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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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keiner von ihnen ist jetzt hier, stimmt’s?« Er schüttelte den Kopf. »Carmella vertreibt sich den Nachmittag mit Henrico. Rhodri und Steph müssen mittlerweile den Ärmelkanal erreicht haben. Kim hat ihren Palast zugesperrt und treibt sich bei irgendwelchen Freunden an irgendwelchen Seen herum. Der einzige Unsicherheitsfaktor ist William, aber der ist eindeutig auch nicht hier.«

    »Aber er ist auf dem Weg hierher.« Das sagte sie, ohne nachzudenken.
    Seine Miene verhärtete sich. »Das macht alles natürlich ein bisschen dringlicher.«
    »Nein, Daniel, das stimmt nicht. Das bedeutet nur, dass du jetzt gehen solltest. Bevor er kommt. Geh einfach. Wir vergessen, dass du hier warst.« Sie warf ihm ein flehentliches Lächeln zu. »Bitte, du willst mir nicht noch mehr wehtun. Du bist nicht Titus. Titus war ein absolut widerliches Ekel!«
    »Das stimmt, das war er.« Daniel lächelte ironisch. »Man kann sich von ihm echt eine Scheibe abschneiden. Aber das Problem ist, er ist in meinem Kopf. Ich weiß, ich habe dir vorgeworfen, du seiest verrückt, und was die anderen Leute betrifft, stimmt das ja auch, für die bist du total durch den Wind. Aber ich fürchte, ich könnte auch verrückt sein.« Er seufzte nachdenklich. »Du wirst bloß von einem Gespenst heimgesucht, Jess. Bei mir ist es etwas viel Einschneidenderes. Es ist wirklich sehr seltsam, jemand anderen im Kopf zu spüren. Eine sehr merkwürdige Empfindung. Irgendwie spricht sie einen frei von dem, was man tut. Man tritt einfach in den Hintergrund und schaut zu. Gleichzeitig nimmt man aber trotzdem daran teil.« Er machte eine kurze Pause. »Der zweifache Spaß, sozusagen.« Er legte den Kopf schief. »Als ich dich nach der Schülerdisco gevögelt habe, war das nur zum Spaß. Ich habe dir was gegeben, damit du müde wirst. Die arrogante, hochnäsige Miss Kendal, die mich keines Blickes würdigte und sich im Bett dann wie eine Hure aufführte und alles tat, was ich ihr befahl. Es war großartig. Aber nichts, wofür es sich lohnen würde, meinen Job zu verlieren. Als du sagtest, du wüsstest, dass ich es gewesen bin, als du alles gefährdet hast, was für mich im Leben wichtig ist, wusste ich, dass ich etwas unternehmen musste.
Meine Wut hat mich selbst erstaunt. Und genau die war es, die Titus angezogen hat. Ihm war sofort klar, dass wir Seelenverwandte sind.«
    Jess merkte, dass sie am ganzen Leib zitterte. »Daniel, bitte. Wehr dich gegen ihn.«
    Daniel lächelte. »Warum denn? Es ist ein fantastisches Gefühl. Unglaublich beflügelnd!«
    »Kannst du ihn sehen?« Irgendwie musste sie dafür sorgen, dass er ständig weiterredete - nicht auf seinen Hohn eingehen, ihn beruhigen. Ganz ruhig das Gespräch in vernünftigere Bahnen lenken. »Beschreib ihn doch mal. Ich würde gern wissen, ob es derselbe Titus ist, den ich sehe.«
    Er schwieg eine Weile. Sie glaubte, tatsächlich sehen zu können, wie er eine Leinwand vor sich betrachtete. »Er ist groß. Dunkler Typ. Römische Nase. Sieht gut aus. Eine Tätowierung auf dem Arm. Ein verschlagener Blick und merkwürdig goldfarbene Augen.« Er dachte kurz nach. »Ehrlich gesagt, als befehlshabenden Offizier würde ich ihn mir nicht wünschen.« Er lachte auf und richtete seine Aufmerksamkeit unvermittelt wieder auf sie. »Tja, also, sieht er aus wie deiner?«
    Jess nickte. »Und Eigon?«
    »Dunkle Haare, blasses Gesicht. Neigt zu Sommersprossen. Wunderschöne klare graue Augen. Wunderschön. Völlig anders als du!«
    »Danke!«
    »Ich meinte damit, dass sie ganz anders aussieht als du.« Er lehnte sich wieder gegen die Tür. Jess überlegte sich, dass er doch langsam müde werden musste. Das war gut, oder nicht?
    »Jetzt wird sie mir allerdings ein bisschen zu fromm«, fuhr er nachdenklich fort. »Ab und zu ein bisschen Widerstandsgeist, aber sonst ständig dieses christliche Zeug, das
geht mir allmählich auf die Nerven. Was sie braucht, ist mal ein bisschen männliche Aufmerksamkeit!« Er grinste.
    »Weißt du, was am Ende passiert?«, fragte Jess, ohne auf seine letzte Bemerkung einzugehen.
    »Nein. Du?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß, wo sie zurzeit ist. Da, wo Titus sie nicht finden kann.«
    »Wo?«
    »Irgendwo in den Bergen in einem halb verfallenen Dorf, ein ganzes Stück von Rom entfernt.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Und es haben ja ziemlich viele Christen überlebt und von den Gräueltaten berichtet. Das weißt du ja.«
    »Ich könnte ihm sagen, wo sie war. Ist.« Er kniff die Augen

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