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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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hilfreich. «
    »Und wie ist die Situation?« Ich hatte zwar eine gewisse Vorstellung, wollte es aber genauer wissen.
    »Wie Ihr sicher vermutet, gibt es zwei Gruppen. Della Rovere führt die eine an und Sforza die andere.«
    Damit hatte Vittoro zwei der mächtigsten Kardinäle der Christenheit benannt. Giuliano della Rovere war der Neffe von Papst Sixtus IV., Innozenz’ Vorgänger. Er war ein temperamentvoller Mann, worin er Borgia beinahe übertraf. Er führte seine Truppen persönlich ins Feld und hatte Spaß daran, jede Opposition gegen die Kirche niederzuschlagen. Selbstbewusst brüstete er sich mit seinen Fähigkeiten, und man munkelte, dass er sich für den besten Papst der Christenheit hielt und der Kirche zu neuem, größerem Ruhm verhelfen wolle.
    Vor acht Jahren, nach dem Tod von Sixtus, hatten Borgia und della Rovere beide für den Papstthron kandidiert. Als della Rovere merkte, dass er nicht genügend Rückhalt besaß, um gewählt zu werden, unterstützte er wider besseres
Wissen den für seine Ausschweifungen bekannten Kardinal Cibo, nur damit Borgia das Amt nicht erhielt. Diese Kränkung hatte Borgia ihm nicht verziehen. Für das jetzige Konklave hatte sich della Rovere bereits die Unterstützung der französischen Krone, der Venezianer und der mächtigen Familien Colonna und Savelli mit ihren Verbindungen zum Königreich Neapel gesichert. Niemand schien ihn aufhalten zu können.
    Sein größter Rivale war Ascanio Sforza, der Bruder des mächtigen Herzogs von Mailand, Ludovico Sforza. Seine Partei erfreute sich der Unterstützung der Orsinis und Contis und einer Menge Kardinäle, die sich Einmischungen aus Frankreich und Neapel verbaten.
    Auf den ersten Blick war es nicht einmal ein wirklicher Wettstreit. Della Rovere hatte mehr Verbündete und offenbar auch mehr Geld und somit die besseren Aussichten. Doch man geht ein Risiko ein, wenn man die Macht der Sforzas unterschätzt. Und da war Borgia … der Bulle … ein Mann, der durch seine Niederlage eine harte Lektion gelernt und geschworen hatte, dass ihm das nie mehr passieren würde.
    »In den Tavernen stehen die Wetten fünf zu drei für della Rovere gegen Sforza«, berichtete Vittoro. »Außerdem wetten viele, dass della Rovere selbst dann gewinnt, wenn er einen schwachen Kandidaten unterstützen muss, den er genauso gut manipulieren kann wie Innozenz.«
    Das war keine Kleinigkeit. Die Römer lieben nicht nur Klatsch und Tratsch, sondern schließen auch gern Wetten ab. Große Summen würden in den nächsten Tagen den Besitzer wechseln, wenn sie auf den Namen des nächsten Papstes setzten.

    »Und was ist mit Borgia?«, fragte ich. »Wo steht er in der Hierarchie?«
    »An dritter, vielleicht vierter Stelle. Doch wenn die Gelder weiterfließen, wie man überall hört, so wird er alles ausgeben und noch viel mehr spenden, um dieses Mal den Thron zu gewinnen.«
    »Und wer streut solche Gerüchte?«
    Vittoro grinste.
    »Borgia selbst natürlich. Er will die Kardinäle wissen lassen, dass er zu Verhandlungen bereit ist.«
    »Und das, obwohl er sich als viel zu bescheiden hinstellt, um überhaupt zu kandidieren?«
    Vittoro lächelte.
    »Genau. Der Kardinal hat befohlen, dass ich Euch mitbringe. Er möchte mit Euch reden.«
    »Bleibt Ihr denn nicht hier im Palazzo?«
    »Nicht, bevor Seine Eminenz heimkehrt. Ich halte es für angemessen, an seiner Seite zu sein.«
    Wir wechselten einen stummen Blick. Falls sich Morozzi demnächst mit della Rovere zusammentat, musste man den Kardinal genau im Auge behalten.
    »Wie viel weiß Borgia über das, was geschehen ist?«, fragte ich, als Vittoro und ich den Palazzo verließen. Vittoro ritt wie gewöhnlich seinen Grauen, während ich eine lammfromme braune Stute bevorzugte, die für Ungeübte wie mich bereitstand. Ich mag Reiten nicht besonders. Wozu hat Gott uns schließlich unsere Füße gegeben?
    Über der Stadt hing ein bleierner Dunst, und es regte sich kein Lüftchen, das sonst immer den Rauch der vielen Feuer in Küchen und Schmieden davonblies. Auf den Straßen war
es ungewöhnlich still, weil Soldaten in großer Zahl durch die Stadt patrouillierten. Die Erinnerung an das letzte Konklave war noch frisch. Also war jedermann bestrebt, nach Möglichkeit zu Hause oder in seinem Laden zu bleiben, sich still zu verhalten und abzuwarten, ob es auch in diesem Jahr zu Unruhen kam.
    »Ich habe nur kurz mit ihm gesprochen«, antwortete Vittoro. »Viel Zeit blieb leider nicht. Er und della Rovere waren beide am

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