Die Tochter des Königs
finden sollte, aber es war ein Fehler gewesen, zuzugeben, dass er noch in Italien war. Ein taktischer Fehler. Er hätte behaupten sollen, er sei in England. Oder auf dem Heimweg, in Frankreich. Er stutzte. Er war doch auf dem Heimweg. Das würden Rhodri und Steph bestätigen. Sie waren ewig weit von Rom entfernt gewesen, als er die beiden eingeholt hatte. Und wohin er dann gefahren war - das wussten sie nicht mit Gewissheit.
Aber er hatte Nat gesagt, dass er noch auf der Konferenz war. Scheiße. Er würde es leugnen. Sie würde glauben, dass sie ihn falsch verstanden hatte. Sie war sowieso völlig paranoid, weil sie glaubte, er habe mit einer Kollegin eine Affäre. Er würde sagen, dass sie das alles nur aus Eifersucht behauptete. Nach einem Blick in den Rückspiegel fuhr er los. Er hatte noch einen Tag, höchstens zwei Tage Zeit, um Jess zu finden und die Sache mit ihr zu erledigen. Er würde Nat nochmal anrufen und gestehen, dass er in der Schweiz war. Irgendeine Geschichte erfinden, um sie zu beruhigen. Erschöpfung war eine gute Ausrede. Und die stimmte sogar. Er würde gestehen, dass es die Konferenz gar nicht gab - so etwas konnte die Polizei leicht überprüfen, also war es sinnlos, bei dem Alibi zu bleiben. Vielleicht sollte er Nat bitten, zu ihm zu kommen. Sich an ihrer Schulter ausweinen. Vielleicht sollte sie sogar die Kinder mitbringen. Nein, nicht die
Kinder. Allein war sie leichter zu handhaben. Weniger eine Mutter, die ihre Jungen verteidigen musste. Wenn sie allein war, konnte er sie leichter rumkriegen. Dann würde sie ihm den Rücken decken.
Jetzt brauchte er also nur noch mit Titus Kontakt aufzunehmen. Titus würde ihm helfen. Titus war schlau, und er war entschlossen. Er würde wissen, was zu tun war. Er würde wissen, wo Jess zu finden war. Lächelnd trat Daniel das Gaspedal durch, schloss die Fenster und schaltete die Klimaanlage an. Irgendjemand in Rom würde schon wissen, wo sie steckte. Wenn sie bei Kim war, würde Jacopo es herausfinden. Wenn Carmella es wusste, dann lag es an ihm, Jess aufzuspüren. Und gerade war ihm die Idee gekommen, wie er das anstellen musste. Mein Gott, das lag doch auf der Hand. Warum war er nicht sofort darauf gekommen!
Kapitel 25
E s sieht nicht so aus, als würde der Eingang bewacht«, sagte Marcellus leise. Sie standen in der Dunkelheit unter der Pinie an der hohen Mauer, die die Villa umgab. Die Tore waren geöffnet, im Halter neben der Tür brannte eine Fackel.
»Es könnte jemand im Wächterhäuschen sein, oder im Hof«, flüsterte Eigon. »Normalerweise sind die Tore nachts verschlossen.«
»Normalerweise wärst du nachts zu Hause«, sagte Antonia. »Das ist doch verrückt. Vom Obstgarten aus könnten uns Hunderte Leute beobachten, oder jemand könnte sich im Haus verstecken. Du hast gesagt, der Mann, der die Nachricht von mir überbracht hätte, sei direkt ins Haus gegangen. Und er war ein Offizier.«
Eigon seufzte. »Wenn ich nur Aelius oder Flavius eine Nachricht zukommen lassen könnte.« Sie warf einen Blick zu Marcellus. »Dich kennen sie nicht.«
»Unsere Feinde schon.« Er straffte die Schultern. »Aber du hast Recht. Wenn wir nichts unternehmen, stehen wir die ganze Nacht hier herum. Ich gehe rein und klopfe an die Tür.«
Bevor die anderen Einwände erheben konnten, trat er ins Mondlicht hinaus und näherte sich dem Tor, gut sichtbar für jeden, der es eventuell bewachte. Eigon hielt die Luft an.
Er ging auf das Tor zu, trat hindurch und rief einen Gruß. Er bekam keine Antwort.
Eigon runzelte die Stirn. »Da stimmt irgendetwas nicht.«
Stephanus legte ihr eine Hand auf den Arm. »Du bleibst hier bei den Kindern. Ich schaue mal nach. Mich kennt auch niemand.« Marcellus hatte bereits den Hof überquert und näherte sich der Haustür. Alle verfolgten, wie er den Messingadler betätigte, der als Türklopfer diente. Das Geräusch war so laut, dass es bis zu ihnen herüberhallte.
»Nein, warte.« Eigon hielt Stephanus am Arm zurück. »Da kommt jemand.«
Die Tür wurde geöffnet. Sie sahen, dass Marcellus zu jemandem im Haus sprach, denn drehte er sich um und winkte.
»Es ist alles in Ordnung.« Eigon trat aus dem Schutz des Baumes.
»Nein, lass mich zuerst gehen.« Stephanus näherte sich dem Tor, während Antonia die beiden Kinder an der Hand festhielt und sie daran hinderte, ihrem Vater zu folgen.
Marcellus kam ihm entgegen, und sie unterhielten sich kurz. Dann winkten sie die anderen zu sich. »Eigon, ich muss dir leider sagen, dass
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