Die Tochter des Königs
dann berührte sie ihn tatsächlich.
»Aber, Daniel, kannst du ihn nicht spüren? Er ist direkt auf dir drauf. Er ist um dich herum.« Dann fiel es ihr wieder ein. »Hugo! O mein Gott, Hugo, mein Braver, komm, hilf mir. Bitte!«
»Wovon redest du denn?« Daniel war starr vor Angst. »Ich kann ihn nicht sehen.«
»Kannst du ihn nicht spüren? Daniel, er ist um dich. Hugo!« Dieses Mal schrie sie den Namen, und plötzlich war der Hund da, stand in der Mitte des Raums Daniel gegenüber. Riesig, schwarz, kräftig - und sprungbereit.
»Großer Gott, was ist das?« Daniel war aschfahl, entsetzt streckte er die Arme aus. »Halt ihn mir bloß vom Leib!«
Jess lächelte. »Geh. Jetzt. Ganz ruhig. Geh einfach. Ich kann ihn nicht lang zurückhalten.«
Daniel tastete panisch nach dem Türknauf, drehte hektisch daran, aber die Tür ging nicht auf. Wütend zerrte er daran.
»Du hast sie zugesperrt, Daniel«, sagte Jess ruhig. Sie sah, dass der Hund zu beben begann. »Hol den Schlüssel und steck ihn schnell ins Schloss. Viel Zeit bleibt dir nicht. Ich kann den Hund nicht mehr kontrollieren.«
»Ich kann ihn nicht finden!«
»Du hast ihn in der Hand gehabt. Du hast mich damit verspottet!«
»Was zum Teufel ist das, Jess?« Fahrig durchsuchte er seine Taschen. Endlich hatte er den Schlüssel gefunden, rammte ihn ins Schloss, drehte ihn um, und die Tür ging auf. Sekunden später rannte Daniel die Treppe hinunter.
Hugo drehte sich um und schaute zu Jess. Sie hätte geschworen, dass er lächelte. »Danke«, flüsterte sie. »Du hast mir das Leben gerettet.« Sie streckte die Arme nach ihm
aus, doch er verblasste schon. Sie war überzeugt, dass er mit dem Schwanz wedelte, ehe er verschwand.
Mit zwei Schritten hatte sie die Tür erreicht. Sie warf sie ins Schloss, bückte sich nach ihrer Tasche und kramte ihr Handy hervor. Mit zitternden Händen schaltete sie es an und betete, dass der Akku nicht völlig leer war, während sie Williams Nummer eintippte. »William, er war hier. Daniel. Er hat mich bedroht. Bitte komm.«
»Jess, ich habe die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen. Rhodri hat mich gewarnt.« Williams Stimme drohte überzuschnappen. »Bleib, wo du bist. Schließ dich ins Zimmer ein. Ich komm so bald wie möglich.« Damit war die Verbindung unterbrochen. Entsetzt schaute sie auf das Telefon. Hatte ihr Akku den Geist aufgegeben, oder war es seiner? Sie wählte noch einmal, bekam aber keine Antwort. Wo immer William war, sie konnte ihn nicht erreichen.
»Zeig dich kurz, dann versteck dich wieder hinter der Mauer.« Marcellus stand direkt neben ihr. »Das genügt, um sie wissen zu lassen, dass du hier bist.« Sie sahen die Gruppe Männer in der Ferne, doch sie waren zu weit weg, als dass sie jemanden erkennen konnten.
Ihr Bote hatte eine eindeutige Nachricht überbracht. Eigon würde sich ihnen freiwillig ausliefern, wenn Felicius und Julius unverletzt freigelassen würden. Neutrale Unterhändler müssten sicherstellen, dass der Austausch korrekt ablief. Nur waren die Unterhändler nicht neutral. Sie würden im letzten Moment vortreten und sich zwischen Eigon und ihre Häscher werfen, gerade lange genug, dass die drei im Schutz der Dunkelheit in Sicherheit gebracht werden konnten. Marcellus hatte das alles organisiert, wenn auch mit Bauchgrimmen. Es war die einzige Möglichkeit, um Julius und seinen Großvater aus dem Verlies frei zu bekommen.
Die Spiele konnten jeden Tag beginnen. Die Vorbereitungen in der Arena waren im vollen Gang, die Tiere hatten wieder Hunger.
Eigon war entschlossen. Sie war zu allem bereit, um Julius zu retten, und jetzt würde sie endlich auch Titus wieder begegnen. Es war, als hätte sie sich ihr Leben lang auf diese Begegnung vorbereitet. Dieses Mal würden sie sich als Ebenbürtige gegenüberstehen. Sie würde nicht im Nachteil sein. Sie wusste, wann und wo die Begegnung stattfinden würde, und sie hatte sich dafür gewappnet. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, vielmehr bebte sie vor Wut. Er bedrohte die Menschen, die sie liebte. Seit sie zurückdenken konnte, hatte er sie terrorisiert. Er hatte ihre Freundin getötet, fast hätte er auch sie umgebracht. Er hatte den Tod ihres Vaters verschuldet. Diese Begegnung würde zu ihren Bedingungen ablaufen.
Marcellus warf einen Blick zu ihr. Er spürte ihre Wut und ihre kalte Entschlossenheit. »Bereit?«, flüsterte er. Er hielt das ganze Unterfangen immer noch für Wahnsinn, aber welche andere Wahl hatten sie denn?
Sie nickte. »Ich
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