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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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brachte seine Worte so komisch vor, dass Otto hell auflachte. Hardwin kicherte nervös, denn er erinnerte sich an die Szene im Fuchsheimer Wald, und er hatte immer noch Angst, dass Bonas Vater und deren Bräutigam davon erfuhren und Rache fordern würden. Gressingen aber zog ein schiefes Gesicht. Soweit er wusste, war Eichenloh dem Zorn des Vaters der Kleinen nur durch rasche Flucht entkommen. Daraufhin hatte der Fürstbischof sofort nach seinem Amtsantritt sämtliche Ländereien des Übeltäters beschlagnahmt, die dieser auf Würzburger Boden besessen hatte. Das Mädchen war mit einem Gefolgsmann des Vaters vermählt worden, den die Ehre, mit einem so hohen Geschlecht verschwägert zu sein, über die verlorene Jungfräulichkeit der Braut hatte hinwegsehen lassen. Gressingen musste an Trudi denken. Deren Vater zählte zwar nicht zu einer mächtigen Sippe wie die Schenks zu Limpurg, war aber auf seine Weise nicht weniger gefährlich. Wenn Michel Adler auf Kibitzstein erfuhr, was seiner Lieblingstochter widerfahren war, würde er ihn zur Rechenschaft ziehen.
    Unterdessen war Frau Elisabeth das Gespräch leid, und sie blickte ihren Gemahl mit tadelnder Miene an. »Wenn Ihr weiter über Krieg und Politik reden wollt, so wählt ein anderes Gemach. Ich fühle mich müde und würde mich gern ein wenig hinlegen.«
    »Sollen wir Euren Gemahl bei Euch zurücklassen?«, fragte Eichenloh anzüglich. Ihm war die Gräfin zu sittenstreng und engherzig, und er war froh, bald wieder unter seinen Kameradenzu sitzen, bei denen er seiner Zunge kein Zaumzeug anlegen musste.
    Graf Magnus sah für einen Augenblick so aus, als würde er über Eichenlohs Vorschlag nachdenken, aber dann winkte er seinen Gästen, ihm zu folgen. »Wir setzen uns ins Turmzimmer und trinken noch einen guten Schluck Wein.«
    »Ein Schluck wäre mir etwas zu wenig. Ein Mann wie ich braucht schon eine Kanne.« Eichenloh grinste und zwinkerte Otto zu.
    Der junge Henneberg wandte sein Gesicht ein wenig ab, denn er fühlte sich seinem Freund verpflichtet, hatte sich aber mittlerweile entschieden, dem Befehl seines Bruders zu folgen und in die Dienste des Frauenstifts Hilgertshausen zu treten. Dort würde er selbständig handeln können und nicht mehr von Junker Peter bevormundet werden. Bei dem Gedanken merkte er, wie er sich über das Vertrauen seines Bruders freute.
    Im Turmzimmer angekommen, achtete Eichenloh nicht auf Graf Otto, der seinen Gedanken nachzuhängen schien, sondern dachte über seine weiteren Pläne nach und fragte sich, ob er Graf Magnus’ Vermittlerdienste annehmen und einen Ausgleich mit dem Würzburger Bischof suchen sollte. Da Herr Gottfried auf Rechte pochte, die er aller Voraussicht nach nur mit Gewalt durchsetzen konnte, war ein Söldner von seinem Ruf wertvoll genug, um über einige Dinge hinwegsehen zu können. Möglicherweise konnte er sogar seine Würzburger Besitzungen zurückerhalten. Doch als er sich vorstellte, wieder über eigenes Land zu reiten, spürte er, dass ihn diese Aussicht nicht mehr reizte. Seit mehr als fünf Jahren war er ein freier Mann, der vor keinem der hohen Herren mehr buckeln musste, und das wollte er so schnell nicht ändern. Besitz von Land und Burgen konnte leicht zum Klotz am Bein werden, der ihn in einer Gegend festhalten und mit ehernen Klammern an einen Lehnsherrn fesseln würde.
    So in fünfzehn oder zwanzig Jahren, wenn er für diese Art, zu leben, allmählich zu alt wurde, würde er sich von seinen erspartenSoldgeldern ein schönes Stück Land kaufen können. Dann würde er die teiggesichtige Tochter irgendeines Nachbarn heimführen und ihr zu ein paar Kindern verhelfen. Wahrscheinlich würde es ihm dann gefallen, bei einem Becher Wein mit Freunden zusammenzusitzen und von jener schönen Zeit zu schwärmen, in der er von Schlacht zu Schlacht gezogen war.
    Dennoch hörte er aufmerksam zu, als sein Gastgeber die Vorzüge pries, die eine Entscheidung für Würzburg mit sich brächte. Er äußerte sich jedoch nicht, sondern stellte schließlich den Becher ab und stand auf. »Es ist spät geworden, und ich will zu Bett gehen. Morgen muss ich in aller Frühe aufbrechen.«
    »Morgen schon?« Otto von Henneberg starrte ihn enttäuscht an, denn er hatte gehofft, sein Freund werde noch einige Tage bleiben. Dann aber begriff er, dass dessen Anwesenheit dem Frieden in der Burg nicht gerade zuträglich sein würde. Sein Bruder und seine Schwägerin sahen in Eichenloh einen verachtenswerten Emporkömmling, obwohl

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