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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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»Die erste Gemahlin meines Vaters gehörte zu den Trinovanten, das war der Stamm, den er zusammen mit den Catuvellaunen regierte. Sie starb im Kindbett, so wurde mir zumindest erzählt. Als er dann sein Heer nach Westen führte, um den Widerstand gegen Rom zu organisieren, hat er meine Mutter kennengelernt und sie geheiratet. Es sind wohl ihre Berge, die ich als Heimat betrachte und die ich in meinen Träumen sehe. Aber am meisten erinnere ich mich daran, dass wir mit meinem Vater ewig kreuz und quer übers Land reisten, während er die römischen Eindringlinge bekämpfte.« Sie lächelte. »Euer Volk war unser Albtraum!«
    Drusilla nickte. »Das kann ich mir gut vorstellen, meine Liebe. Es muss schrecklich für euch gewesen sein. Wir denken immer, dass die Welt nur auf uns gewartet hat und sich nichts sehnlicher wünscht, als an unserer Zivilisation und unserer Herrschaft teilzuhaben. Die Götter Roms haben ihren Nachfolgern die ganze Welt verheißen.« Sie winkte einem kleinen Kind zu, das im seichten Wasser am Flussufer herumplanschte. Es starrte sie an und machte dann eine unhöfliche Geste. Die beiden Frauen mussten lächeln. »Da ist noch jemand, der nur unfreiwillig zum Römer geworden ist!«, sagte Drusilla leise.
    Eigon lachte. »Die Leute schätzen ihre Freiheit mehr als ihr Leben.«

    »Und trotzdem hat dein Vater nie versucht, wieder nach Britannien zu gehen?«, fragte Drusilla. »Entschuldige, die Frage ist nicht besonders einfühlsam.«
    »Er hat davon geträumt«, antwortete Eigon langsam. »In unserer ersten Zeit in Rom hat er oft davon gesprochen, aber dann ging es ihm gesundheitlich so schlecht, dass er wusste, er würde seinem Volk nicht helfen können. Dafür musste er erst wieder zu Kräften kommen. Manchmal erhielten wir Nachrichten, dass sie ihn nach wie vor als ihren Befreier betrachteten, aber sie führten den Kampf ohne ihn weiter, und irgendwann kamen keine Nachrichten mehr. Wahrscheinlich dachten die Leute zu Hause, mein Vater wäre tot.« Ihre Miene verfinsterte sich.
    »Du glaubst, sie haben den Kampf aufgegeben?«
    Eigon zuckte mit den Schultern. »Nach allem, was ich gehört habe, hat sich der Großteil Britanniens still dem Joch gebeugt. Vor vier Jahren gab es unter der Königin der Icener einen Aufstand, aber auch der wurde niedergeschlagen. Es gibt zwar immer noch Landstriche, wo sie die Niederlage nicht anerkennen wollen, aber darüber habe ich sehr wenig erfahren.«
    »Und du glaubst nicht, dass du als Erbin deines Vaters als Königin empfangen werden wirst?«
    Eigon sah sie entgeistert an. »Das glaube ich nicht.«
    »Meine Liebe, ich denke, du solltest dich für vieles wappnen. Es ist gut möglich, dass der römische Statthalter dir ganz bestimmte Motive für deine Rückkehr unterstellt. Bislang sind wir davon ausgegangen, dass wir einfach in die Provinz reisen und uns dort frei bewegen können, um die Botschaft Jesu zu verbreiten, wie Er es uns aufgetragen hat. Aber vor unserer Abfahrt habe ich mit Gaius gesprochen, natürlich ohne ihn in unsere tatsächlichen Pläne einzuweihen. Er war wenig zuversichtlich. Wir wissen einfach nicht,
was uns erwartet. Der Statthalter ist ein Mann namens Marcus Trebellius Maximus. Nach allem, was ich hörte, konnte er die Britannier ganz gut davon überzeugen, dass das Leben im Römischen Reich gewisse Vorteile mit sich bringt. Er wird dich vielleicht nicht unbedingt wohlwollend empfangen.« Unvermittelt lächelte sie, ihre Augen blitzten. »Das müssen wir abwarten. Es ist spannend! Und Commios mag spannende Unternehmungen. Wir müssen ihm einfach immer wieder sagen, dass das Ganze ein Abenteuer ist. Dann bleibt er ganz bestimmt bei uns.«
    Eigon warf ihr einen besorgten Blick zu, dann lächelte auch sie. »Du tust mir wirklich gut, Drusilla. Du bist eine sehr starke Frau. Und so optimistisch. Manchmal gerate ich in meinem Entschluss ins Wanken. Ich habe Zweifel. Und Angst.« Sie machte eine kurze Pause. »Manchmal überwältigt mich die Einsamkeit, obwohl ich bete.« Sie schaute nach unten ins Wasser. »Ich konnte mit Julius nie richtig zusammen sein.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Aber er fehlt mir so sehr.«
    Drusilla legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ich weiß.«
    »Ich dachte, ich würde ihn in der Nähe spüren.« Eigon machte eine hilflose Geste. »Du weißt doch, unser Volk spürt manche Sachen einfach. Manchmal sehen wir die Menschen, die gestorben sind. Aber er ist nicht da.«
    »Er ist bei Jesus, Eigon. Er ist jetzt in

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