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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Julius suchen und herausfinden, ob ihnen auch nichts zugestoßen ist.«

    »Nein!« Eigon hielt sie am Arm zurück. »Du kannst nichts tun! Wenn du gehst, machst du alles nur schlimmer. Momentan wissen sie, dass zumindest du bei uns in Sicherheit bist.«
    Im Lauf des Nachmittags wurde der Himmel im Süden immer dunkler. Gelegentlich sahen sie, wie sich der messingfarbene Schein der Flammen in den Wolken spiegelte. Der Brandgeruch wurde vom Wind zu ihnen herübergetragen und dann, als er die Richtung änderte, wieder fortgeweht. Der Strom der Flüchtlinge, der aus der brennenden Stadt an der verriegelten Villa vorbeikam, riss nicht ab. Männer, Frauen und Kinder, erschöpft, verängstigt und schwarz vor Ruß, schoben ihre Habseligkeiten auf Karren und Wagen vor sich her und schleppten sich immer weiter die Straße entlang, gleichgültig wohin, solange sie nur der Feuersbrunst entkamen. Gerüchte verbreiteten sich so schnell wie die Asche im Wind. Das Feuer sei eingedämmt worden. Es sei völlig außer Kontrolle geraten. Es sei in einem Stadtviertel gelöscht worden, nur um über die mit Holzschindeln gedeckten Häuser in ein anderes überzuspringen. Eine Frau sei beim Viehmarkt von ihren Nachbarn erschlagen worden, die glaubten, ihre Lampe habe sich in den Tüchern verfangen, die zum Trocknen in ihrem Raum hingen, und dadurch das Feuer ausgelöst. Andere beschuldigten eine Schmiede auf dem Viminal, wieder andere eine Bäckerei auf dem Aventin. Die Prätorianergarde war sofort herbeigerufen worden wie auch die Feuerwehrleute. Als am Abend die Dunkelheit einsetzte, wurde das ganze Ausmaß der Feuersbrunst sichtbar. Von Julius war noch keine Nachricht eingetroffen, und auch Flavius war nicht zurückgekehrt. Caradoc und Cerys hatten eine Weile ebenfalls im Obstgarten gestanden und zum Himmel geschaut, bis sich Caradoc überreden ließ, wieder das Bett aufzusuchen. Cerys war noch
eine Weile geblieben, hatte hilfesuchend die Hände ihrer Tochter umklammert, dann hatte auch sie sich ins Haus zurückgezogen.
    »Es ist außer Kontrolle geraten.« Als es dunkel wurde, kam Aelius wieder zu den beiden jungen Frauen heraus. »Ich haben den Sklaven verboten, sich den Löschtrupps anzuschließen. Wozu? Eine Handvoll Männer mehr nützen jetzt auch nichts. Sie müssen hierbleiben und unsere Tore bewachen. Überall wird geplündert.«
    »Sind wir hier in Gefahr?« Antonia schaute in sein blasses Gesicht. Aelius war seit dem Morgen um zehn Jahre gealtert.
    Er schüttelte den Kopf. »Der Wind bläst von uns fort. Außerdem liegen zwischen uns und der Stadt viele Felder, Abhänge und Gärten.«
    »Wo ist Flavius heute hingegangen, Aelius?«, fragte Eigon. Sie wusste, dass er ihr das nicht von sich aus sagen würde.
    »Er sollte für Eure Mutter ein Päckchen zu Pomponia Graecina bringen, Prinzessin. Danach, sagte ich ihm«, er unterbrach sich und seufzte schwer, »solle er sich einen schönen Tag in der Stadt machen. Er arbeitet schwer hier in der Villa. Er hatte eine Belohnung verdient.« Er sah Eigon flehentlich an.
    »Das weiß ich, Aelius.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. Er hatte Recht. Seit Julias Tod arbeitete Flavius unentwegt, als befürchte er, in einer Ruhepause könnten ihn seine Schuldgefühle überwältigen. Eigon wusste, dass ihr Vater schließlich mit ihm gesprochen und ihm gesagt hatte, dass, wer immer den Mord an Julia geplant habe, sich durch Flavius nicht davon hätte abhalten lassen. Hätte er sie begleitet, wäre er nur ebenfalls ermordet worden. Caradoc hatte es gut gemeint und dem jungen Mann etwas von der Last nehmen wollen, die ihn bedrückte. Ob es genützt hatte, konnte niemand
sagen. »Ich bin mir sicher, dass ihm nichts passiert ist«, sagte Eigon jetzt freundlich. »Die letzte Nachricht lautete, dass das Feuer eingedämmt worden sei.« Sie schaute zum Himmel im Süden, und alle verstummten. Eingedämmt schien nicht ganz das richtige Wort für das Glühen, das immer größere Teile des Himmels zu erfassen schien.
    Kurz vor Morgengrauen kehrte Flavius schließlich zurück. Als ihm auf sein Rufen hin das nördliche Tor geöffnet wurde, waren seine Hände von Blasen übersät, sein Haar versengt, sein Gesicht rußgeschwärzt. Eigon und Antonia waren im Atrium in einen unruhigen Schlaf gefallen, als Aelius mit seinem Sohn an seiner Seite erschien.
    »Herrinnen.« Vor Heiserkeit konnte Flavius kaum sprechen. »Felicius Marinus Publius und sein Enkel Julius sind in Sicherheit. Ich habe die beiden am frühen

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