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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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kleine Junge seine Mutter am Tag zuvor hatte sterben sehen.
    Er nickte. »Ich habe Hunger.«
    Sie lächelte. »Ich auch. Wenn es richtig hell ist, geht Marcellus wieder zu dem Haus und versucht, noch mehr von dem wunderbaren Brot und Käse zu bekommen.«
    »Und wohin gehen wir dann?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Auf einmal stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung.
     
    Jess fröstelte. Vom Sitzen am Boden war sie so steif geworden, dass sie sich kaum rühren konnte. Sie warf einen Blick zum Fenster. Auch hier wurde es langsam hell. Stöhnend stand sie auf und ging in das kleine Bad. Nach einer Dusche fühlte sie sich viel besser. Sie ließ sich ins Bett fallen und schlief sofort ein. Als sie aufwachte, war es beinahe zehn Uhr. Ihre freundliche Wirtin setzte ihr heiße panini und Kaffee vor, und derart gestärkt ging sie sofort wieder in ihr Zimmer.
     
    »Und was zum Hades willst du jetzt tun?« Lucius stand neben Titus und sah dem Beschlagmeister zu, der fachkundig das Bein seines Pferdes abtastete und sanft eine Schwellung an der Fessel berührte. »Sie wird’s ihrem Vater sagen, und dann kriegst du wirklich Ärger.«
    »Sie wird ihrem Vater nichts sagen, das ist ja das Großartige.« Titus griente. »Jetzt schließlich ist mir klargeworden, dass ihre Mutter ihm die ganze Zeit verheimlichen
wollte, dass ich die Königin der Silurer in einem Viehstall auf einem verregneten Berg im Land der Barbaren genommen habe! Warum ist die Geschichte denn sonst nicht schon längst herausgekommen? Außerdem hat sie mein Gesicht nie gesehen. Ehrlich gesagt glaube ich, dass nie die geringste Gefahr für mich bestand! Was für eine Ironie!«
    »Das heißt, du willst sie vergessen?« Eine Woge der Erleichterung erfasste Lucius. Bei der Vorstellung, noch weiter in die Pläne seines Freundes verstrickt zu werden, wurde ihm übel.
    »Auf keinen Fall! Ich will sie. Und ich kriege sie auch.«
    »Und wie? Sie sind geflohen.«
    Titus machte eine finstere Miene. Die Tatsache, dass die Gefangenen ihnen durch einen einfachen Sprung aus dem Wagen entkommen waren, würde so schnell nicht vergessen werden. Eine gesamte Kohorte der Prätorianer hatte sich damit lächerlich gemacht. Die Flucht der Gefangenen war erst bei der Rückkehr ins Lager bemerkt worden, als sie die Häftlinge zum Kerker auf dem Esquilin bringen wollten. Das Gefängnis hatte man in aller Eile in den Kellern von Häusern eingerichtet, die abgerissen worden waren im Versuch, eine Brandschneise zu schaffen. Von dort sollten die Christen entweder zum Zirkus oder zu den Lustgärten des Kaisers gebracht werden, wo sie als römische Kerzen dienen sollten.
    »Eigentlich ist es ein Glück, dass sie entkommen ist«, sagte Titus mit einem rauen Lachen. »Es wäre wirklich ein Jammer gewesen, wenn sie nur zur Unterhaltung des Kaisers gestorben wäre. Dann wäre ich ja um mein Vergnügen gebracht worden.« Als der Beschlagmeister sich aufrichtete, trat er vor. »Lohnt es sich, das Pferd zu behalten?«
    Der Mann nickte. »Ein paar Tage Ruhe, dann ist es so gut wie neu. Ich behalte es hier und verbinde die Schwellung.«
Er warf einen misstrauischen Blick zu dem Offizier. Solche Männer hatte er schon öfter erlebt. Der würde das Tier lieber zum Schlachter geben, als Zeit auf eine Behandlung zu verschwenden. Sacht beruhigte er das schwitzende Pferd und ließ Titus keine Zeit, seine Meinung zu ändern, sondern führte es so schnell wie möglich fort.
    »Und wie willst du sie finden?«, fragte Lucius, als sie auf das Quartier der Offiziere zusteuerten.
    Titus machte eine vage Geste. »Ich habe so das Gefühl, dass sie wiederkommen wird. In meinem Kopf ist da eine Stimme.« Er lachte schallend. »Die sagt mir, wo sie ist.« Er tippte sich an die Nase. »Vielleicht rieche ich sie auch.« Er blieb so abrupt stehen, dass Lucius fast mit ihm zusammenprallte. »Ich gebe dem kleinen Flavius noch ein paar Silbermünzen. Dann erfahre ich alles, was in der Villa vor sich geht. Du hast Recht, Eigon wird ihren Eltern sicher eine Nachricht zukommen lassen. Vielleicht ist sie sogar dumm genug, zurückzugehen und zu warten, dass ich sie nochmal hole. Ich sag dir was, Lucius, sie ist mutig. Sie hat mir die Stirn geboten.« Er grinste. »Das hat mir gefallen. Die andere, diese Antonia, die hat gewinselt wie ein geprügelter Hund.«
     
    Daniel grinste. Am Abend zuvor hatte er bei einer Raststätte gehalten, um etwas zu essen, und dann beschlossen, sich in einer nahe

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