Die Tochter des Goldsuchers
zusammengekniffen, warf er kurz einen Blick zum Hang hinauf. Danach hob er Sarah vorsichtig hoch und trug sie ins Haus.
Der einzige Platz, wo er sie bequem hinlegen konnte, war das Bett. Jaulend sprang der Welpe an der Leiter hoch, als Jake Sarah nach oben trug. Jake sprach dem Hund beruhigend zu und machte sich daran, die Wunde zu verbinden, froh, dass Sarah wenigstens noch frisches Wasser geholt hatte.
Benommen fühlte Sarah etwas Kühles auf ihrer Stirn. Langsam öffnete sie die Augen. Zuerst nahm sie ihre Umgebung nur verschwommen wahr. Dann sah sie das Gesicht immer deutlicher: die grauen Augen, die scharfen Linien und die straffe, kupferfarbene Haut. Hatte sie nicht von diesem Mann geträumt? Unsicher hob sie die Hand und spürte etwas Raues, Warmes. Ja, dachte sie verwirrt, ich habe von ihm geträumt.
»Bitte, nicht küssen«, flüsterte sie.
Jetzt lächelte der Fremde. »Denke, ich kann mich beherrschen. Hier, trinken Sie.«
Er hob eine Tasse an ihre Lippen, und Sarah nahm gierig einen Schluck. Es war Whiskey, der ihr in der Kehle brannte. »Nein, das will ich nicht!« Sie hustete.
»Bringt wieder Farbe in Ihre Wangen.« Er stellte die Tasse beiseite.
»Feuer …«, stieß sie hervor. Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Sie richtete sich halb auf, und Jake drückte sie sanft auf das Bett zurück. Ihr Nachthemd hatte sich über die Knie hinaufgeschoben und war ihr an einer Schulter hinuntergerutscht.
»Beruhigen Sie sich«, sagte Jake.
Sie ergriff flehend Jakes Arm. »Draußen brennt es.«
»Ich weiß.« Sein Herz pochte, als er ihr über das Haar strich. »Es ist bald vorbei.«
»Es könnte um sich greifen. Ich muss es löschen.«
»Das wird nicht geschehen.« Behutsam umfasste er ihre Schultern. »Das Feuer findet bald keine Nahrung mehr, und es weht auch kein Wind. Die Scheune ist verloren, das ist alles.«
»Ich habe die Pferde herausgeholt«, flüsterte sie. Ihr Kopf schmerzte, und es drehte sich alles um sie. Aber seine Stimme und seine Berührung wirkten wie Balsam. Beruhigt schloss sie die Lider. »Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde.«
»Sie haben es gut gemacht. Ruhen Sie sich jetzt aus.«
»Gehen Sie nicht!« Sie ergriff seine Hand und führte sie an ihre Wange. »Bitte, gehen Sie nicht.«
»Ich gehe nicht fort.« Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und kämpfte dabei gegen seine Gefühle an. »Schlafen Sie nur.« Das wäre auch für ihn das Beste.
»Das Hündchen hat gebellt. Ich dachte, es wollte noch einmal hinaus, da …« Unvermittelt brach sie ab und riss die Augen auf. »Mr Redman! Was machen Sie denn hier?« Entsetzt schaute sie an sich hinunter. »Ich bin ja gar nicht angezogen!«
Jake ließ den Lappen in die Waschschüssel fallen. »Wäre schwierig gewesen, es nicht zu bemerken.« Er nahm die Wolldecke und breitete sie über Sarah. »Fühlen Sie sich besser?«
»Mr Redman. Ich pflege in meinen Privaträumen keine Herren zu bewirten.«
Er nahm die Tasse und trank jetzt selbst einen Schluck Whiskey. »Von Bewirten kann wohl kaum die Rede sein, wenn man sich eine Kopfwunde verarzten lassen muss.«
Sarah stützte sich auf, und sofort drehte sich wieder alles um sie. Aufstöhnend betastete sie ihren Hinterkopf. »Ich muss irgendwo angestoßen sein.«
»Wahrscheinlich.« Er dachte an die Reiter, sagte aber nichts. »Da ich Sie draußen aufgelesen und hier heraufgeschleppt habe, denke ich, dass ich ein Anrecht habe zu erfahren, was heute Abend hier geschehen ist.«
Seufzend legte sie sich zurück. »Ich hatte mich schon zur Nacht zurechtgemacht, als der Hund anfing zu bellen. Ich ging mit ihm hinaus und bemerkte das Feuer. Keine Ahnung, wie es entstanden ist.«
Jake hatte seine eigene Theorie, aber er schwieg.
Sarah hob eine Hand an den schmerzenden Kopf und schloss die Augen. »Ich rannte gleich zur Scheune, um die Pferde herauszuholen. Das Feuer griff furchtbar schnell um sich, so etwas habe ich noch nie erlebt. Die Dachbalken senkten sich bereits. Die Pferde wieherten in Panik, schlugen mit den Hufen gegen die Wände der Box, kamen aber nicht heraus.«
»Und deshalb sind Sie zu ihnen hineingegangen.«
»Ich weiß noch, dass ich gestürzt bin, als ich das letzte Mal herauskam. Der Rauch war so dicht, dass ich kaum noch Luft bekam. Dann wollte ich mich wieder aufrichten. Plötzlich spürte ich den Hieb. Vielleicht hat mich der Huf eines der Pferde getroffen.«
Sie öffnete die Augen und musterte Jake. Er saß auf der Bettkante, das Haar zerzaust, die
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