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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Freunde oder Familienangehörige, die sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten.
    »Bedeckt Euer Gesicht«, sagte Vittoro rasch, während er sein Hemd in die Höhe zog und es mir vormachte.
    Ich gehorchte ohne Widerworte. Mein Blick irrte umher, und ich erschrak angesichts des ganzen Elends. Ungläubig starrte ich auf die eiternden und offenen Wunden, die zum Skelett abgemagerten Körper, die nach Luft rangen, und die Kranken, die dem Tod so nahe waren, dass sie nichts mehr zu spüren schienen. Mit Mühe drängten wir uns bis zum Eingang der Apotheke durch, als eine Frau in mittlerem Alter von innen die Tür aufriss.
    »Binjamin!«, rief sie. » Was hast du hier zu suchen?«
    Der Junge hatte sich nicht die Mühe gemacht, sein Gesicht zu verhüllen. Geduldig sah er zu der Frau auf.
    »Ich heiße Benjamin, Signora Montefiore. Benjamin, per favore .«
    » Welcher Leichtsinn! Du hast hier nichts zu suchen. Es ist viel zu gefährlich für dich.«
    »Ich musste etwas erledigen, Signora. Ich musste diesen Leuten den Weg zu Euch zeigen.« Mit diesen Worten trat er zur Seite und deutete auf uns.
    Die Frau runzelte die Stirn. Als ich, ohne nachzudenken,
meinen Schal sinken ließ, richtete sich ihr Blick auf mich. Nach kurzer Überlegung fragte sie mit sanfter Stimme:
    » Was führt Euch zu mir?«
    Ich erinnerte mich an den Namen auf dem Papier des Kardinals.
    »Ich suche Signore Montefiore. Vermutlich Euer Ehemann? «
    Ein zartes Lächeln huschte über das müde Gesicht unter den silbrigen Löckchen, die sich unter dem Kopftuch hervorstahlen.
    »Dann seid Ihr umsonst gekommen. Mein Mann starb vor zehn Jahren. Ich bin Sofia Montefiore. Vermutlich sucht Ihr nach mir?«
    Sie gab die Tür frei und ließ uns eintreten.
    Im Inneren der Apotheke sah ich mich rasch nach allen Seiten um. Und was ich sah, bestätigte meine Vermutung: Die Apotheke diente als Hospital für die Schwerkranken. Auf jedem Fußbreit Boden lagen Kranke auf Bahren oder manchmal sogar auf dem blanken Holz. Die meisten waren in fadenscheinige Decken gehüllt, andere wiederum glühten vor Fieber und hatten alles von sich geworfen. Eine Handvoll Männer und Frauen gingen zwischen den Kranken umher und taten, was sie konnten, um ihnen Linderung zu verschaffen.
    Vittoro zog mich energisch am Arm.
    »Wir müssen weg, und zwar sofort.«
    Obwohl ich in großer Versuchung war, ihm zu gehorchen, schüttelte ich den Kopf.
    »Nicht so schnell. Ich muss zuvor ergründen, weshalb mich der Kardinal hierher geschickt hat.«

    Und zu Sofia Montefiore sagte ich:
    »Ich heiße Francesca Giordano. Ich bin …«
    »Ich weiß, wer Ihr seid«, unterbrach sie mich. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab, die ihr einfaches Kleid bedeckte. Trotz des unfassbaren Elends um sie herum war ihre Kleidung bemerkenswert sauber. Sie wies auf eine Tür im hinteren Teil des Raumes. »Dort können wir uns besser unterhalten.«
    Nach einem kurzen Blick auf Vittoro fügte sie hinzu: »Außer Ihr habt Bedenken, Euch länger hier aufzuhalten.«
    Der Hauptmann errötete, doch mein Entschluss stand fest. Ich folgte Sofia nach hinten. Dabei überlegte ich kurz, ob ich Vittoro bitten sollte, draußen auf mich zu warten. Aber das hätte bedeutet, sein Pflichtgefühl und nicht zuletzt seinen Stolz zu verletzen.
    »Ihr wisst, wer ich bin? Woher?«, fragte ich, nachdem sich die Tür des kleinen Arbeitsraums geschlossen und wir den Krankensaal mit all seinem Elend hinter uns gelassen hatten.
    Sofia Montefiore lehnte sich an einen Tisch. Sie schien erschöpft, aber ihre Stimme klang trotzdem kräftig.
    »Ich kannte Euren Vater. Als Ihr ihn einmal zum Campo de’ Fiori begleitet habt, um Kräuter zu kaufen, hat er mir Euch von weitem gezeigt. Euer Vater war ein guter Mensch. Sein Tod ist eine echte Tragödie.«
    »Ich danke Euch für diese Worte. Aber sagt, wie habt Ihr seine Bekanntschaft gemacht?«
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Giovanni Giordano eine Jüdin kennengelernt, geschweige denn, sich so eng mit ihr angefreundet haben könnte, dass er ihr sogar seine Tochter gezeigt hatte. Allerdings hatte sich
mein Vater nie abfällig über Juden geäußert, eigentlich hatte er so gut wie nie über sie gesprochen.
    »Mein verstorbener Mann war Apotheker von Beruf«, erklärte Sofia. Dabei hatte ich das Gefühl, als ob sie ihre Worte mit großer Sorgfalt wählte. »Er und Euer Vater kannten einander schon als junge Männer. Sie erneuerten ihre Bekanntschaft, als Giovanni nach Rom

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