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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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einziger wilder Blick genügte, dass der Priester augenblicklich die Flucht ergriff, aber nicht ohne vorher den armen Nando zu packen.
    Der Lärm hatte Rocco aufhorchen lassen, und er machte sich zusammen mit Cesare an die Verfolgung des Priesters. Ich versuchte, mit ihnen Schritt zu halten, doch ich stolperte unglücklich und fiel über etwas Hartes. Als ich mich aufrappelte, merkte ich, dass ich auf einem Holzkreuz gelandet war. Ein Kreuz – groß genug für den Körper eines Kindes.
    Mit einem Wutschrei sprang ich auf und stürzte den anderen nach. Morozzi konnte uns auf dem Dachboden nicht entwischen! Da müsste er schon wie der Erzengel Michael zu Flugkünsten greifen.
    Dachte ich. Ein irrer Priester mit einem verängstigten Jungen, ein Vater, der außer sich war vor Angst, ein Krieger, ein halbes Dutzend Soldaten und ich … und das alles in dem Labyrinth oberhalb des Petersdoms. Alle rannten und
trampelten über den gefährlich schwankenden Boden, während unten …
    Wer wusste schon, was in diesem Augenblick unten vor sich ging? Hatten alle nach oben gesehen und sich über die seltsamen Geräusche über dem Sternenhimmel gewundert und überlegt, ob dort oben womöglich der Teufel hauste? Meine Sinne waren jedenfalls in diesem Moment darauf gerichtet, Nando aus Morozzis Griff zu befreien und den Priester gefangen zu nehmen.
    So schwer es mir auch fiel, aber insgeheim musste ich Morozzi meine Anerkennung zollen. Bei seinen Planungen war er mir nicht nur einen oder zwei, sondern viele Schritte voraus.
    Rocco und Cesare hatten Morozzi inzwischen gestellt. Er erinnerte an ein in die Enge getriebenes Tier, als er sie mit hasserfüllter Stimme anfauchte:
    »Ihr werdet auf dem Scheiterhaufen brennen! Die Flammen der ewigen Verdammnis werden euch verzehren!«
    Das war durchaus möglich, doch bevor es so weit war, sah er sich Cesares Schwert und Roccos entfesseltem Zorn gegenüber.
    Rocco hatte Morozzi fast erreicht und war nur noch eine Armeslänge von dem Priester entfernt, als dieser ihm sein Bündel entgegenschleuderte und floh. Ich habe nicht gesehen, in welche Richtung, weil mein Blick auf den Jungen gerichtet war.
    Als Nando fiel, zersplitterte unter ihm der Boden in tausend Stücke.
    Für mich schien die Zeit stillzustehen. Ich sah, wie sich das Holz bog, die Dielen auseinanderbrachen und alles, was
zuvor darauf gestanden hatte, in einem Loch in die bodenlose Tiefe verschwand.
    Rocco ließ von Morozzi ab und stürzte zu seinem Sohn zurück. Da er jedoch zu weit weg war, um Nandos Fall noch aufzuhalten, machte ich einen Satz nach vorn, streckte im Fallen den Arm aus und bekam in letzter Sekunde Nandos Hemd zu fassen.
    Zusammen schlidderten wir dem Abgrund entgegen.
    »Francesca!« Rocco schrie meinen Namen, aber ich hörte ihn kaum. Ich hörte nur meinen keuchenden Atem und das Hämmern meines Herzens. Alle meine Sinne waren auf den eisernen Griff meiner Hand gerichtet, die das Kind vor dem tiefen Sturz auf den Boden der Basilika bewahrte.
    Ich nehme an, dass man uns in diesem Augenblick von unten sehen konnte. Vermutlich waren aller Augen auf uns gerichtet, und sicher lief ein Raunen durch die Menge der Anwesenden.
    Aber ich weiß es nicht, weil niemand je darüber gesprochen hat. Vielleicht hat man den Mantel des Schweigens über all das gebreitet, weil niemand eingestehen wollte, was an diesem Tag im Petersdom geschah.
    Wie auch immer, zusammen mit Nando rutschte ich unaufhaltsam auf das Loch zu, das sich im Fußboden aufgetan hatte. Verzweifelt hielt ich den Kleinen fest und versuchte mit der anderen Hand, irgendwo Halt zu finden.
    Und dann fand ich Roccos Arm.
    »Francesca!«, rief er, als ich mich an ihn krallte. »Lass ihn nicht los!«
    Ich erinnere mich, dass ich erschrak, und, was unter diesen Umständen absurd war, fast schon beleidigt war, dass er
mir so etwas zutraute! Hatte er denn kein Vertrauen zu mir? Ich hatte ihn in das Labyrinth aus Täuschung und Betrug um den Tod von Innozenz gelockt und nun auch noch das Leben seines Sohnes in Gefahr gebracht. Da musste er wohl das Schlimmste von mir erwarten.
    »Rettet Nando!«, schrie ich. Wie von ferne drang meine Stimme an mein Ohr. »Lasst ihn nicht fallen!«
    In Wahrheit waren wir beide in Gefahr, in die Basilika hinunterzustürzen. Ich fühlte, wie meine Finger an Kraft verloren, und ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis alles verloren war.
    »Rettet ihn!«, schrie ich noch einmal und versuchte, mich umzudrehen, damit er seinen

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