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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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hätte ich sie dir nur niemals anvertraut!«
    »Spiel dich nicht so auf! Scheinst mir einer zu sein, der vor allem an sich selbst denkt und nicht lange überlegt, ob er einen anderen mit durchbringen soll.«
    »Ich zumindest hätte sie nicht losgelassen! Und dir – dir ging es doch auch um nichts anderes, als selbst zu überleben.«
    Caterina blinzelte, sah in der Ferne zwei Gestalten. Ihr Kopf war so benommen, dass sie nicht recht einschätzen konnte, wie weit sie von ihr entfernt waren. Aber sie erkannte ihre Gesichter.
    Ray und Gaspare.
    »Ich habe versucht, sie zu retten, als ich sie ins Boot setzte, verstehst du nicht?«, rief Gaspare eben heiser. »Es war doch nicht meine Schuld, dass es entzweibrach. Und jetzt halt endlich dein Maul!«
    Sie hielten Abstand zueinander, standen steif, als wäre eine unsichtbare Grenze zwischen ihnen gezogen worden.
    »Willst du mir das Reden verbieten?«, gab Ray zurück. »Was gibt dir die Macht dazu? Schau dich nur um – wir sind ganz allein hier. Oder siehst du irgendeinen von deinen Männern, die meinen Rücken zu Brei gepeitscht haben, he? Die sind entweder ertrunken oder aber an einem anderen Ort gestrandet! Und ist deine Mannschaft nicht ohnehin schon geschrumpft, lange bevor wir in diesen Kampf gerieten? Weil sie lieber auf Malta bleiben wollten, als einem wie dir zu dienen?«
    Gaspare verharrte auf seinem Fleckchen Sand, aber ballte die Hände zu Fäusten. »Der Herr im Himmel muss sich wirklich prächtig darüber amüsieren, dass ausgerechnet uns beide die Strömung hierher trieb«, zischte er bitter. »Aber glaub mir: Ich brauche meine Männer nicht, ich werde auch allein mit dir fertig.«
    »Versuch’s doch, und du wirst dich wundern! Ich habe mich jahrelang gegen weit schlimmeres Gesindel durchgesetzt, als du es bist. Ich habe nie zu kämpfen gelernt wie ein Ritter – aber ich weiß, wo es am meisten wehtut und mit welchen Tricks man genau dort zuschlägt.«
    »Das glaube ich gern, dass du in einer Sache gut bist, die nichts mit Können zu tun hat, sondern nur mit Betrügen.«
    »Wage nicht, über mich zu richten! Du nicht! Wenn Caterina ertrunken ist, so ist das allein deine Schuld!«
    »Ich habe ihr geholfen, soweit es mir möglich war! Tut mir leid, dass ich danach Sorge tragen musste, mein eigenes Leben zu retten! Und was gibt dir das Recht, mich dafür anzuklagen? Wie stehst du überhaupt zu ihr?«
    »Sie gehört zu mir!«
    »Das hat ihr auch eine Menge Gutes eingebracht, nicht wahr? So viel Freude, so viel Lebensglück!« Es klang höhnend.
    »Du verdammter Hurensohn! Du warst es doch, der ...«
    Caterina hatte versucht, den Streit der beiden Männer zu unterbrechen, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und ihnen zu zeigen, dass ihr Streit jeglichen Grundes entbehrte, da sie ja noch lebte. Doch ihre Zunge fühlte sich immer noch geschwollen an, schien den ganzen Mund auszufüllen, sämtliche verbleibende Feuchtigkeit aufzusaugen. Da es ihr nicht gelang zu reden, versuchte sie sich auf die Ellbogen zu stützen, sich langsam aufzusetzen. Zunächst schaffte sie es nicht, ihren Muskeln schien sämtliche Kraft entzogen zu sein. Doch dann rollte sie sich von dem Stück Holz herunter, das sie getragen hatte, lag nun auf dem Rücken und konnte zumindest so weit den Kopf heben, um ihre restliche Gestalt zu mustern. Als ihr Blick auf das Bein fiel, in dem es immer noch dumpf pochte, schrie sie auf. Von den Zehen bis zum Knie ging ein langer Riss, aus dem es fortwährend blutete.
    Wiewohl erstickt, war der Laut, der da aus ihrem Mund brach, doch durchdringend genug, um die beiden Männer zu erreichen. Gleichzeitig fuhren sie herum, gleichzeitig verließen sie ihren Kampfplatz. Ray war jedoch der Erste, der auf sie zustürzte, sich niederkniete, ihren Kopf mit seinen Händen stützte.
    »Caterina, mein Gott, Caterina! Wir dachten, du wärst ertrunken und ich würde dich nie wieder ...«
    »Mein Bein«, murmelte sie, ließ kraftlos den Kopf auf seinen Schoß sinken und schloss wieder die Augen.
    Sie wusste später nicht mehr, wie lange sie in jenem Dämmerschlaf gefangen blieb, ob Stunden, Tage. Manchmal schreckte sie hoch, nahm wahr, wie Ray ihr Bein behandelte. Er wusch es mit Wasser, von dem sie anfangs fürchtete, es würde schreck- lich brennen. Sie zuckte zusammen, noch ehe es die Wunden netzte.
    »Keine Angst«, murmelte Ray beschwichtigend, »es kommt nicht vom Meer, sondern von einem kleinen Fluss. Gaspare hat ihn entdeckt, gleich in der Nähe.«
    Die

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