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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Jungfer kommen. Wir lassen doch keine Dame gefangen nehmen, die so weit mit uns geritten ist!«
    »Da hast du recht!« Eichenloh klopfte seinem Unteranführer vom Sattel aus auf die Schulter und trieb dann seinen Hengst an, um zu Trudi aufzuschließen. Inzwischen meldete ihnen ein etwas leiserer, aber scharfer Ton, dass weiter geschossen wurde. Trudi gab ihrer Stute den Sporn zu fühlen, so dass sie in Galopp fiel, und der gesamte Trupp folgte ihr.
    »Wenn wir so weiterreiten, hängen unseren Gäulen die Zungen bis auf den Boden, noch bevor wir Kibitzstein erreicht haben«, schrie Peter hinter Trudi her.
    Sie wollte ihm schon sagen, dass sein Hengst und ihre Stute das Tempo mit Sicherheit durchhalten würden. Dann aber dachte sie an die anderen Pferde, die weniger ausdauernd waren, und zügelte Wirbelwind.
    Vom nächsten Hügel aus konnten sie bereits bis nach Kibitzstein hinüberblicken. Trudi kannte ihre Heimat nur aus friedlichen Zeiten, und es drückte ihr das Herz ab, als sie die Zelte der Belagerer und die drei schweren Kanonen sah, die eben wieder geladen wurden. In Habichten, dem zu Kibitzstein gehörenden Meierdorf, hielten sich ebenfalls feindliche Soldaten auf, die in den Häusern und Hütten der Bauern aus und ein gingen, als wäre es ihr Eigentum. Die Burg selbst war so weiträumig umschlossen, dass die verteidigenden Geschütze, wie Peter vermutete, die Belagerer nicht mehr erreichen konnten. Zerstörtes Kriegsgerät und zerfetzte Schanzkörbe, die außerhalb des Belagerungsrings lagen, verrieten jedoch, dass die Kibitzsteiner selbst auf die größtmöglicheEntfernung zielsicher trafen. Das nötigte dem kriegserfahrenen Söldnerhauptmann große Achtung ab. Aber in dieser Situation halfen der Mut und die Geschicklichkeit der Verteidiger nicht gegen die schiere Masse der Angreifer und die mauerbrechenden Kanonen.
    Äußerlich weitaus ruhiger, als er sich fühlte, lenkte er seinen Hengst an die Spitze und befahl Trudi, sich ans Ende des Trupps zurückfallen zu lassen, damit sie nicht sofort gesehen würde. Auf seinen Wink hin entrollte Quirin zum ersten Mal seit langem wieder das Banner. Als es über ihnen flatterte, hielt Eichenloh kurz die Luft an, denn das Fahnentuch trug nicht mehr nur die drei goldenen Eicheln und Eichenblätter, sondern auch den einköpfigen schwarzen Reichsadler auf goldenem Schild, der sonst nur Reichsstädten und freien Reichsherrschaften verliehen wurde. Auf seinen fragenden Blick hin zuckte Quirin mit den Achseln.
    »Einer der Kammerherren des Königs bot sich an, unser doch schon arg zerfetztes Banner flicken zu lassen, und brachte es erst am Tag unserer Abreise zurück. Daher konnte ich es mir nicht mehr ansehen.«
    »Dann lassen wir halt den Adler fliegen. Er beweist immerhin, dass wir im Auftrag des Königs kommen.« Peter hatte wenig Lust, über die überraschende Wandlung seines Wappens nachzudenken. Mit einem Handzeichen befahl er seinen Männern, ihm in Zweierreihen zu folgen, und eine weitere Geste wies sie an, ihre Waffen bereitzuhalten.
    Zu ihrem Ärger musste Trudi neben Uta reiten, die es inzwischen gelernt hatte, sich auf einem Pferd zu halten. Die Magd griff nach hinten, nestelte ihren Umhang los, den sie hinter dem Sattel festgebunden hatte, und reichte ihn Trudi.
    »Hier, Herrin, zieht das über! Ihr wollt doch nicht, dass man Euch sofort erkennt.«
    »Danke!« Trudi nickte ihrer Magd kurz zu und sagte sich, dassUta sich während dieser Reise gut herausgemacht hatte. Sie redete zwar immer noch viel, konnte aber inzwischen das, was wichtig war, für sich behalten. Außerdem jammerte sie nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit, sondern griff beherzt zu. Auch Lampert hatte Statur gewonnen. Man hatte ihn in Graz in eine einfache Rüstung gesteckt und ihm einen Helm aufgesetzt, damit er kriegerischer wirkte. Das schien ihm zu gefallen, und Trudi hoffte, dass er nicht auf den Gedanken kam, sich ganz den Söldnern anzuschließen. Ein treuer Knecht wie er war nicht mit Gold aufzuwiegen.
    Als sie sich dem feindlichen Lager näherten und sie das Banner des Bischofs von Würzburg über dem größten Zelt wehen sahen, spürten Peter und Trudi, wie ihre Mägen sich zusammenzogen.
    Die Würzburger Soldaten blickten den Ankömmlingen interessiert entgegen. Da die Schar viel zu klein wirkte, um Gefahr für ihr Heer zu bedeuten, stellte sich ihr niemand in den Weg. Erst kurz vor dem bischöflichen Zelt kam ihnen ein Edelmann entgegen.
    »He da! Wer seid ihr und was wollt ihr

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