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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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fragte Giannozzo.
    Geller sah in den Gang. »Ihr wartet hier«, sagte er. Gleich darauf lief er los, stieg vorsichtig über den Geröllhaufen und spähte um die Ecke in den Querstollen. Nicht minder behutsam kletterte er wieder zurück und schlich zu der wartenden Gruppe.
    »Was habt Ihr gesehen?«, fragte Giulia. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Nicht viel«, antwortete Geller. »In dem Stollen ist es stockdunkel. Aber ich habe leises Flüstern vernommen. Sie müssen in der Tat dort drinnen hocken.«
    »Holen wir uns den Mistkerl«, sagte Giannozzo und hob sein Schwert.
    »Bewegt Euch leise!«, verlangte Geller. Er ging der Gruppe voran. Einige seiner Männer ließ er vor dem Gesteinshaufen zurück. Die anderen stiegen sachte darüber.
    Giulia hielt sich dicht hinter Geller. Seine Nähe minderte die Angst vor der Begegnung mit ihrem Vater.
    An der Ecke zum Querstollen blieb Geller stehen. Er presste seinen Körper an die Wand und atmete tief ein. Dann rief er: »Kardinal Carafa! Wir wissen, dass Ihr in diesem Stollen steckt. Es gibt keinen Ausweg für Euch. Ergebt Euch und kommt heraus!«
    Ein erstickter Fluch drang aus dem Gang. Dann folgte ein kurzer, tadelnder Befehl, der von Carafa stammen musste.
    Geller zog seine Pistole. »Kardinal Carafa!«, rief er erneut. »Im Namen Gottes: Legt die Waffen nieder und tretet vor, um noch mehr Blutvergießen zu vermeiden!«
    »Ich ergebe mich niemandem, der die Kirche verraten hat!«, rief Carafa zurück. »Ihr müsst schon kommen und mich holen!«
    Giulia sah Geller fragend an. Der erwiderte den Blick mit einem vielsagenden Hochziehen der Augenbrauen. Er drehte den Kopf wieder zum Stolleneingang. »Gardisten! Hört ihr mich?«
    »Ja, Capitano«, erscholl der Ruf eines jungen Gardisten.
    »Heinrich?«, fragte Geller. »Bist du das?«
    Der Gardist bestätigte.
    »Männer!«, rief Geller in den Gang hinein. »Hört mir zu! Es gab keinen groß angelegten Umsturzversuch im Vatikan. Der wahre Verräter befindet sich in eurer Mitte. Kardinal Carafa hat versucht, den Heiligen Vater zu ermorden, um selbst auf den Heiligen Stuhl zu steigen.«
    Carafa lachte wild. »Glaubt Ihr, mit Euren Lügen die ehrbaren Männer der Garde täuschen zu können?«
    »Gardisten!«, rief Geller. »Ich befehle euch, den Kardinal auf der Stelle festzunehmen!«
    Keine Antwort. Stattdessen wieder das Lachen Carafas. »Seht Ihr, Capitano«, sagte er. »Eure Männer glauben Euch Eure Heucheleien nicht mehr.«
    »Was wollt Ihr tun?«, flüsterte Giulia. »Ihr dürft das Leben Eurer unschuldigen Männer nicht aufs Spiel setzen.«
    Geller antwortete nicht. Er steckte die Pistole in den Gürtel und stand auf.
    Angst beschlich Giulia. »Was habt Ihr vor?«
    Noch immer schenkte Geller ihr keine Beachtung. »Gardisten!«, rief er seinen Männern zu. »Ich habe euch nie belogen. Ich komme nun zu euch.« Er ließ sich eine Fackel reichen, trat einen Schritt zur Seite und stand im dunklen Stolleneingang. Dann ging er langsam vorwärts.
    »Bleibt, wo Ihr seid!«, polterte Carafa. »Verschwindet oder ich lasse auf Euch schießen.«
    »Meine Männer schießen nicht auf mich«, erwiderte Geller und ging ruhig weiter.
    Giulia kroch über den Boden und spähte um die Ecke in den Gang hinein. Im Lichtschein der Fackel war der rund fünf Fuß hohe Gesteinshaufen gut zu erkennen. Dahinter steckten behelmte Köpfe und die Läufe von Musketen, die auf Geller gerichtet waren. Er hatte sich auf etwa zehn Schritt genähert.
    Da zogen die Gardisten ihre Musketen zurück, die Läufe verschwanden. Einer von ihnen stand langsam auf. »Wir glauben Euch, Capitano«, sagte er. Giulia erkannte, dass es Heinrichs Stimme war.
    Plötzlich erhob sich ein dunkler Schatten hinter der Reihe der Gardisten. Carafa! »Törichter Narr!«, stieß er hervor. Er wollte Heinrich die Muskete aus der Hand reißen, doch der junge Soldat ließ nicht los. Es gab ein wildes Gerangel, ein Schuss löste sich dröhnend und hallte von den hohen Wänden wider. Die Wucht der Kugel aus dem nahen Abstand schleuderte Heinrich mitten auf den Gesteinshaufen, wo er stöhnend liegen blieb.
    »Nein!«, schrie Geller und stürmte los.
    Zugleich schlug Carafa einem der anderen, völlig erstarrten Gardisten den Schaft der Muskete gegen den Schädel. Carafa nahm dem auf dem Boden Liegenden die noch geladene Muskete ab und rannte tiefer in den Gang hinein.
    »Erschießt ihn«, brüllte Geller. »Erschießt den Kardinal!« Er sprang auf den Haufen und feuerte.
    Die Gardisten

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