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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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machte sich in ihr breit. »Ich kann nicht weg. Ich muss herausfinden, was passiert ist. Ich habe den heiligen Petrus gesehen, stellt euch das mal vor!« Sie drängte sich zwischen den beiden durch. »Ich habe die Chance bekommen, in ihre Welt zu schauen. Begreift ihr denn nicht, was das bedeutet? Wie unglaublich das ist? Ich bin privilegiert! Da kann ich nicht einfach wegfahren.«
    Seufzend setzte William sich auf die Fersen. »Bist du wirklich bereit, dich dafür umbringen zu lassen?«
    »Daniel wird mich nicht umbringen. Er glaubt, dass ihr mich für verrückt haltet.« Sie lachte sarkastisch. »Das genügt ihm. Er hat sein Ziel erreicht.«
    Sie sah, dass William und Rhodri einen entnervten Blick tauschten. »Es ist immer noch meine Entscheidung«, sagte sie schließlich mit ruhigerer Stimme. »Ihr könnt mich nicht zwingen, irgendwohin zu fahren. Ihr seid nicht wie Daniel. Ihr seid rationale und sehr, sehr nette Männer.« Sie warf beiden ein Lächeln zu. »Danke für alles, was ihr für mich getan habt, aber ich will euch nicht noch weiter gefährden. Und dich auch nicht.« Sie schaute zu Carmella. »Ich suche mir ein kleines Hotel, wo niemand mich kennt. Da schließe ich mich in mein Zimmer ein, so dass mir nichts passieren wird, und ich kann, wann immer ich will, mit Eigon Kontakt
aufnehmen und herausfinden, was mit ihr passiert. Und ich kann sie vor dem Schwein Titus warnen. Sie sieht und hört mich, das ist mir heute klargeworden. Sie schaut durch ein Fenster in die Zukunft, genauso, wie ich durch ein Fenster in die Vergangenheit schaue. Ich kann sie erreichen.«
    Als sie geendet hatte, herrschte langes Schweigen. Jess schnitt eine Grimasse. »O mein Gott, ihr seht alle richtig geschockt aus. Ich habe nicht den Verstand verloren, wirklich nicht.«
    »Nein?« Steph hob skeptisch die Augenbrauen.
    »Nein.« Jess schüttelte den Kopf.
    »Daniel ist dir bis jetzt überallhin gefolgt. Wieso glaubst du, dass er dir nicht auch heute aus dieser Wohnung folgt?«, fragte Kim nachdenklich.
    »Ich bin ihm auch früher schon entwischt.«
    »Mit eher geringem Erfolg, wenn ich das mal sagen darf«, kommentierte Rhodri. Er betrachtete Jess mit einem gewissen widerwilligen Respekt. So verrückt er ihren Trotz fand angesichts der geballten Vernunft, mit der auf sie eingeredet wurde, nötigte er ihm auch Bewunderung ab. Er sah, dass ihr Blick zu ihm wanderte, und zwinkerte ihr zu. »Also gut, was willst du mit deinem Gepäck machen?«
    »Kannst du es nach Wales mitnehmen? Wenn ich vorher noch ein paar Sachen raushole, die ich brauchen könnte.« Wenn sie dieses Mal Carmellas Rat befolgte und nicht an Titus dachte, konnte ihr doch nichts passieren, oder? Sie lächelte Rhodri etwas hilflos an.
    »Was immer du willst.« Er nickte.
    »Du fährst mit dem Auto?«, fragte William.
    Rhodri zuckte mit den Schultern. »Ich behalte den Wagen einfach ein paar Tage länger. Warum nicht?«

    William beugte sich vor. »Ich habe eine Idee. Wie wär’s mit einem Täuschungsmanöver? Wann wolltest du denn nach Hause fahren, Steph?«
    Steph zuckte mit den Schultern. »Eher bald. In einer Woche oder so fährt Kim an die Seen, dann wird’s nämlich sogar ihr zu heiß in Rom!« Sie schaute zu Kim, die zur Bestätigung nickte.
    »Warum fährst du dann nicht mit Rhodri? Du ziehst Jess’ Sachen an, setzt ihre Brille auf, ihren Schal, weiß der Teufel was. Ihr brecht ganz verstohlen zu nachtschlafender Zeit auf.«
    Bei Stephs entsetzter Miene lachte Rhodri auf. »Mit etwas Glück könnte das sogar klappen. Dann bist du ihn wenigstens eine Weile los, Jess.«
    »Würdest du das tun?« Belustigt schaute Jess zu ihrer Schwester. Bei der Vorstellung, dass Steph und Rhodri zusammen in einem Auto durch halb Europa fuhren, musste sie aller Erschöpfung zum Trotz lächeln.
    Steph verzog das Gesicht. »Ich glaube, ich könnte mich dazu überwinden, wenn du die Idee gut findest. Warum nicht? Es könnte sogar ganz lustig werden.« Der Mangel an Begeisterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Und was, wenn er nicht auf die List reinfällt?«, fragte William. »Bis jetzt zumindest hat er dich noch jedes Mal gefunden!«
    »Du bleibst hier und behältst Jess im Auge«, sagte Rhodri. »So haben wir alle Möglichkeiten abgedeckt.« Er beobachtete Jess, deren Gesicht sich bei diesem Vorschlag verzog.
    Allerdings war es der einzige Plan, auf den sie sich einigen konnten angesichts Jess’ Unnachgiebigkeit, und nachdem sie den Entschluss einmal gefasst hatten,

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