Die Tochter der Wanderhure
zumindest Magnus es besser wissen müsste, und umgekehrt nahm Junker Peter beide nicht ernst.
Otto sah seinem Bruder den Zwiespalt an, in dem er steckte. Einesteils war Graf Magnus froh, diesen Gast rasch wieder loszuwerden, andererseits aber missfiel es ihm, dass der Söldnerführer es ablehnte, den Fürstbischof um Vergebung zu bitten. Wenn es zu einer Fehde kam, bestand die Gefahr, dass Eichenloh sich mit seiner Truppe der Gegenseite anschloss.
Daher versuchte der Hausherr noch einmal, ihn umzustimmen. »Ich kann Euch nur empfehlen, Euch meine Worte durch den Kopf gehen zu lassen.«
Eichenloh beachtete das Angebot jedoch nicht, sondern verließ mit einem lockeren Spruch das einfach ausgestattete Turmgemach. Graf Magnus blickte ihm mit verbissener Miene hinterher und wandte sich dann an Gressingen. »Junker Georg, würdet Ihr mir den Gefallen tun, meinen Bruder nach Hilgertshausen zubegleiten und ihn der ehrwürdigen Äbtissin Klara von Monheim in meinem Namen vorzustellen? Ich selbst will mich nach Würzburg begeben und den hochwürdigen Herrn Bischof aufsuchen. Dort werde ich mich auch für Euch verwenden.«
»Habt meinen Dank dafür!« Gressingen wirkte erleichtert, amüsierte sich aber insgeheim. Eine Fürsprache bei Herrn Gottfried Schenk zu Limpurg hatte er wahrlich nicht nötig. Sein Blick wanderte zu dem jüngeren Henneberg hinüber, der sichtlich mit der Menge des genossenen Weines kämpfte.
»Ich begleite Graf Otto nach Hilgertshausen. Vielleicht finde ich bei den frommen Schwestern für die nächste Zeit ein Obdach.« Gressingen lächelte, als freue er sich über diese Idee. Dann aber kniff er die Lippen zusammen, denn ihm war eingefallen, dass Hilgertshausen und Kibitzstein benachbart waren. Nun hätte er seine Worte am liebsten zurückgenommen.
Sein Gastgeber lobte ihn jedoch schon für seine Zusage, und Otto zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Ich glaube, dass es uns bei den Nonnen besser gefallen wird als Peter bei den steifen Mönchen von Schöbach. Wer weiß, vielleicht ist die Tugend der einen oder anderen Dame doch nicht so stark, wie von ihnen behauptet wird.«
Graf Magnus sah seinen Bruder entgeistert an und hätte seinen Befehl am liebsten wieder rückgängig gemacht. Nie hätte er sich vorstellen können, dass Otto überhaupt auf den Gedanken kam, die verehrungswürdigen Damen, die ihr Leben dem Dienst an Jesus Christus geweiht hatten, zu verführen. Andererseits bewies ihm dieser Ausspruch, wie wichtig es war, Otto aus Eichenlohs Nähe zu entfernen. Der Söldnerführer übte einen zu schlechten Einfluss auf seinen Bruder aus.
Mit grimmiger Miene stand Graf Magnus auf und legte Otto die Hand auf die Schulter. »Ich hoffe, du erinnerst dich jederzeit daran, was du unserem Namen schuldig bist! Wenn dir daran gelegen ist, bei einem Weib zu liegen, so reite in die nächste Stadtund suche dort das Hurenhaus auf. Aber lass die Nonnen und ihre Mägde in Ruhe.«
»Aber gewiss doch, mein gestrenger Herr Bruder.« Otto von Hennebergs Blick verriet, dass er Magnus für einen argen Kleingeist hielt, der einem nicht den geringsten Spaß gönnte. Gottlob blieb er aber nicht unter dessen Aufsicht, sondern konnte auf Hilgertshausen als Vogt schalten und walten, wie es ihm gefiel.
»Trinken wir auf dein neues Amt! Wenn die frommen Damen mit dir zufrieden sind, werden sie dies Seiner Gnaden in Würzburg mitteilen, und du wirst als geachteter Ritter in seine Dienste treten können.«
Bei Magnus’ Appell verzog sein Bruder das Gesicht. »Eigentlich wollte ich mich nach einiger Zeit wieder Junker Peters Schar anschließen. Als sein Waffengefährte kann ich mehr Ruhm erringen denn als Schwertknecht des Bischofs.«
Graf Magnus sah nun verärgert drein, aber er sagte nichts weiter. Sein Bruder wirkte so störrisch, dass ein weiteres Wort unweigerlich zu einem Streit führen würde.
Daher hob er den Becher und trank dem Jüngeren zu. »Auf deinen Erfolg als Vogt der frommen Damen von Hilgertshausen. Du wirst es dort nicht leicht haben, denn soviel ich gehört habe, gibt es Spannungen zwischen ihnen und ihrem Nachbarn, dem Reichsritter Adler auf Kibitzstein. Du wirst dein Amt mit Klugheit und Umsicht ausüben müssen. Junker Georg kennt die Gegend und die Verhältnisse. Er wird dir helfen, dich zurechtzufinden.«
Ein auffordernder Blick traf Gressingen, der sofort eine Verbeugung andeutete. »Sorgt Euch nicht, Graf Magnus. Ich stehe Eurem Bruder zur Seite.«
Innerlich rieb Gressingen sich die Hände,
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