutter würde dich gewiss nicht ausliefern«, wandte Hardwin ein. Dann aber schüttelte er bedauernd den Kopf. Er hatte seine Heimat bereits vor etlichen Monaten verlassen und wusste nicht, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hatte.
Vielleicht hatte seine Mutter sich bereits Herrn Gottfried unterwerfen müssen.
»Ich weiß noch etwas Besseres«, sagte er. »Du hast doch Bekannte in Schweinfurt, die dich aufnehmen können!«
Trudi zog den Kopf ein, als er sie an Mariele erinnerte. Wie sie die älteste Tochter ihrer Patentante kannte, würde diese ihr zuerst gründlich den Kopf waschen und sie anschließend so lange in den Keller sperren, bis ihre Mutter oder ihr Bruder sie holen kamen. Außerdem wollte sie nicht fern der Geschehnisse sein, während ihre Familie in Gefahr war.
»Ich komme mit! Sollten die Leute des Bischofs versuchen, Hand an mich zu legen, fliehe ich in die Burg. Wirbelwind trägt ihren Namen zu Recht!« Sie tätschelte die Stute und nannte sie ihreGute. Das Tier hatte sich wieder beruhigt und schlug von selbst den Weg in die Heimat ein.
Peter streckte die Hand aus, um Trudi aufzuhalten, doch Quirin schüttelte lachend den Kopf. »Lass es! Das schaffst selbst du nicht. Außerdem müssen die Mannen des Bischofs sich erst mit uns herumschlagen, bevor sie an
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