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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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kaum Luft bekam, schaffte er es, uns stumm die Richtung zu weisen.
    Kurze Zeit später musste ich keuchend innehalten und dachte, wie treffend der Priester die oberen Gefilde der Basilika beschrieben hatte. Um uns herum war es dunkel und feucht, und die Luft war so stickig, dass ich kaum atmen konnte. Es war, als hätten sich dort oben die Ausdünstungen von tausend Jahren Plackerei und Schweiß, Gebeten und Leid gesammelt. An manchen Stellen versank ich bis über die Knöchel in Staub. Vom Gebälk hingen Spinnweben
herab, zum Teil so dicht wie Vorhänge, und überall hatten Generationen Berge von Gerümpel und Abfall aufgehäuft. Nur der Himmel weiß, wie es gestunken hätte, wenn die Luft nicht durch einige Öffnungen zwischen den Ziegeln hätte entweichen können.
    Wir hatten den Dachboden über eine enge und niedrige Treppe erreicht, die hinter einem Pfeiler in der südöstlichen Ecke der Basilika versteckt war. Cesare war als Erster hinaufgestiegen, und Rocco folgte direkt hinter ihm. Als Letzte kam ich in Begleitung einiger Soldaten.
    Als wir uns aufrichteten und uns umsahen, war Rocco sehr verwundert.
    »Weshalb sollte sich Morozzi ausgerechnet hier oben verstecken? Da gibt es doch wirklich angenehmere Plätze.«
    Ich mochte ihm nicht sagen, in welche Richtung unsere Befürchtungen gingen.
    »Den Untergrund der Basilika haben wir schon gründlich durchsucht«, sagte ich nur. »Außerdem ist Morozzi doch immer für Überraschungen gut.«
    Rocco nickte zwar, aber überzeugt war er nicht. Außerdem schien seine Verzweiflung ständig zu wachsen. Seine Augen waren rotgerändert, er war unrasiert, und seine Lippen waren an einigen Stellen geschwollen, als ob er ständig darauf beißen müsste, um nicht laut zu schreien.
    Ich schlug vor, dass wir uns aufteilten.
    Cesare war einverstanden.
    »Glasmacher, zwei meiner Männer begleiten Euch. Und Ihr, Francesca, kommt mit uns.«
    Wir gingen los und folgten der Längsachse der Basilika. Alles war vollgestellt, ein Labyrinth aus vielen abgeteilten
Kammern, versteckten Nischen und Möbelstapeln. Ich fragte mich, ob dieser Ort früher vielleicht sogar als Lagerraum gedient hatte. Doch je weiter der Verfall des Gebäudes im Lauf der Jahrhunderte fortschritt, desto instabiler wurde vermutlich der Boden, sodass man keine schweren Lasten mehr darauf abstellen konnte.
    Und vielleicht würde er auch unter dem Gewicht eines Menschen nachgeben.
    »Seid vorsichtig.« Cesare streckte mir die Hand hin, damit ich mein Gleichgewicht wiederfand, weil sich die Bretter unter meinen Füßen plötzlich seltsam morsch anfühlten.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist.«
    Auch wenn ich öfter beobachtet hatte, wie kleine Steinbrocken von der Basilika herabstürzten, und gehört hatte, dass Besucher dabei verletzt worden waren, wunderte es mich, wie brüchig das Gebäude in Wirklichkeit war. Ob wegen der häufigen Überfälle der Barbaren, der Verlegung des Kaiserreichs nach Byzanz oder des Großen Schismas – die Nachfahren des Apostels hatten dem Gebäude jedenfalls viele Jahre wenig Aufmerksamkeit geschenkt und es so dem Verfall preisgegeben. Ohne den Zustand der Basilika mit dem der Heiligen Mutter Kirche vergleichen zu wollen, will ich lediglich anmerken, dass das Gebäude eine tödliche Falle war.
    Fackeln konnten wir nicht benutzen, weil alles, wenn es nicht gerade verfaulte, strohtrocken war. In dem spärlichen Licht, das durch die Löcher im Dach hereinfiel, tasteten wir uns voran. Einige der Öffnungen waren nur so groß wie Nadelstiche, andere jedoch so riesig, dass ein fetter Priester hindurchgepasst hätte. Wie nicht anders zu erwarten, nisteten
zahllose Tauben unter dem Dach. Die meisten waren am Tag unten auf dem Platz, um nach Futter zu suchen. Doch die übrigen flatterten mit heftigem Flügelschlagen auf, sodass wir uns vorsichtig bewegen mussten, um unbeschadet zu bleiben.
    Die Basilika maß ungefähr hundert Meter in der Länge. Ich wusste das so genau, weil es zum liebsten Zeitvertreib meines Vaters gehört hatte, die genauen Ausmaße der unterschiedlichsten Gebäude mit Hilfe eines befreundeten Mathematikers zu berechnen. Nach römischem Vorbild erstreckte sich der Dachboden über die gesamte Länge der Basilika. Wir waren am hinteren Ende, also weit entfernt vom Hauptaltar, hinaufgestiegen, und während wir angesichts der Hindernisse nur mühsam vorankamen, hörte ich, wie unter uns auf der Empore der Chor mit seinen Proben begann.
    »Ich fürchte, uns bleibt

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