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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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kaum noch Zeit«, sagte ich. Meine Augen brannten vom vielen Staub und Dreck. Ich blinzelte einige Male, und in diesem Moment nahm ich für den Bruchteil einer Sekunde im hinteren Bereich des Dachbodens etwas wahr, das ich für eine Bewegung hielt. Oder träumte ich nur davon, dass mein dringlichster Wunsch in Erfüllung ging?
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Cesare starrte in die Richtung, in die ich wies, aber die Düsternis war undurchdringlich. Genauso gut konnten ein paar Tauben den Staub aufgewirbelt haben.
    »Ich sehe nur ein paar Schatten. Sonst nichts«, sagte er.
    In meiner Verzweiflung packte ich die Gelegenheit beim Schopf, raffte ungeduldig meine Röcke zusammen und drängte mich an Cesare vorbei.

    Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, als Cesare mich am Arm packte und zurückzog. Gleichzeitig hob er die Hand, damit die Soldaten innehielten.
    »Seid ruhig«, flüsterte er. »Ihr habt recht. Dort vorne ist jemand.«
    »Wo?«, flüsterte ich zurück und kniff die Augen zusammen.
    »Ungefähr fünfzig Meter vor uns. Ich glaube, die Stelle ist genau über dem Hauptaltar.«
    »Das muss Morozzi sein!«
    Cesare nickte entschlossen.
    »Überlasst ihn mir.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf.
    »Sobald er Euch sieht, weiß er, dass er in großer Gefahr ist. Keiner weiß, was er dann tun wird. Vor einer Frau dagegen hätte er keine Angst und würde sich sicher fühlen.«
    Das war natürlich eine richtige Überlegung, doch ich will nicht verhehlen, dass ich darauf brannte, Morozzi selbst in die Finger zu bekommen. Nennt es Hochmut, Eitelkeit oder was immer Ihr wollt. Ich konnte und wollte mich nicht damit zufriedengeben, dass ich mich hinter Cesare verstecken sollte.
    »Gebt mir nur einen Augenblick«, bat ich. »Ich möchte ihn überraschen. Dann könnt Ihr ihn überwältigen.«
    »Ihr braucht Euch nicht einmischen«, protestierte Cesare.
    »Ihr müsst nicht Eure Tapferkeit unter Beweis stellen! Mein Gott, Morozzi hat ein Kind bei sich! Wir dürfen nicht riskieren, dass Nando etwas geschieht!«
    Ich ging davon aus, dass das noch nicht passiert war. Hastig befreite ich mich aus Cesares Griff und stürzte mich in die Dunkelheit.
    Dicke Spinnweben behinderten meine Sicht. Zu meinem
Entsetzen legten sie sich über Nase und Mund, verfingen sich in meinem Haar und schienen mich mit tausend gespenstischen Fingern festhalten zu wollen. Meine Phantasie war völlig überreizt. Eine Spinne war nur eine Spinne und man konnte sie tottreten. Daran versuchte ich zu denken, während ich mich keuchend und schmutzig durch die weichen Vorhänge kämpfte, bis ich endlich frei war.
    Einerseits konnte ich besser sehen, was sich vor mir abspielte, andererseits war ich auch leichter zu entdecken.
    Die Gestalt, die noch immer ungefähr dreißig Meter von mir entfernt war, drehte sich um und sah in meine Richtung. Es war ein Mann. Er beugte sich über etwas, das ich nicht erkennen konnte, doch als ich ihn anstarrte, richtete er sich plötzlich auf und ließ etwas fallen, was er soeben noch in der Hand gehalten hatte.
    Im nächsten Augenblick stürzte er auf mich zu.
    Ich denke, dass ich einen gesunden Selbsterhaltungstrieb besitze. Doch zuweilen wird er plötzlich außer Kraft gesetzt.
    Ohne das geringste Zögern stürmte ich los. Cesares warnenden Schrei hörte ich nicht. Mehrmals brachen meine Füße durch das morsche Holz, und ich stolperte und glaubte schon zu fallen, konnte mich aber im letzten Moment wieder fangen und rannte weiter.
    Erleichtert stellte ich fest, dass es tatsächlich Morozzi war. Er trug seine Soutane. Zweifellos, um ohne Schwierigkeiten in die Basilika zu gelangen. Aber er war nicht allein. Der kleine zusammengesunkene Körper eines Kindes lag bewegungslos dort, wo er ihn hatte fallen lassen.
    »Bastard!«, schrie ich aus vollem Hals und stürzte mich auf ihn.

    Wir stießen mit einem dumpfen Geräusch zusammen und fielen zu Boden.
    »Ungeheuer!« Ich packte sein goldenes Haar und knallte seinen Kopf auf den Boden. Ehrlich gesagt, hätte ich das wieder und wieder getan, bis sein Gehirn herausgespritzt wäre. Aber Morozzi hatte andere Vorstellungen.
    » Strega! «, brüllte er. Dann packte er meine Schultern und schleuderte mich mit solcher Kraft von sich, dass ich ein ganzes Stück entfernt mit solcher Wucht auf dem Boden landete, dass es mir für Sekunden den Atem raubte.
    Als ich mich aufrappelte und erneut in den Kampf stürzen wollte, sah ich, wie Cesare mit gezücktem Schwert auf Morozzi zustürmte. Ein

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