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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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wieder da. Es ist ja gut möglich, dass das alles nur ein Missverständnis ist und Großvater von Marcellus schon gehört hat, wo wir sind, und sofort kehrtgemacht hat. Dann begegne ich ihm unterwegs.«
    Einen Moment schmiegte Eigon sich an ihn. »Bitte, pass auf dich auf. Ich könnte es nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren.«
    Er gab ihr einen Kuss auf die Lippen. »Ich bin so bald wie möglich wieder hier. Und dann bitten wir Petrus, uns zu trauen!« Er grinste zu dem alten Mann hinüber. »Ich wollte zuerst Großvater um seinen Segen bitten, aber jetzt bitte ich dich um deinen, für meine Reise. Ich werde Großvater finden, und Antonia bringe ich auch gleich mit. Sie wären sicher sehr verärgert, wenn wir ohne sie heiraten würden.«
    Damit war er fort.
    Eigon starrte auf den Boden, plötzlich war sie wieder den Tränen nahe. Drusilla legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ihm passiert schon nichts, du wirst sehen. Komm mit, wir unterhalten uns ein bisschen und überlassen Petrus seinen Briefen und seinen Gebeten.« Sie lächelte dem alten Mann freundlich zu.
    Er nickte. »Es wird mir eine große Freude sein, euch beide zu trauen«, sagte er mit einem aufmunternden Lächeln. »Das ist etwas, auf das wir uns freuen können.«
    Eigon wachte noch vor Morgengrauen auf. Kurz schaute sie sich in dem unbekannten Raum um, wusste zunächst nicht, wo sie war, dann setzte sie sich voll Angst auf. In der Tür stand eine Gestalt. »Was ist?«

    Der Junge, der an ihre Tür geklopft hatte, hatte eine Lampe bei sich. Schatten tanzten über die Wände und die Decke. »Bitte kommt, Herrin. Schnell.«
    Sie legte sich eine Decke um die Schultern und folgte ihm. Im großen Raum hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt. Einer der Sklaven ging umher und entzündete die Lampen. Drusilla war auch da, sie weinte.
    »Was ist los? Was ist passiert?« Auf einmal empfand Eigon mehr Angst als je zuvor im Leben.
    Petrus lehnte schwer auf seinem Stab. Er war noch in die alte blaue Tunika gekleidet, die er am Abend zuvor getragen hatte. Sein Gesicht war eingefallen. »Meine Liebe, ich fürchte, ich habe sehr schlechte Nachrichten für dich.« Er streckte die Arme nach ihr aus. »Sei auf das Schlimmste gefasst.« Er schob einen jungen Mann vor sich, der bislang neben ihm gestanden hatte. Seine Kleider waren zerrissen und mit Staub bedeckt. Es dauerte einen Moment, bis Eigon in ihm Silas erkannte, der sie aus der Villa ihres Vaters begleitet hatte.
    »Was ist passiert?« Ihr Mund war völlig trocken. Sie blickte in die Gesichter der Umstehenden und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein. Bitte, nicht.« Fast ohne es zu merken, war sie auf Petrus zugetreten. Er legte ihr einen Arm um die Schultern. »Sei stark, mein Kind.«
    »Wir sind verraten worden.« Silas schüttelte den Kopf, seine Schultern bebten vor unterdrücktem Schluchzen. »Ich war unten am Bach, um Wasser zu holen, als ein Trupp Soldaten den Berg heraufkam. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, irgendjemanden festzunehmen. Sie haben einfach alle getötet. Alle. Die Frauen. Stephanus’ Kinder. Marcellus.« Seine Stimme drohte überzuschnappen. »Felicius Marinus. Antonia. Alle.«
    Eigon erstarrte. Sie wusste, dass er sprach, aber sie konnte ihn nicht mehr hören. Julius’ Gesicht erschien vor ihr. Sein
Lächeln, sein Mund, seine Augen. Die Arme nach ihr ausgestreckt.
    »Wir saßen zusammen beim Essen.« Er sprach weiter, aber die Worte drangen kaum noch zu ihr durch. »Felicius war angekommen. Er suchte nach dir und Julius.« Jetzt schüttelte er wieder den Kopf. »Es war eine List. Sie müssen ihm gefolgt sein.«
    Eigon hörte ihm nicht mehr zu. Sie löste sich aus Petrus’ Armen und ging zur Tür. Benommen trat sie ins Atrium hinaus und schaute in den Teich, der in der Mitte eingelassen war. Wenn sie erwartet hatte, dort Szenen des Blutbads zu sehen, so wurde ihr das erspart. Das Wasser lag klar und ruhig über dem Mosaik von Pflanzenblättern.
    Als Petrus schließlich zu ihr kam, begegnete sie seinem Blick mit klaren Augen. »Das ist alles meine Schuld. Dahinter steckt Titus Marcus Olivinus. Wären es Neros Leute gewesen, hätten sie sie alle festgenommen und in den Kerker gebracht, um sich an ihrem Tod zu weiden. Das war eine persönliche Sache. Er hat jeden einzelnen Menschen umgebracht, den ich liebe. Wahrscheinlich stand er auch hinter dem Tod meiner Mutter.«
    Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    Petrus nahm ihre Hand. »Komm, meine Liebe, lass uns

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