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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Augen unergründlich. Wie gut er aussieht, ging es Sarah durch den Kopf. Rasch verdrängte sie den Gedanken. »Was hat Sie überhaupt hierhergeführt?«
    »Ich kam zufällig vorbei und bemerkte das Feuer.« Jake betrachtete den Whiskey in seiner Tasse. Wenn er noch länger hier herumsaß, würde er mehr als nur den Inhalt einer Tasse brauchen. »Ich sah auch zwei Männer wegreiten.«
    »Sie ritten fort?« Aufrichtige Empörung schwang in ihrer Stimme mit. »Sie meinen, es war jemand hier und hat keine Anstalten gemacht zu helfen?«
    Jake sah sie einen Augenblick schweigend an, ehe er antwortete: »Ich denke, die beiden waren nicht gerade hier, um zu helfen.« Er beobachtete, wie sie allmählich begriff. Einen Moment las er Furcht in ihren Augen. Das hatte er erwartet. Womit er nicht gerechnet hatte, war ihr Zorn.
    »Sie haben mein Land betreten? Meine Scheune niedergebrannt? Warum?«
    Sarah hatte vergessen, dass sie nur ein Nachthemd anhatte. Wütend setzte sie sich auf, wobei ihr die Wolldecke bis zu den Hüften hinunterrutschte. Ihre kleinen, festen Brüste hoben und senkten sich im Rhythmus rascher Atemzüge. Das Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern, und Jake verspürte Lust, mit den Händen hindurchzufahren. Sogleich verscheuchte er diesen Gedanken.
    Er trank den Whiskey aus und erinnerte sich daran, dass es besser für ihn war, bei der Sache zu bleiben. »Es scheint ziemlich klar, dass man Ihnen Ärger machen wollte. Vielleicht will jemand, dass Sie es sich mit dem Hierbleiben doch noch mal überlegen.«
    »Das ist doch Unsinn.« Sie beugte sich vor, und Jake hielt den Atem an, als sich der Ausschnitt ihres dünnen Batistnachthemds nach vorn wölbte. »Warum sollte jemand Interesse an einem Lehmziegelhaus und ein paar halb verfallenen Scheunen haben?«
    »Sie vergessen die Mine. Manche Leute würden wegen des Goldes noch eine ganze Menge mehr tun, als ein Feuer legen.«
    »Gold? Meinen Sie denn, mein Vater hätte sich mit einem solchen Leben begnügt, wenn in der Mine etwas zu holen gewesen wäre?«
    »Was hält Sie eigentlich hier?«
    Fest blickte sie Jake an. »Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen. Alles, was mir mein Vater hinterlassen hat, ist dieser armselige Besitz und diese goldene Taschenuhr.« Sie nahm die Uhr von dem wackligen Tischchen neben dem Bett und schloss die Hand darum. »Ich beabsichtige festzuhalten, was mir gehört. Wenn mir jemand einen bösen Streich gespielt hat …«
    Jake unterbrach sie. »Wahrscheinlicher ist, dass jemand meint, hier gäbe es etwas zu holen. Einen Stall anzuzünden und eine Frau niederzuschlagen, wird normalerweise nicht als Scherz betrachtet. Nicht einmal bei uns hier draußen.«
    Sarah betastete vorsichtig ihren Hinterkopf. Er meinte also, jemand hätte ihr eins über den Schädel gegeben. »Morgen berichte ich dem Sheriff von dem Vorfall, und ich finde schon einen Weg, mein Eigentum zu schützen.«
    »Und was für ein Weg soll das sein?«
    »Ich weiß nicht.« Erneut schloss sie die Hand um die Uhr. »Aber ich werde schon einen finden«, erklärte Sarah entschlossen.
    Vielleicht würde sie das tatsächlich, dachte Jake. Und vielleicht würde er ihr sogar dabei helfen. Denn er mochte Leute nicht, die Feuer legten. »Jemand könnte Ihnen anbieten, den Besitz zu kaufen«, meinte er.
    »Ich verkaufe nicht. Und ich laufe nicht weg. Wenn ich jemals nach Philadelphia zurückkehre, dann nur, weil ich es so beschlossen habe, und nicht aus Angst.«
    Diese Haltung gefiel Jake. »Schön und gut. Aber jetzt würde ich an Ihrer Stelle erst einmal schlafen.«
    Schlafen? Wie sollte sie jetzt ein Auge zubekommen? Und wenn die Banditen noch einmal zurückkämen?
    »Falls Sie nichts dagegen haben, werde ich mir draußen ein Lager machen.«
    Sarah sah Jake in die Augen. Unter seinem verständnisvollen Blick wünschte sie sich, den Kopf an seine Schulter zu lehnen. Er würde sich um sie kümmern, das spürte sie, sie brauchte ihn nur zu fragen. Doch gerade das brachte sie nicht fertig.
    »Aber natürlich, ich bitte darum. Mr Redman …« Hastig zog sie sich die Wolldecke bis zum Kinn hoch. »Ich stehe schon wieder in Ihrer Schuld. Wie es aussieht, sind Sie mir während unserer recht kurzen Bekanntschaft schon mehrmals zu Hilfe gekommen.«
    »Zufällig war ich eben immer in der Nähe.« Er wollte aufstehen, überlegte es sich aber anders. »Ich möchte Sie etwas fragen.«
    »Ja?« Sie lächelte unsicher.
    »Warum baten Sie mich, Sie nicht zu küssen?«
    Krampfhaft

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