Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
hielt sie die Decke fest. »Ich verstehe nicht ganz?«
    »Als Sie wieder zu sich kamen, sahen Sie mich groß an und baten mich, Sie nicht zu küssen.«
    Sarah errötete. Nur die Haltung bewahren, sagte sie sich. Sie schluckte, ehe sie erwiderte: »Offenbar war ich nicht ganz bei Sinnen.«
    Mutwillig streckte er die Hand aus und berührte eine Strähne ihres Haares. »Man könnte das auf zweierlei Weise auslegen.«
    Zorn stieg in Sarah hoch. »Mr Redman. Ich versichere Ihnen …«
    »Es gab mir zu denken.« Unvermittelt beugte sich Jake vor. Einen Moment lang betrachtete er ihren Mund, den sie, ohne sich dessen bewusst zu sein, leicht geöffnet hatte. »Vielleicht haben Sie daran gedacht, wie es wäre, wenn ich Sie küssen würde.«
    »Durchaus nicht.« Aber es hörte sich wenig überzeugend an. Sie wussten es beide.
    »Werd selber mal drüber nachdenken müssen.« Tatsache war, dass er sich schon zu lange damit beschäftigt hatte. So, wie sie jetzt aussah mit ihrem offenen Haar, den dunklen Augen, die ein klein wenig verschreckt blickten, verspürte er überhaupt keine Lust nachzudenken. Er wusste, wenn er sie jetzt berührte, würde er sofort zu ihr ins Bett schlüpfen und sich nehmen, wonach ihn gelüstete.
    Gleich wird er mich küssen, fuhr es ihr durch den Kopf. Jake brauchte sich nur noch ein wenig mehr vorzubeugen, und sein Mund würde ihren berühren. Irgendwie ahnte sie, dass er seine Lippen besitzergreifend und fordernd auf ihre pressen würde.
    Im nächsten Augenblick stand er auf. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass er sich bücken musste, um nicht mit dem Kopf an die Decke zu stoßen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie überzeugt war, er müsse es hören. Langsam neigte er den Kopf und blies die Kerze aus.
    Im Dunkeln stieg er die Leiter hinunter und ging hinaus.
    Zitternd kuschelte sich Sarah in die Decke. Noch lange lag sie wach, ehe sie endlich in einen Schlaf voll unruhiger Träume glitt.
    Sarah erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Stöhnend setzte sie sich auf die Bettkante. Sie wünschte sich, glauben zu können, dass alles nur ein Albtraum gewesen war, doch das Pochen im Hinterkopf und das Wasser in der Waschschüssel belehrten sie eines Besseren.
    Vorsichtig begann sie, sich anzukleiden. Das Beste, was sie im Augenblick tun konnte, war, sich den Schaden anzusehen und zu hoffen, dass die Pferde zurückkamen. Mit dem bisschen Geld, das sie besaß, konnte sie sich kaum ein neues Gespann leisten.
    Als sie in das grelle Sonnenlicht hinaustrat, flimmerte es vor ihren Augen, und sie konnte zunächst nichts erkennen. Sie lehnte sich gegen die Tür, bis das Schwindelgefühl abgeklungen war, dann erst ging sie weiter.
    Die Scheune war abgebrannt. Asche und verkohlte schwarze Holzbalken boten sich Sarahs Blicken dar. Entschlossen ging sie darauf zu. Rauchgeruch lag immer noch in der Luft, und sobald sie die Augen schloss, glaubte sie erneut, das schreckliche Knistern des trockenen Holzes in den Flammen zu hören, die Hitze zu spüren.
    Sie stand im Hof und lauschte. Niemals zuvor hatte sie eine solche Stille erlebt. Das einzige Geräusch war das Hecheln des Hündchens, das zu ihren Füßen saß.
    Sarah drehte sich einmal im Kreise. Jake Redman schien fort zu sein. Das ist am besten so, dachte sie. Denn sie erinnerte sich nur allzu deutlich daran, wie sie sich gefühlt hatte, als er auf der Bettkante gesessen und ihr Haar berührt hatte. Sie gab es nur ungern zu, aber sie hatte eine merkwürdige Erregung verspürt.
    Es hatte keinen Sinn, sich deswegen nachträglich zu schämen. Sie würde eine Lehre daraus ziehen und es nicht noch einmal so weit kommen lassen. Obgleich sie keinerlei Erfahrungen mit Männern hatte, spürte sie, dass Jake Redman ihr gefährlich werden konnte.
    Nicht, dass sie zu den Frauen gehörte, die sich zu so jemandem hingezogen fühlten, einem Mann, der gnadenlos und ohne Bedauern tötete, der kam und ging, wie es ihm passte. Wenn sie ihr Herz verschenkte, dann an einen Mann, den sie verstand und respektierte, der sie achtete und beschützte, nicht mit dem Revolver und Fäusten, sondern mit Anstand und Würde.
    Seufzend bückte sie sich, um das Hündchen zu beruhigen, das jetzt winselte. Die Art, wie es seine kleine kalte Schnauze gegen ihre Hand drückte, hatte etwas Tröstliches. Sie wollte es gerade auf den Arm nehmen, als sie Pferdegetrappel hörte.
    In panischer Angst fuhr sie herum, einen Hilfeschrei auf den Lippen. Der Herr hilft dem, der sich selbst zu helfen weiß, erinnerte sich

Weitere Kostenlose Bücher