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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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befürchtet. Sonst hätte er den Mord nicht befohlen.«
    Falls er ihn befohlen hatte. Haltet mich nicht für eine
Närrin. Ich weiß sehr wohl, dass ein Mann unter der Folter alles sagt, was man von ihm erwartet. Aus diesem Grund ist meiner Meinung nach die Folter sinnlos. Mit dieser Überzeugung stehe ich offenbar weitgehend allein, so oft wie die Folter angewendet wird.
    Im Grunde war es gleichgültig, was der Mann gesagt hatte – ich wusste, dass er an der Ermordung meines Vaters und an dem Überfall auf mich beteiligt gewesen war. Für ihn war der Papst der Schuldige. Doch in Verbindung mit dem, was ich über das Edikt wusste, deutete tatsächlich vieles in diese Richtung. Falls mich die Suche nach den Mördern meines Vaters in solch hohe Kreise führen sollte, konnte ich ohne Borgias Hilfe nichts erreichen.
    »Auch wenn mein Vater keinen genauen Plan verfolgte, so musste er sich überlegt haben, wie er an Innozenz herankommen konnte, was im Grunde völlig unmöglich war.«
    »Genau das habe ich auch überlegt«, sagte Borgia. »Es ist immerhin möglich, dass Euer Vater jemanden kannte, der ihm in dieser Beziehung behilflich sein konnte. Womöglich ein anderer converso ?«
    Ich ließ die Bemerkung über den angeblichen Status meines Vaters unkommentiert und konzentrierte mich auf Borgias Hinweis. Zumindest musste ich keine Überraschung heucheln, denn es war allgemein bekannt, dass die meisten conversi die Priesterweihe anstrebten, damit sie zweifelsfrei als Christen anerkannt wurden. Jeder Priester ohne eine lückenlose Ahnenreihe konnte also ein konvertierter Jude sein.
    »Wisst Ihr Genaueres?«
    Borgia schüttelte den Kopf.

    »Leider nein. Wie Ihr wisst, hält sich jeder converso sorgfältig bedeckt.«
    In dieser Beziehung musste ich Borgia recht geben. Und doch musste ich diesen Mann so schnell wie möglich finden und herausbekommen, wonach mein Vater gesucht hatte. Und zwar, bevor die Zeit ablief … für die Juden genauso wie für mich.
    Plötzlich fühlte ich mich nur noch müde.
    »Es wird bereits hell. Ich muss überlegen, wie wir am besten vorgehen.«
    Mit der Erlaubnis des Kardinals zog ich mich zurück. Bevor sich die Tür schloss, sah ich noch, wie Borgia ein Dokument zur Hand nahm und zu lesen begann. Man erzählte sich, dass Borgia unermüdlich seine ehrgeizigen Ziele verfolgte.
    Vittoro begleitete mich zu meinen Räumen. Unterwegs fasste ich Mut und stellte ihm die Frage, die mir auf der Seele lag. »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch an der Sache beteiligen wollt?«
    »Ich bin ein treuer Diener Seiner Eminenz.«
    »Natürlich, Hauptmann, aber denkt Ihr auch an Eure Seele?«
    Vittoro blieb so unvermittelt stehen, dass der junge Wachmann, der uns mit der Fackel leuchtete, fast gegen ihn prallte. Vittoro ergriff meinen Ellenbogen und ging ein Stück mit mir voraus.
    »Meine Seele, Donna Francesca?« Der Gedanke schien ihn zu belustigen. »Habt Ihr eine Vorstellung, wie viele Männer ich schon getötet habe?«
    Als ich verneinte, fuhr er fort. »Ich weiß es genauso
wenig. Als junger Mann habe ich im Krieg gegen Florenz gekämpft und dann gegen den Herzog von Ferrara, als dieser den Papst beleidigt hatte. Später kämpfte ich gegen das Königreich Neapel, und ich wäre auch noch gegen die Türken in den Krieg gezogen, aber die haben sich Innozenz’ Wohlwollen erkauft und genießen es bis heute. Ich habe selbst beobachtet, wie er die Vergebung aller Sünden, auch der schlimmsten, gegen Geld gewährt. Auf diesem Gebiet ist er schließlich bewandert. Sein Leben lang hat er gehurt, gestohlen, gelogen und Gott gelästert. Je eher er dem göttlichen Richter gegenübertritt, desto besser.«
    Ich sah mich über die Schulter um, aber der junge Söldner war ein gutes Stück weit entfernt.
    »Glaubt Ihr denn, dass Borgia anders ist?«, fragte ich.
    Vittoro überlegte kurz.
    »Er denkt eher … zweckmäßig. Ja, das ist das richtige Wort. Natürlich liebt er Zerstreuungen. Welcher Mann tut das nicht? Aber Ihr habt es mit eigenen Augen gesehen: Kaum hatten wir den Raum verlassen, fing er schon wieder an zu arbeiten. So ist der Kardinal. Lebensfroh, aber trotzdem verliert er nichts aus dem Blick. So einen wie ihn brauchen wir. Rom, die gesamte Christenheit, wir alle. Er ist der richtige Mann für uns.«
    »Aber Borgia wollte schon einmal Papst werden und hat verloren.«
    Vittoro nickte.
    »Und er wird wieder verlieren, wenn er zu lange warten muss. Sobald das Edikt erlassen ist, ist es zu spät. Das Geld der Juden

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