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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Staubtuch aus, trat dann aus der Sonne in den Raum zurück und schloss halb die Läden.
    Als Jess sich wieder ins Zimmer umdrehte, stand Eigon vor ihr und beobachtete sie mit fragender Miene.
    »Hallo.« Jess war so überrascht, dass sie Eigon tatsächlich begrüßte. Dann lachte sie verlegen. »Kannst du mich hören?«
    Die Gestalt reagierte nicht, sie wurde zu einem Schatten, durch den Jess die Umrisse des Bettes sehen konnte. »Bitte geh nicht!« Ihre Stimme stieg schrill in die Höhe. »Ich muss mit dir reden. Ich will dich warnen.« Aber die Gestalt war verschwunden. Jess trat vor und tastete mit ausgestreckten Händen in der Luft nach etwas, das Substanz hatte, aber da war nichts. Entmutigt ließ sie die Schultern hängen und sank seufzend wieder aufs Bett. Carmellas Warnung hatte sie bereits vergessen.

Kapitel 23
    E r ist uns auf den Leim gegangen. Er folgt uns tatsächlich.« Zum zweiten Mal warf Rhodri einen kurzen Blick in den Rückspiegel. »Wie zum Teufel hat er so schnell ein Auto aufgetrieben?«
    Nervös schaute Steph über die Schulter hinter sich. »Ich kann nichts sehen.« Kein einziges Auto war unterwegs auf der Straße, die sich in einer langgestreckten Kurve hinzog, ehe sie in den Bergen verschwand.
    »Er hält großen Abstand. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es ist.« Rhodri grinste. »Der Trick ist, so zu fahren, dass er an uns dranbleibt, aber nicht zu nah kommt.« Er war immer noch verblüfft, wie ähnlich sich die beiden Schwestern sahen, wenn Steph wie jetzt Jess’ auffälliges türkisfarbenes Oberteil trug und ihre Sonnenbrille aufsetzte. Allerdings beschränkte sich die Ähnlichkeit rein aufs Äußerliche; was die Persönlichkeit betraf, konnten sie unterschiedlicher nicht sein. Er lächelte bedauernd. Trotzdem, offenbar klappte ihr Täuschungsmanöver. »Schau mal auf die Karte. Kommt demnächst eine Abzweigung, die uns in ein paar Kilometern auf die Hauptstraße zurückbringt? Wenn der Wagen uns folgt, wissen wir, dass es wirklich Daniel ist. Dann fahren wir auf die Autobahn, und ich kann Gas geben.«
    Steph schlug den Straßenatlas auf und fuhr ihre bisherige
Route mit dem Finger nach. »Ja, in vier bis fünf Kilometern kommt eine Abzweigung.«
    »Gut, die nehmen wir.«
    »Und was machen wir, wenn wir irgendwo anhalten müssen?«
    Rhodri lachte. »Was, hast du schon Hunger? Wir müssen einfach dafür sorgen, dass er dich nicht aus der Nähe sieht. Das sollte sich einrichten lassen. Ich bezweifle, dass er uns allzu sehr auf die Pelle rücken will. Nur so weit, um Jess Angst zu machen. Wenn du Jess wärst.«
    »Er darf nicht ungeschoren davonkommen, Rhodri.«
    Rhodris Miene verfinsterte sich. Vor ihnen erschien der Wegweiser für die Abzweigung, die sie nehmen wollten. »Das wird er auch nicht«, antwortete er überzeugt. »Da sind William und ich uns einig.« Er warf ihr ein kurzes, fast raubtierhaftes Lächeln zu und bog mit dem schweren Wagen in hohem Tempo auf die Nebenstraße ab. »Sobald wir wieder in heimischen Gefilden sind, machen wir Daniel Nicolson das Leben zur Hölle, darauf kannst du dich verlassen.«
    Steph legte den Straßenatlas in den Fußraum. »Meine Schwester gefällt dir, oder?« Sie warf ihm einen Seitenblick zu.
    Er lachte laut. »Das würde ich nicht sagen. Eher, dass sie gewaltig nervt! Genau wie du.«
    »Aber auf eine anziehende Art, oder?«, fragte Steph nach, ohne auf die Beleidigung einzugehen.
    »Beide Töchter eurer Mutter sind attraktiv.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Walisische Phrasendrescherei.«
    »Aber mitnichten!« Er schaute in den Rückspiegel. »Der Wagen hinter uns kommt jetzt ein bisschen näher.«
    »Also folgt der Wagen uns tatsächlich.«
    »Offenbar. Es ist ein großes Auto mit viel PS. Braun. Die Marke kann ich aber noch nicht erkennen.«

    »Das heißt, wenn er’s wirklich ist, könnte er uns einholen?« Steph zog sich vor Angst der Magen zusammen.
    »Nicht, wenn ich Vollgas gebe. Unser Schlitten ist schneller als seiner.« Rhodri schien Spaß an der Verfolgungsjagd zu finden. »Und ich will nicht, dass er uns einholt. Zumindest jetzt noch nicht. Vorzugsweise erst, wenn wir den Ärmelkanal erreichen. Sobald wir auf der Autobahn sind, hat er keine Chance mehr, aber ich sorge dafür, dass wir ihn nicht ganz abhängen.«
     
    In ihrem hübschen Zimmer in der Pension sah Jess, dass es in der Vergangenheit wieder Sommer war. Eigon saß mit Antonia draußen beim Feigenbaum. Jess lächelte. Die jungen Frauen freuten sich an der Stille des

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