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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Gartens, zwischen ihnen stand auf dem Boden ein Korb mit getrockneten Kräutern. Eigon sang leise, während sie die Blätter der Kräuter abstreiften und in beschriftete Gefäße füllten. Der Hof lag im Windschatten der Hausmauern, doch im Obstgarten, der sich über die Abhänge hinter der Villa erstreckte, bogen sich die Bäume im heftigen Sommerwind. Eigon wischte Kräuterbrösel von ihrem Rock, nahm eine weitere Handvoll getrockneter Stiele, füllte ihr Gefäß und verschloss es fest mit dem Stöpsel. Als Nächstes griff sie nach einem Sträußchen getrockneten Thymians, von dem sie die Blättchen abstreifte, während Antonia sich daranmachte, die Gefäße auf ein Tablett zu schlichten. Als Eigon das Ende des Lieds erreichte und eine einvernehmliche Stille einsetzte, richtete sich ihre Freundin mit einem leisen Stöhnen auf.
    »Es ist unglaublich heiß, trotz des Windes. Schau mal zum Himmel. Ich glaube, da braut sich ein Gewitter zusammen.«
    Eigon schaute nach oben und runzelte die Stirn. Der Himmel über der Stadt hatte eine seltsam metallische Färbung
angenommen. »Das ist kein Gewitter, das ist Rauch!«, rief sie.
    Die beiden Frauen sprangen auf und liefen durch den Garten zur Mauer, von der der Berg steil nach Süden abfiel und man einen guten Blick auf die Stadt hatte. Das sumpfige Gelände, das den Tiber säumte, ging rasch in die Elendsviertel über, die rund um die hohen Stadtmauern entstanden waren. Der Himmel über der Stadt war fast schwarz vor Rauch.
    Hinter ihnen raschelte etwas. Sie drehten sich um, und Aelius stand vor ihnen.
    »Es brennt! Ein großes Feuer mitten in der Stadt!« Erregt trat er von einem Fuß auf den anderen. »Einer unserer Sklaven ist gerade zurückgekommen. Er sagt, in der Stadt herrscht das reinste Chaos, die Straßen sind verstopft vor Menschen, die zu fliehen versuchen.« Er machte eine kurze Pause. »Mein Sohn ist in der Stadt.«
    Eigon hatte Flavius erst nach langer Zeit verzeihen können, dass er Julia allein in die Stadt hatte gehen lassen und sie damit in den Tod geschickt hatte. Selbst jetzt erwähnte Aelius seinen Namen in Eigons Gegenwart nur widerstrebend. »Ich wollte nicht mit der Königin, Eurer Mutter, darüber sprechen. Sie hat mit Eurem kranken Vater schon genug Sorgen.« Erschöpfung und Kummer waren ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Das war richtig von dir, mich zu benachrichtigen.« Eigon seufzte, dann wandte sie sich unvermittelt an Antonia. »Wo sind Julius und dein Großvater?« Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Einen Moment schwiegen sie bestürzt.
    Schließlich machte Antonia eine hilflose Geste. »Es wird ihnen schon nichts passiert sein.« Beide Frauen blickten wieder über die Mauer hinweg zur Stadt. »Die Alarmglocken
werden geläutet haben, und die Kohorten und Wachen werden sofort zur Stelle gewesen sein.« Damit sprach Antonia vor allem sich selbst Mut zu. Im Stadtzentrum mit den übervölkerten Holzbauten, die zwischen die etwas sichereren Steinhäuser gepfercht waren, brachen oft Brände aus. »Wir können nur beten, dass ihnen nichts zustößt.«
    Aelius hob skeptisch die Augenbrauen. »Möge Vulkan gnädig sein.« Er verbeugte sich förmlich.
    »Gib mir Bescheid, sobald du etwas erfährst«, rief Eigon ihm nach, als er sich zum Gehen wandte. »Flavius wird bestimmt auf sich aufpassen«, fügte sie noch hinzu, doch das hörte Aelius offenbar nicht mehr.
    Mit einem Schaudern setzte sie sich auf eine Steinbank. »Ich bete zu deinem Gott und zu meinen, dass niemandem etwas zustößt.« Beide Frauen schauten zum Himmel. Die Rauchwolken über der Stadt hatten die Farbe von geschmolzenem Eisen angenommen.
    »Vater im Himmel, halte schützend deine Hand über die Menschen in dieser Stadt«, murmelte Antonia leise. »Schick einen Regen zur Unterstützung der Feuerwehr.« Sie sah verzagt aus. »Erst gestern hat Großvater über die Prophezeiungen gesprochen, von denen der Apostel Petrus uns erzählt hat. Er sagte, die Propheten hätten Rom als Hure bezeichnet, und die Weisen aus Ägypten hätten vorhergesagt, dass an dem Tag, an dem der Hundsstern aufgeht, eine große Stadt fallen werde. Und dass diese Stadt Rom sei.«
    Entsetzt schaute Eigon ihre Freundin an. »Das ist heute«, flüsterte sie. »Der vierte Tag nach den Iden des Juli. Das Aufgehen des Hundssterns. Das steht in meinem Almanach.« Beide richteten den Blick wieder zum Himmel.
    »Ich muss zu ihnen!« Antonia sprang auf. »Wenn es in der Stadtmitte brennt, muss ich Großvater und

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