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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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beten. Schütte Jesus dein Herz aus. Lass dich von ihm trösten.«
    Fünf Tage blieb sie noch bei Petrus und Drusilla, dann brach sie auf, um nach Britannien zurückzukehren.

Kapitel 28
    J ess saß da und schaute zum Fenster hinaus. Am Himmel wurde es dunkler, die Farben verblassten ein wenig. Sie sah auf ihre Uhr und stellte überrascht fest, dass es schon nach acht war. Wo blieb William bloß? Mit steifen Beinen stand sie auf. Könnte sie nur Eigons Gewissheiten haben und Trost finden in einem Glauben, der ihr half, das alles durchzustehen. Eigon hatte den Großteil einer Woche im Gebet verbracht, unterstützt und getröstet von Petrus und einem ganzen Haus voll freundlicher, hilfsbereiter Christen. Petrus war es auch, der dafür gesorgt hatte, dass ihr die grauenhaften Schilderungen der Männer erspart blieben, die zum Bauernhaus gegangen waren, um die Toten zu begraben. Es war Petrus, der jeden Tag mit ihr über die Menschen sprach, die sie verloren hatte, Petrus, der mit ihr betete und sie aufrichtete, Petrus, der ihr erklärte, dass Julius und Antonia und Felicius jetzt bei den Engeln waren, dass sie sie alle eines Tages wiedersehen würde, dass vielleicht sogar ihr Vater und auch ihre Mutter genügend mit dem Wunder Christi in Berührung gekommen waren, um ihn in der Stunde ihres Todes um seinen Beistand zu bitten.
    Eigon entsann sich allerdings Petrus’ früherer Worte, sie würde eines Tages ins Land ihrer Geburt zurückkehren. In Rom erwartete sie jetzt nichts als Gefahr und Kummer. Die
Reiseplanungen lenkten sie von der schmerzlichen Leere ab. Sie sollte nach Ostia fahren und sich dort nach Massilia einschiffen. Von dort würde sie über Land reisen, auf gut instand gehaltenen Handelswegen immer weiter nach Nordwesten gehen und die Botschaft von der Liebe Christi mit sich führen. Aber sie sollte sich nicht allein auf den Weg machen. Petrus bestimmte zwei Personen zu ihrer Begleitung. Eine davon war Drusilla, die sich in den vergangenen Tagen als zuverlässige, verständnisvolle Freundin erwiesen hatte. Sie war eine kinderlose Witwe, die, wie sich herausstellte, überraschenderweise große Abenteuerlust verspürte. Zum Dritten im Bunde bestimmte Petrus Commios, einen Freigelassenen, der mit seinen Eltern aus Gallien nach Rom gekommen war und jetzt zu Petrus′ vertrautesten Schülern gehörte. Er freute sich sehr, in seine Heimat zurückzukehren.
    Es blieb keine Zeit, die Abfahrt genau auszuarbeiten. Gerüchteweise war zu hören, dass Titus Marcus Olivinus überall verlauten ließ, er suche nach Eigon und habe eine beträchtliche Belohnung auf ihre Gefangennahme ausgesetzt. Spione der Prätorianer lauerten überall. Diese Nachricht behielt Petrus allerdings für sich. Er wollte die Last auf Eigons Schultern nicht unnötig vergrößern. Solange er dafür sorgte, dass sie Rom sobald wie möglich verließ, war sie in Sicherheit. Er konnte nicht wissen, dass Titus keine zwei Straßen entfernt im öffentlichen Bad im Dampfraum saß und der hochinteressanten Information eines Händlers lauschte, der an ebendem Vormittag eine Ladung Olivenöl angeliefert hatte.
     
    Das Klopfen riss Jess aus ihrer Träumerei. »Signorina?« Es war Margaretta. »Carmella ist da. Sie wartet unten auf Sie.«

    Carmella saß im Empfangszimmer. »Jess! Gott sei Dank!« Sie sprang auf. »Ist alles in Ordnung? William hat völlig aufgelöst bei mir angerufen! Ist er schon hier? Er sagte, er werde sofort hierherkommen. Er hat sich solche Sorgen gemacht. Sein Handy hat kein Netz gefunden, und als er dich dann zurückrief, bist du nicht mehr drangegangen, also habe ich ihm versprochen, dass ich herkomme und nach dir schaue.«
    »Es tut mir leid. Wie immer habe ich völlig die Zeit vergessen.« Jess ließ sich auf den Stuhl neben sie fallen. »Ich glaube, mein Handy war wieder ausgeschaltet.«
    Carmella schüttelte den Kopf. »Du machst dem armen Mann das Leben wirklich schwer, Jess.« Sie seufzte. »Blöderweise habe ich mein Handy verloren. Also konnte ich ihn erst von hier aus wieder anrufen.«
    »Daniel hat dein Handy geklaut.« Jess schnitt eine Grimasse. »Kannst du dir das vorstellen? Er ist einfach in deine Wohnung spaziert und hat es mitgenommen. Er sagte, du hättest ihn nicht mal gesehen.«
    Carmella wurde blass. »Wann?«
    »Du hast jemanden zum Mittagessen erwartet und die Tür einfach geöffnet, ohne nachzusehen. Er hat die Nummer aus deinem Handyspeicher rausgefischt und hier angerufen und sich nach der Adresse erkundigt,

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