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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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geraubt hat.«
    Ich musste aufstehen und mich auf die Gasse flüchten, wo ich lange Zeit nur einfach dastand, bis ich mich wieder in der Gewalt hatte. Als ich zurückkam, wandte ich mich zuerst an Vittoro.
    »Geht zurück in den Palazzo. Und falls der Kardinal fragt, wo ich sei, so sagt ihm, dass ich in seinem Interesse zu tun habe. Mehr wird er nicht wissen wollen.«
    Vittoro war nicht eingeschnappt, weil ich ihm plötzlich Befehle erteilte. Er zuckte nur die Achseln.
    »Der Kardinal will aber immer alles wissen.«
    »Aber das nicht. Falls man ihn befragt, ist es besser, wenn er wirklich von nichts gewusst hat.«
    Es war ein überaus kluger Schachzug des Kardinals, mir in Bezug auf Innozenz freie Hand zu lassen. Falls der Anschlag misslang und man uns schnappte, so konnte Borgia behaupten, dass ich über den Tod meines Vaters völlig verzweifelt sei und aus eigenem Antrieb gehandelt hätte. Er könnte sogar anführen, dass ich in Wirklichkeit Jüdin sei und sowohl ihn als auch Innozenz vernichten wolle. Für die Papstwahl würde diese Aussage zwar nicht genügen, doch sie säte immerhin so viele Zweifel, dass er Macht und Einfluss bewahren konnte. Von seinem Leben gar nicht zu reden. Meines dagegen war entbehrlich.
    »Soll ich dem Kardinal nicht doch irgendetwas sagen?«, fragte Vittoro.
    Ich wollte schon verneinen, als mir etwas einfiel.
    »Sagt ihm nur, alea iacta est .«
    Da Vittoro keine klassische Erziehung genossen hatte,
musste er die Worte mehrmals wiederholen, um sie sich genau zu merken. Dann war er fort und ließ mich im Beinhaus meiner Erinnerungen zurück.
    Ich hatte schon immer eine Abneigung gegen Blut. Fragt mich nicht, warum. Jemanden zur Ader zu lassen, gilt bei vielen Krankheiten als Heilmittel, doch ich habe es immer unter allen Umständen vermieden. Aber damit nicht genug. Selbst in der Messe habe ich meine Schwierigkeiten. Die Verwandlung des Fleisches in Brot kann ich noch tolerieren, aber Blut, das zu Wein wird … Ich kann es nicht trinken. Ich kann nicht einmal ertragen, dass der Kelch meine Lippen berührt.
    Als ich über dem Leichnam meines Vaters kniete und meine Hände buchstäblich in seinem Blut gebadet habe, hat sich etwas unwiderruflich in mir verändert. Oder sollte ich besser sagen, dass etwas erwacht ist? Seitdem musste ich zweimal töten. Zuerst den Spanier und dann den Mörder meines Vaters, dem ich die Kehle aufgeschlitzt hatte, bevor ich überhaupt begriff, wie mir geschah. Trotzdem konnte ich Sofia kaum zusehen, als sie den sterbenden Joseph zur Ader ließ.
    David ben Eliezer trug Joseph in das hintere Zimmer und legte ihn nicht weit von Rebecca auf eine Pritsche. Zum Glück war er ohne Bewusstsein und schien nichts zu spüren, als Sofia tief in den verletzten Arm schnitt und die Wunde öffnete, bis das Blut in die Schale rann, die sie darunter bereitgestellt hatte. Von dem Geruch nach Kupfer musste ich würgen.
    »Wie viel brauchen wir?«, fragte sie.
    Ich hatte den Kopf abgewandt und hielt mir die Hand vor den Mund.

    »Ich glaube nicht, dass Innozenz sehr viel auf einmal trinken kann«, sagte ich durch die Finger.
    David sah zu mir auf.
    »Geht es Euch gut? Ist alles in Ordnung?«
    Ich nickte und konzentrierte mich auf meinen Atem. Wenn ich an nichts anderes dachte, konnte ich mich vielleicht beherrschen.
    Dann war es vorüber und die Schale mit einem sauberen Tuch bedeckt. Sofia verband Josephs Arm, aber das Blut sickerte trotzdem weiter aus der Wunde. Sie trug die Schale zu Rebecca hinüber und kniete sich neben der Pritsche auf den Boden.
    Wir hatten lange überlegt, wie wir vorgehen wollten. David hatte vorgeschlagen, das Blut mit Wein zu verdünnen, um es leichter trinkbar zu machen, was meiner Meinung nach sehr vernünftig klang.
    Als alles fertig war, meinte ich noch immer, das Kupfer zu riechen.
    Sofia stützte Rebeccas Kopf, damit sie leichter trinken konnte. Anfangs würgte Rebecca einige Male. Offenbar war der Geschmack nicht völlig überdeckt. Aber dann tat der Wein seine Wirkung, und sie leerte die Schale bis zum letzten Tropfen.
    Dann begann das lange Warten. Der Tag verlief wie immer. Sofia behandelte ihre Patienten im großen Saal, während David und ich im Hinterzimmer warteten. Gegen Mittag kam Josephs Frau und verbrachte eine Stunde bei ihrem Mann. Ich zog mich zurück, damit sie sich in Ruhe von ihm verabschieden konnte. Als sie ging, war sie in Tränen aufgelöst, doch ihre Schwester tröstete sie nach Kräften.
Soviel ich erkennen konnte, fieberte

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