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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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sie zurückzuerobern – gehalten. Heute bewachten die Franzosen hier die Grenze zum Nachbarland, dem Königreich Aragón, und ebenjene Grenze – dies war der Plan, den Ray ihr vorgeschlagen hatte – wollten sie überschreiten.
    Caterina wusste nicht recht, was von seinem Rat zu halten war, sie sollte ihren Schatz keinem französischen Bischof anvertrauen, sondern einem im benachbarten Aragón. Nicht nur, dass einem solchen ihre Herkunft gleich sein mochte – obendrein würde man ihren Schatz, so sie ihn denn einer Kirche stiftete, vielleicht als Mitgift anerkennen und sie in einem Kloster aufnehmen. Das war es doch, was sie wollte?
    Caterina hatte genickt – gleichwohl nicht ganz beschwichtigt. »Ich sollte doch aller Welt beweisen, dass mein Vater ein guter Katholik war. Und dafür soll ich in die Fremde gehen?«
    Ray hatte ungeduldig geschnaubt. »Ja, denkst du, in Frankreich schert sich eine Seele darum, ob dein Vater fromm war oder nicht? Im Zweifelsfalle, denke ich, wird sich ein Bischof von drüben eher erbarmen, ihm eine Seelenmesse zu lesen oder gleich derer mehrere, als einer von hier! Und damit sollte seinem Seelenheil doch Genüge getan sein!«
    Caterina war sich nicht sicher, aber wollte sich nicht auch noch diesem Zweifel aussetzen. Es gab genügend andere Fragen: Warum Ray plötzlich bereit war, ihr zu helfen, und ob es gut war, sich solcherart fester an ihn zu binden.
    Seinen liederlichen Lebenswandel behielt er in jedem Falle bei. In der nächsten Ortschaft – entweder in der Höhe von Corbières oder Carcassès (Caterina war das Land zu fremd, um die Lage dieser Städte zu wissen) – pries er sich erneut als Heilkundiger an, und da ihm die Geschichte von Faïs’ Heilung schon vorausgeeilt war, war es ein Leichtes, die Mixturen zu verkaufen.
    Ehe sie das Dorf erreichten, erlebte Caterina, wie Ray auf der Suche nach Kräutern und Pflanzen den Wald durchstreifte. Unbekümmert pflückte er alles zusammen, was farbenprächtig war – und machte nicht den Eindruck, als wüsste er, was er da tat.
    Er gab es sogar unbekümmert zu. »Hoffentlich«, meinte er, »vergifte ich niemanden!«
    Caterina schüttelte finster den Kopf, so wie es ihr zu eigen geworden war, seitdem sie mit ihm zusammenlebte.
    »Pah!«, stieß er leichtfertig aus. »Dann sage ich den Menschen eben, sie sollen sich die Mixturen nur auf die Haut reiben, anstatt sie zu schlucken!«
    Das tat er dann auch. Nicht alle hatten Geld, um ihn damit zu bezahlen. Manche gaben ihm Eier, Käse und Brote, andere Tuch, auf dass er sich daraus ein neues Hemd schneidern könnte.
    Jetzt erst verstand Caterina, warum seine Kleidung aus unterschiedlichen Stoffen und Farben zusammengestückelt war.
    »Magst du’s haben?«, Ray reichte ihr den Stoff.
    Sie schüttelte erneut den Kopf, doch da hatte er sich bereits einer Bäuerin zugewendet. Jene fragte, ob er auch für die Kranken Blei gießen würde – so würde es die bekannte Wunderheilerin Beatris de Malbons, welche man la Divina nannte, halten.
    Ray schien nicht abgeneigt, gleichen Weg zu beschreiten, um noch mehr zu verdienen.
    Behalt dir deinen Stoff, dachte Caterina düster. Mag ich auch deinem Plan folgen – wenn er tatsächlich aufgeht, so werde ich den Rest meines Lebens Gott dafür danken, dass ich nie wieder auch nur einen Tag an deiner Seite verbringen muss.
    Wie sich herausstellte, hatte Ray das Königreich von Aragón nicht nur um Caterinas willen als Ziel auserkoren, sondern verfolgte dort eigene Pläne.
    »Ich kann genauso gut ein Remendador sein«, hatte Ray erklärt und auf Caterinas fragenden Blick geantwortet: »So heißen dort die Possenspieler, wenngleich ich meine, dass man es mir Schuft kaum erlauben wird, mich für einen solchen auszugeben. Wahrscheinlich zählt man mich eher zu den Cazuros – so werden die Künstler genannt, die nur auf den Straßen spielen, nicht aber in den Kirchen oder bei Hofe.«
    »Und wie nennt man in Aragón Betrüger?«, warf Caterina trocken ein.
    Ray hob amüsiert die Brauen. »Oh, meine Base zeigt Humor! Gut, gut, alles ist erlaubt, wenn man darüber lachen kann.«
    »Ich lache nicht!«
    »Gewiss nicht!«, rief er im Brustton der Überzeugung. »Lachen ist ja Teufelswerk! Freilich scheint mir unsere Sache nicht so todernst zu sein wie die der vielen anderen Menschen, die einst vom Languedoc nach Aragón flohen, um ihr Leben zu retten, sofern sie’s nicht rechtzeitig in die Provence oder Lombardei schafften. Katharer darunter ...«
    »Wage nicht,

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