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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Warum denn? Nein …!« Aber sie kannte den Grund. Jetzt, wo ihr geliebter Gemahl tot war, ebenso wie Togo und Gwladys, und nachdem Eigon aus ihrem Leben
verschwunden war, war Cerys niemand mehr geblieben. Sie war ihrem geliebten Caradoc ins Land der ewigen Jugend gefolgt, im sicheren Glauben, dass sie beide eines Tages zusammen zu einem neuen Leben wiedergeboren würden. Eigons Augen füllten sich mit Tränen, einen Moment konnte sie sich gar nicht bewegen, so überwältigt war sie von ihrer Trauer.
    Erst sehr viel später stand sie auf und ging vom Feuer fort, um den Blick über die Berge schweifen zu lassen. Ein goldgelber Schmetterling umtanzte sie einen Augenblick und flog dann fort. Jetzt war sie es, die allein zurückblieb.
    Julius folgte ihr nicht, sondern saß einfach wartend auf dem Baumstamm und schaute ins Feuer, bis sie schließlich von selbst zurückkam. »Wie hat sie es gemacht?«
    »Ich glaube, sie hat Gift genommen.«
    Eigon presste die Lippen zusammen. »Sie muss sehr, sehr unglücklich gewesen sein.« Sie schaute zu ihm, ihre Wangen waren noch nass von Tränen.
    Er nickte und wischte sie sanft mit den Fingerspitzen fort.
    »Und es ist doch eine Sünde, oder nicht? Sich selbst das Leben zu nehmen?«, flüsterte Eigon nach einer langen Stille. Ihre Stimme zitterte.
    Julius zuckte mit den Schultern. »Deine Mutter war keine Christin. Und dein Vater auch nicht.«
    »Das heißt, in unseren Augen sind sie verdammt?« Eigon erhob sich wieder und ging rastlos auf und ab. »Das kann nicht sein.« Heftig wandte sie sich zu ihm um. »Das heißt doch, dass alle Menschen, die bisher gelebt haben, in die Hölle kommen, bis auf uns wenige Seelen.«
    Hilflos schüttelte Julius den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das stimmt. Darüber musst du mit Petrus sprechen. Er möchte dich sehen, Eigon. Ich habe dem Boten gesagt, dass du und
ich einen Weg finden werden, heute Abend zu ihm zu kommen.«
    »Und was, wenn jemand uns sieht?« Geistesabwesend war sie wieder von ihm fortgegangen, in Gedanken war sie noch bei ihrer Mutter.
    »Wir sorgen dafür, dass sie uns nicht sehen.«
    Sie machte ihn nicht auf die Sinnlosigkeit dieser Bemerkung aufmerksam. Offenbar stand jeder Baum und jede Mauer in Rom in Titus Marcus Olivinus’ Lohn.
     
    Ihre einzige Hoffnung bestand in ihrer Verkleidung und dem Schutz ihrer inbrünstigen Gebete. Das hatte schon einmal funktioniert, warum nicht ein weiteres Mal? Irgendwie mussten sie zu Petrus gelangen, und es schien das Vernünftigste, sofort aufzubrechen, bei Tageslicht, wie Menschen, die nichts zu befürchten hatten. Sie machten sich am späten Nachmittag auf den Weg, beladen mit Körben von Lebensmitteln, die sie als Geschenke mitbrachten und die gleichzeitig dem Zweck dienten, sie überzeugend wie einen Bauern und seine Frau aussehen zu lassen, die einem Kunden rechtzeitig zu seiner abendlichen Essenseinladung ihre Erzeugnisse brachten. Sie trugen schlichte Gewänder und waren allein, keine Sklaven, keine Eskorte begleiteten sie. Eigon ritt auf einem Maultier, Julius ging neben ihr her. Er grinste zu ihr hinauf. »Und? Wie gefällt dir das Leben als einfache Bauersfrau?«
    Die Bemerkung riss sie aus ihren schwermütigen Gedanken, sie lächelte verlegen. »Es gefällt mir sehr gut.« Ihre Augen waren noch rot vom vielen Weinen.
    Er griff nach ihrer Hand, mit der anderen führte sie das Maultier. Die am Sattel befestigte Weinamphore baumelte zwischen ihnen, die Körbe mit Obst und Gemüse und Brot hingen zu beiden Seiten von Eigon herab. »Kannst du dir
vorstellen, die Frau eines Mannes zu werden, der kein Bauer ist?« Mit blitzenden Augen schaute er zu ihr hinauf.
    »Das ist denkbar.« Ein Glücksgefühl durchflutete sie, für einen Moment verebbte ihre Trauer.
    »Ich dachte, ich könnte gleich nach unserer Ankunft mit Großvater sprechen«, sagte er leise. »Ich hätte so gern seinen Segen, wenn ich heirate.« Er hielt immer noch ihre Hand.
    »Und hast du dir schon überlegt, wen du heiraten könntest?« Sie studierte angelegentlich die Ohren des Maultiers.
    »Ja, das habe ich. Ich dachte, ich könnte eine Frau heiraten, die ein bisschen anders ist. Nette römische Mädchen sind so langweilig. So«, er wedelte mit seiner freien Hand durch die Luft, »so römisch.«
    Sie lächelte. »Und würde Felicius deine Hochzeit mit einer Frau billigen, die nicht langweilig und römisch ist?«
    »Das weißt du doch. Seit Monaten macht er Andeutungen, ich solle mich beeilen und die Betreffende fragen,

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