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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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schwarzen Locken zurück. »Das Täubchen wird dir gleich zeigen, was gut wird und was nicht!« Sie verschwand im Inneren des Hauses.
    In diesem Augenblick erkannte Aldo den Besucher. »Anatol!«, rief er aus und drückte ihn an seine Brust.
    »Ich komme wohl zu einem schlechten Zeitpunkt«, sagte Anatol mit einem Blick auf die leere Fensterhöhle.
    Lachend wiegelte Aldo ab. »Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, mein Freund.«
    Aus den Augenwinkeln nahm Anatol eine Bewegung über sich wahr und trat blitzschnell zwei Schritte zur Seite.
    Einen Herzschlag später fiel ein Eimer voll Küchenabfälle auf Aldo herunter. Der schüttelte die stinkenden Fischköpfe und Hühnerknochen ab und zuckte nur mit den Schultern.
    »Das Übliche?«, fragte Anatol.
    »Das Übliche«, bestätigte Aldo. »Würfelspiel und Weiber sind des Mannes früher Tod.«
    Anatol lachte. »Daher spiele und heirate ich nicht.«
    Aldo verzog das Gesicht. »Es sind bei Gott nicht die Ehefrauen, von denen ich spreche.«
    »Bisher hat sich Galateas hitziges Blut noch immer abgekühlt«, sagte Anatol.
    Aldo stampfte mit dem Fuß auf. »Zuweilen ist sie wild wie sieben Teufel, aber eigentlich ist sie eine Seele von Mensch.«
    Anatol grinste.
    »Aber genug davon.« Aldo winkte ab. »Was führt dich her?«
    »Mein Pferd«, antwortete Anatol.
    »Du gehst auf Reisen?«
    »Nur einen Tag lang.«
    »Wie laufen die Geschäfte? Ich hörte, die Preise für Kupfer steigen, seit in der Neuen Welt die Siedlungen wachsen.«
    »Ganz recht«, sagte Anatol. »Aus diesem Grund reise ich heute zu einer Mine bei Monterosi.«
    Aldos Blick verklärte sich, während sie um die Taverne herum zum Stall gingen. »Gott allein weiß, wie sehr ich mir wünsche, dein Leben zu führen, Anatol. Stets auf Reisen, dazu ungebunden und ohne Verpflichtungen einem Weibe gegenüber.«
    »Und dennoch«, gab Anatol zurück, »sehne ich mich manchmal nach deinem Leben.«
    Aldo stieß das Tor zum Stall auf. Der Geruch von Mist und Hafer drang ihnen in die Nase. »Willst du mich verhöhnen?«, fragte Aldo.
    Anatol grinste nur. Sein Pferd, ein Rappe, so schwarz, dass sein Körper das hereinfallende Licht zu verschlucken schien, schnaubte leise, als es seinen Herrn sah. Anatol streichelte dem kräftigen Hengst über die Nüstern.
    »Ich frage mich, wann du endlich dein Rattennest verlässt«, sagte Aldo.
    »Bist du es leid, meinem Pferd ein Dach über dem Kopf zu geben?«, fragte Anatol.
    »Mitnichten«, beeilte sich Aldo zu sagen. »Solch ein prächtiges Tier würde in deinem Viertel das Diebespack anziehen wie die Scheiße die Fliegen. Doch sollte man meinen, dass du wohlhabend genug bist, einen Palazzo am Campo de’ Fiori zu erstehen.«
    »Ich mag den Ort, an dem ich lebe«, sagte Anatol und sattelte den Rappen. »Komme ich doch selbst aus der Gosse.« Er wuchtete den Beutel hinauf und machte ihn am Sattel fest.
    »Eben das meine ich.« Aldo seufzte.
    Anatol stieg in den Sattel.
    »Wann kommst du zurück?«, fragte Aldo.
    »Gegen Mitternacht. Vielleicht später.«
    »Gut, dann klopfe, und ich mache dir auf.«
    Anatol nickte, trat seinem Pferd in die Flanken und stob davon.

3
    Den Nachmittag verbrachte Anatol in verschiedenen Tavernen am Rande Roms. Am Abend schließlich, kurz vor Sonnenuntergang, erreichte er die Nordmauer des Quirinalspalastes. Er band sein Pferd an einen verdorrten Olivenbaum. Danach nahm er den Beutel von Carafa vom Rücken des Pferdes und stellte ihn vor seine Füße. Ohne Eile packte er aus: Eine Uniform der Schweizergarde nebst Helm und Brustpanzer, auf dem das weiße Kreuz der Schweiz gemalt war, dazu ein Schwert. Er legte die Uniform an, befestigte Brust-, Schulter- und Beinpanzer, schlüpfte in die ledernen Schuhe und schnürte sich das Schwert um. Anschließend versteckte er das Fläschchen mit dem Schierlingssaft und seine Pistolen unter der Uniform. Ein letztes Mal atmete er tief durch.
    Den Knauf des Schwertes in der Hand, schlich er entlang der Mauer um den Palast herum. An der von Carafa bezeichneten Stelle stand ein uralter Baum, dessen starke Äste über die Mauer reichten. Sogleich stieg er am Stamm hoch, erreichte einen kräftigen Ast und hangelte sich über die Mauer. Auf der anderen Seite ließ er sich fallen. Geduckt lauschte er in die beginnende Finsternis. Alles blieb still. Vorsichtig schlich er durch einen kunstvoll angelegten Garten. Im Zwielicht erkannte er grazil geschnittene Büsche, die aussahen wie exotische Tiere. Zwei wasserspeiende marmorne

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