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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Papst gewählt wurde.«
    »Er hat also versucht, einen Keil zwischen meinen Vater und die Orsinis zu treiben, deren Unterstützung mein Vater dringend braucht, um überhaupt gewählt zu werden?«
    »Ganz genau. Wenn Morozzi die Spaltung gelungen wäre, hätte er damit della Roveres Wahl befördert. Oder die
Wahl eines anderen Kardinals, der das Edikt wahrscheinlich unterzeichnen würde.«
    »Aber dieser Plan schlug fehl«, warf Cesare ein.
    »Ja, aber ich habe nicht gleich erkannt, dass der Priester viel mehr wusste.«
    Ich dachte laut und stellte fest, wie sehr mein Entsetzen und die Müdigkeit meine Klarsicht getrübt hatten.
    »Er wusste zum Beispiel von den Briefen zwischen Giulia und ihrem Mann«, sagte ich. »Er kannte sogar ihre Vorliebe für eingelegte Feigen. Meiner Meinung nach hat er lange im Voraus geplant, was er tun würde, sollte Innozenz sterben, ohne dass er das Edikt unterzeichnet hatte, und die Wahl Eures Vaters wahrscheinlich wurde.«
    Cesare nickte bedächtig.
    »Und jetzt ändert er seine Taktik wieder«, ergänzte er, »und plant ein Verbrechen, um den Mob gegen die Juden aufzuhetzen.«
    »Wir können sicher sein, dass er auch dieses Mal jeden Schritt genau geplant hat. Deshalb ist auch Torquemada in Rom. Wenn das Verbrechen aufgedeckt wird, muss er unbedingt zugegen sein, um sofort die Juden zu beschuldigen – und damit die Wahl des toleranten Kardinals zu verhindern.«
    Cesares Gesichtsausdruck verfinsterte sich, während die Knöchel seiner Hand, die den Schwertknauf umklammerte, weiß hervortraten.
    »Della Rovere sät bereits das Gerücht, dass mein Vater ein marano sei.«
    »Vermutlich weiß er, was Morozzi und Torquemada planen. Trotzdem achtet er sorgfältig darauf, sich gebührend zu
distanzieren. Im Grunde interessiert uns della Rovere nicht, mit ihm muss sich Euer Vater auseinandersetzen. Wir müssen nur Morozzi aufhalten – und zwar um jeden Preis.«
    »Und wie? Ich kann noch viel mehr Männer die Basilika von oben bis unten durchsuchen lassen, aber uns läuft die Zeit davon …«
    »Je mehr Aufmerksamkeit Ihr durch Euer Tun erregt, desto mehr wächst vielleicht die Angst, dass, sollte Euer Vater den Thron besteigen, er – und seine Familie – die Macht missbrauchen könnten.«
    Ich sagte ihm nichts von den Gerüchten, die in der Stadt kursierten und von Borgias Rivalen in die Welt gesetzt worden waren: dass Borgia in Wirklichkeit ein Wolf sei, der das Lamm verschlingen wolle, dass es nie einen habgierigeren und ehrgeizigeren Mann gegeben habe, der es gewagt habe, den Thron des heiligen Petrus zu besteigen. Bisher spotteten die Römer darüber, obwohl sie allein durch die Drohung, dass sie ihrem Unmut jederzeit Luft machen könnten, durchaus Einfluss auf die Wahl besaßen. Ich konnte nur hoffen, dass nichts geschah, was ihre Meinung änderte – oder ihre Loyalität erschütterte.
    Ich hatte Cesare noch nie so niedergeschlagen, um nicht zu sagen, verzweifelt erlebt.
    »Also sind wir erledigt. Und Morozzi hat gewonnen.«
    »Nein! Noch ist Zeit. Wir müssen jeden Augenblick nutzen! «
    Ich sah mich um, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, etwas übersehen zu haben. In späteren Jahren habe ich mich bei einem schwierigen Problem nicht nur an die offensichtlichen Tatsachen gehalten, sondern immer überlegt, was
fehlte . Zuweilen sind es genau diese leeren Stellen, die uns zur Wahrheit führen.
    Mitten während der Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten fragte ich mich also, was ich in der Basilika vermisste.
    »Der Leichnam des Papstes ist noch in der Sixtinischen Kapelle«, überlegte ich.
    Cesare nickte.
    »Sobald sich die Trauergemeinde versammelt hat, wird er in einer feierlichen Prozession in die Basilika getragen.«
    In dieser Prozession wurde der verstorbene Papst von den höchsten Repräsentanten der Kirche und hochrangigen Laien begleitet, die sich zuvor in der Sixtinischen Kapelle versammelten.
    »Vielleicht suchen wir am falschen Ort«, überlegte ich.
    Um in die Sixtinische Kapelle zu gelangen, mussten Cesare, einige seiner Männer und ich uns in den Apostolischen Palast begeben, was einiges Aufsehen erregte. Man tuschelte bereits, dass sich Borgias Sohn im Vatikan befinde und nicht in friedlicher Absicht gekommen sei. Priester und Sekretäre musterten uns mit erbostem Blick, und einige drückten sich sogar in übertriebener Manier gegen die Wand, als ob sie jede Berührung mit uns vermeiden wollten.
    Cesare schien diese Leute nicht wahrzunehmen. Um diese

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