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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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ist für ihn unverzichtbar.«
    So unverzichtbar wie der Tod Innozenz’.

    Wie einen Hund hatte Borgia mich auf diese Fährte gesetzt.
    Vittoro verabschiedete sich an der Tür von mir. Als ich allein war, stand ich einen Moment lang reglos da und starrte auf das Bett und die zurückgeschlagenen Decken. Vor Stunden hatte ich dieses Zimmer verlassen – und nun kehrte ich als eine andere Frau zurück. Ich hatte nicht nur ein Leben hinter mir gelassen, das mir aufgrund meiner Tätigkeit als Giftkundige einen gewissen Abstand gewährte, sondern ich hatte auch etwas über mich selbst erfahren.
    Solange mein Vater lebte, war ich die liebende Tochter. Ich habe seine Interessen geteilt und von ihm gelernt, ohne ihn je zu übertreffen. Gleichzeitig habe ich ihn vor der Einsamkeit bewahrt, wie er mich vor der Härte des Lebens beschützt hat. Seit seinem Tod hatte ich mich nur an seinen Mördern rächen wollen, wie es meine Pflicht war. Doch als ich dem Mann das Leben nahm, hat sich noch etwas anderes in mir geregt.
    Den Spanier hatte ich töten müssen, um die machtvolle Stellung zu erhalten, die ich inzwischen innehatte.
    Aber den Mann auf der Folterpritsche zu töten, hatte mich befriedigt. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich es wieder und wieder getan. Der Schnitt mit dem Messer und das hervorquellende Blut hatten mir ein Gefühl der Macht verliehen … und seltsamerweise des Friedens, das ich so nicht gekannt hatte. In diesem Augenblick wusste ich, dass mein Alptraum ausbleiben würde, wenn ich jetzt einschlief.
    Das erinnerte mich an die Waschschüssel auf dem Gestell neben meinem Bett. Das Wasser war längst kalt geworden, aber das merkte ich kaum, als ich mir das Blut von den Händen
schrubbte, bis die Haut ganz rot war und schmerzte. Aber das spürte ich nicht. Meine Finger, die sich so begierig um das Messer geschlossen hatten, würden für immer befleckt sein. Keine Gebete und kein Flehen konnten jemals die Sünden tilgen, die ich von heute an wissentlich und freiwillig auf mich lud.
    »Die Würfel sind gefallen«, hatte der Kardinal gesagt. So wie meine Seele dem Fegefeuer verfallen war.
    Es war ein eigenartiges Gefühl, das eigene Selbst in der Verdammnis zu wissen. Alle Furcht schwand und ebenso aller Zweifel. Ich verspürte ein seltsam belebendes Gefühl der Befreiung. Leichtfüßig verließ ich den Palazzo, während die Sonne blutrot über der Stadt aufging.

10
    Als ich die Apotheke betrat, verband Sofia gerade die nässende Wunde am Bein eines alten Mannes. Seit gestern schien sich nichts geändert zu haben … ebenso viele Kranke und Sterbende standen in der Reihe und warteten auf Hilfe, und draußen stapelten sich immer noch die Toten.
    Sofia sah auf und deutete wortlos auf das hintere Zimmer.
    »Wartet draußen auf mich«, bat ich Vittoro, weil ich wusste, dass Sofia in seiner Gegenwart nicht reden würde. Er nickte und warf mir einen beschwörenden Blick zu, vorsichtig zu sein. Dann ging er nach draußen und nahm seinen Posten ein.
    Ich trug die mitgebrachten Vorräte nach hinten, um sie auf dem altersschwachen Tisch abzulegen, der gerade genug Platz bot. Danach sah ich mich zum ersten Mal etwas gründlicher um, wozu mir bei meinen letzten Besuchen nie Zeit geblieben war.
    Trotz der schwierigen Umstände war Sofia offenbar bemüht, eine gewisse Sauberkeit und Ordnung zu halten. Alles war sorgfältig beschriftet – alle Salben, Lösungen und Tinkturen standen geordnet auf Regalen, daneben die Arzneien,
Verbände und Grundsubstanzen, die zur Herstellung der Mittel nötig waren. Sie hatte sogar ein einfaches chirurgisches Besteck mit Skalpellen, Pinzetten und Ätzmitteln und eine brauchbare Waage. Eine erstaunliche Ausstattung für eine einfache Apotheke.
    Ich war noch ganz in Gedanken, als plötzlich Benjamin durch die Hintertür hereinspähte.
    »Signorina«, sagte er und lächelte. » Viene prego .«
    »Was gibt es denn?«, fragte ich. Aber da setzte er sich bereits in Bewegung und winkte mir, ihm zu folgen. Verärgert gehorchte ich. Ich hatte nicht verstanden, worum es ging. Außerdem musste er doch wissen, dass ich für derart kindische Spiele keine Zeit hatte.
    Ich hatte die Gasse kaum betreten, als mich jemand von hinten packte. Man stülpte mir eine Kapuze über den Kopf und stürzte mich in absolute Finsternis. Der Überfall war in meiner Erinnerung noch sehr lebendig. Ich schlug wie wild um mich und wollte schreien. Aber es half nichts. Bevor ich auch nur Luft holen konnte, wurde ich auf

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