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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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gelegenen Pension ein Zimmer zu nehmen. Er war erschöpft gewesen. Das Auto hatte er auf dem LKW-Parkplatz stehen lassen. Es war eine gute Entscheidung gewesen. Jetzt fühlte er sich wacher als seit langem, und er hatte von Titus geträumt. Es war unglaublich. Wie in einem Film. Die Details waren einfach unfassbar. Er grinste schief. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, zu sehen, wie Eigon bekam, was sie verdiente, aber dazu war es nicht gekommen. Sie war verschwunden. Genau wie Jess.

    Er bezahlte seine Rechnung und ging in die Sonne hinaus. Die Hitze war wie eine Wand. Es würde nicht lange dauern, nach Rom zurückzufahren und den Wagen zurückzugeben, dann würde er vielleicht zum Palazzo schlendern und seinem Freund Jacopo einen Besuch abstatten. Die Kombination von Geld und Drohungen hatte sich schon in der Vergangenheit gut bewährt. Wenn sich etwas herausfinden ließ, dann war Jacopo der richtige Mann - es sei denn, Titus war in der Zwischenzeit fündig geworden. Einen Moment blieb Daniel bei laufendem Motor und geöffneter Tür auf dem Fahrersitz sitzen, sein Fuß spielte mit dem Gaspedal. In dieser brütenden Hitze widerstrebte es ihm, die Tür zu schließen. In dem Moment klingelte sein Handy. Er fischte es aus der Tasche und drückte auf die Annahmetaste. »Hallo, Nat?«
    »Wo zum Teufel bist du die ganze Zeit gewesen, Daniel?« Natalies Stimme schien durch den ganzen Wagen zu hallen. »Ich versuche seit Ewigkeiten, dich zu erreichen.«
    »Tut mir leid. Ich war außerhalb der Stadt und hatte das Handy nicht eingeschaltet. Ist was nicht in Ordnung?«
    »Der Rektor hat schon ein paarmal versucht, dich zu erreichen. Es hat etwas mit der Polizei zu tun.«
    »Was?« Er stellte den Motor ab und stieg aus, blieb neben dem Wagen stehen und schaute über den Parkplatz zu den Bergen in der Ferne. Seine Hände zitterten ein wenig. »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Mir hat er’s natürlich nicht gesagt.«
    »Ja, das ist klar.«
    »Er sagt, du sollst ihn sobald wie möglich anrufen.«
    »Weiß er, dass ich hier bin?«
    »Ja, natürlich. Ich hab’s ihm gesagt.«
    »Mist!« Daniel war der Schweiß ausgebrochen. »Hör mal, es ist sinnlos, wenn ich jemanden von hier aus anrufe.
Das mache ich, wenn ich zurück bin. Ich bleibe nicht mehr lange. Morgen, allerspätestens übermorgen fahre ich nach Hause. Kannst du Brian anrufen und ihm sagen, dass du mich nicht erreicht hast, ich aber auf deinem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen habe, dass ich auf dem Heimweg bin? Das gibt mir ein bisschen Zeit.«
    Einen Moment herrschte Stille. »Was ist denn los, Daniel? Was ist passiert?«, fragte Natalie dann. Ihr Misstrauen war nicht zu überhören.
    »Nichts ist passiert. Wahrscheinlich hat es etwas mit der Schule zu tun. Aber was immer es ist, hier sind mir ja wohl die Hände gebunden. Und ich lass mir meinen Urlaub doch nicht von irgendeiner Lappalie verderben. Ich bin bald wieder da.«
    »Seit wann bist du im Urlaub, Daniel?« Natalies Stimme wurde noch schärfer. »Dein Urlaub kommt doch erst noch! Du wolltest mit uns wegfahren, hast du das vergessen? Mir hast du gesagt, dass sie dich in letzter Minute gebeten haben, bei einer Bildungskonferenz für jemanden einzuspringen.«
    »Das stimmt ja auch.« Daniel fluchte im Stillen. »Ich meine, ich will nicht vorzeitig von der Konferenz abreisen.« Er wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Hör mal, Nat, ich muss jetzt Schluss machen. Der nächste Redner kommt dran. Ich ruf dich morgen wieder an, ja? Halt bitte alle hin, ich kümmere mich darum, sobald ich zu Hause bin.« Er schaltete das Handy aus und warf es auf den Rücksitz. »Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Er atmete tief durch und blieb einen Moment still stehen. Neben ihm startete mit kehligem Röhren der Motor eines gewaltigen Lastwagens. Dann fuhr der LKW langsam aus dem engen Parkplatz und ließ Daniel in einer Abgaswolke stehen. Sie war also bei der Polizei gewesen. Na, das hätte er sich denken können. Deswegen
hatte er sich ja die Mühe gemacht, alle davon zu überzeugen, dass sie verrückt war. Da hatte er nichts mehr zu befürchten. Sie war verrückt, total durchgeknallt. Sie brauchte nur mit Eigon und Titus und den ganzen anderen Gespenstern anzukommen, und die Polizisten würden ihr kleines Notizbuch sofort zuklappen und sich höflich empfehlen. Ärgerlich setzte er sich wieder in den Wagen und startete den Motor ein zweites Mal. Also, was sollte er jetzt tun? Es war ja schön und gut, wenn er sie

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