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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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dein Vater offenbar sehr krank ist«, sagte Marcellus sanft. »Das Dienstmädchen, mit dem ich sprach, hat gesagt, der Haushalt sei völlig durcheinander.«
    »Ich gehe zu ihm.« Eigon drängte sich an Marcellus vorbei ins Haus.
    Caradocs Schlafzimmer wurde von Dutzenden Fackeln und Lampen erleuchtet. Cerys saß an seiner Seite, hielt seine Hand mit beiden Händen umfasst. Offenbar war er nicht bei Bewusstsein.
    Als Eigon eintrat, schaute sie auf. »Wo bist du gewesen?« Ihr Gesicht war von Tränen verquollen. »Er hat die ganze Zeit nach dir gefragt.«

    »Es tut mir leid, Mama. Ich konnte nichts dafür. Ich erkläre es dir später.« Auf Zehenspitzen näherte Eigon sich dem Bett, und da erst merkte sie, dass ein Dutzend oder mehr Leute im Zimmer standen. »Papa?« Betroffen schaute sie zu ihrer Mutter. »Was ist denn passiert? Als ich ihn das letzte Mal sah, ging es ihm doch noch so gut.«
    »Jemand ist gekommen und hat gesagt, dass du eine Christin geworden bist und sie dich verhaftet haben und du in der Arena sterben sollst!«, sagte Cerys vorwurfsvoll. »Ich habe gesagt, dass das nicht stimmen kann, aber sie sagten, sie hätten einen Beweis dafür. Sie hatten dein goldenes Armband dabei.«
    Eigon fasste sich ans Handgelenk. Ihr Armband fehlte tatsächlich. Sie hatte es nicht einmal bemerkt. »O Mama, es tut mir so leid. Antonia und ich sind tatsächlich verhaftet worden, aber wir konnten fliehen. Wir sind gekommen, sobald es ging.« Sie schaute sich im Raum um. »Jemand soll die Tore schließen und verriegeln!«, rief sie. »Warum sind sie überhaupt offen?«
    »Sie sind offen, damit dein Geist nach Hause kommen kann, Kind«, sagte Cerys etwas sanfter. »Wir haben gehört, was sie in der Stadt mit den Christen machen. Es war schlimm genug, Melinus zu verlieren. Mein eigenes Kind …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte es nicht ertragen. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht stimmt. Dass du keine Christin geworden bist. Aber er hat mir nicht geglaubt. Das war für deinen Vater einfach zu viel.«
    »Papa?« Eigon setzte sich aufs Bett und nahm eine Hand ihres Vaters. »Papa, ich bin’s, Eigon. Kannst du mich hören?«
    Caradoc regte sich nicht. Sein Gesicht war grau, seine Augen geschlossen.
    »Papa, mir ist nichts passiert. Ich bin sobald wie möglich zu dir gekommen.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn,
dann schaute sie wieder auf. »Wer hat euch denn gesagt, dass ich verhaftet worden bin?«
    Cerys zuckte mit den Schultern. »Irgendein Offizier. Er sagte, er sehe es als seine Pflicht an, uns davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Hat er mit euch persönlich gesprochen?«
    »Mit uns beiden, ja.«
    »Und hast du ihn erkannt?« Sie sah ihrer Mutter fest in die Augen.
    Cerys wurde blass. »Das war doch nicht … er?« Sie machte eine hilflose Geste. »Ich habe sein Gesicht nie gesehen, wie sollte ich ihn da erkennen?«, sagte sie schließlich.
    Eigon nickte. »Er hat all die Jahre nur gewartet.«
    »Was hat er mit dir gemacht?« Cerys schnappte nach Luft, ihre Stimme zitterte.
    »Nichts. Natürlich wollte er, aber dann sind Soldaten dazwischengekommen, und vor so vielen Zeugen hat er es sich anders überlegt. Also hat er sich damit zufrieden gegeben, Antonia und mich zu Marcellus und Stephanus und den Kindern in den Wagen werfen zu lassen.« Sie deutete auf die anderen, die mittlerweile ebenfalls den Raum betreten hatten. »Er hatte Recht. Eigentlich sollten wir in die Palastgärten gebracht werden.«
    Vor Entsetzen stöhnte Cerys auf.
    »Und dann ist ihm klargeworden, dass er mich sehr viel mehr verletzen kann, wenn er zu euch kommt.« Eigons Gesicht war aschfahl. »Er hat beschlossen, mich zu zerstören, indem er euch wehtut.«
    Cerys hielt ihrem Blick stand. »Er hätte deinem Vater alles erzählt, hätte Caradoc nicht das Bewusstsein verloren. Genau das war sein Plan. Es war so einfach. Einen König zu töten.« Sie machte eine kurze Pause. »Aber so einfach ist es nicht. Jetzt bist du hier. Aelius?«, rief sie. »Wo bist du?«

    Hinten im Raum waren schlurfende Schritte zu hören, dann trat der Haushofmeister vor.
    »Hast du die Tore verriegelt?«
    »Ja, Herrin.«
    »Kümmere dich darum, dass diese Leute versorgt werden. Sie sind unsere Gäste.« Sie hatte ihre Fassung ein wenig wiedergewonnen, und damit fand sie auch zu neuer Entschlossenheit. »Und sorge dafür, dass die anderen verschwinden.« Sie sah sich um, als bemerkte sie die vielen Dienstboten und Sklaven zum ersten Mal. »Mein Herr braucht Ruhe.

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